Es wird eng!

Das ist keine gute Woche für den Limburger Oberhirten Franz-Peter Tebartz-van Elst. Am Montag das Eingeständnis, dass der Bau des Diözesanzentrums mindestens 31 Millionen Euro kostet. Dann heute die offizielle Bestätigung seitens der Hamburger Staatsanwaltschaft, dass sie beim Amtsgericht einen Strafantrag beantragt hat. Sie wirft dem Bischof vor, „in zwei Fällen falsche Versicherungen an Eides Statt vor dem Landgericht Hamburg abgegeben zu haben“.

Bischof Tebartz-van Elst im Atrium seines Bischofshauses. (dpa)

Das Amtsgericht hat noch nicht über den Antrag entschieden. Trotzdem wird es für den Limburger Bischof immer enger; der Druck auf den 53-Jährigen wächst; die Forderungen nach einem Rücktritt werden immer lauter. Selbst wenn das Amtsgericht Hamburg den Antrag der Staatsanwaltschaft ablehnt und die Staatsanwaltschaft diese Ablehnung akzeptieren würde, wird es schwer für Tebartz-van Elst, sein Amt als Bischof von Limburg weiter auszuüben. Zuviel Vertrauen ist in den letzten Wochen verloren gegangen.

Selbst der Versuch eines Neuanfangs nach dem „brüderlichen Besuch“ von Kardinal Giovanni Lajolo  aus Rom vor zwei Wochen scheint schon im Keim zu ersticken. Bischof Tebartz-van Elst hatte damals zugesagt, künftig mehr Transparenz walten zu lassen und mehr den Dialog mit den Beratungsgremien der Laien und Priester zu suchen. Doch die Fronten haben sich in den letzten Tagen noch mehr verhärtet. Ein Dialog erscheint zunehmend unmöglich.

Die Prüfkommission der Bischofskonferenz zum Bauprojekt auf dem Domberg nimmt in Kürze ihre Arbeit auf. Wann Ergebnisse vorliegen, ist derzeit noch nicht abzusehen. Es ist allerdings nur schwer vorstellbar, dass angesichts der Größe des Projekts und der im Raum stehenden Vorwürfe die Prüfung binnen weniger Tage abgeschlossen sein wird. Die Mitglieder der Prüfkommission sind geheim. Damit wolle man die Freiheit ihrer Arbeit garantieren, heißt es aus der Bischofskonferenz. Bekannt ist nur, dass es sich um interne und externe Experten handelt aus den Bereichen Bauplanung, Finanzen und Recht. Sie sollen drei Dinge klären: die Kosten, die Finanzen und die Entscheidungswege.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, kündigte an, dass er in der kommenden Woche in Rom mit Papst Franziskus über den Fall Limburg sprechen werde sowie mit Vertretern in Kurienbehörden. Er verfolge den Vorgang mit großer Sorge. Vor der Bundespressekonferenz erklärte er heute in Berlin. „Ich bin sicher, dass sich der Bischof gründlich und mit der notwendigen Selbstkritik mit dieser Entwicklung auseinandersetzt.“ Zwar enthielt sich Zollitsch jeglicher öffentlicher Kritik an seinem Mitbruder; doch war diese zwischen den Zeilen durchaus deutlich herauszuhören.

Der Ball liegt nun bei Tebartz-van Elst und dem Vatikan. Der Limburger Oberhirte könnte von sich aus dem Papst seinen Amtsverzicht anbieten. Es ist davon auszugehen, dass dieser den Rücktritt annehmen würde, um weiteren Schaden von der Person des Bischofs und der Kirche abzuwenden. Denn die Auswirkungen sind längst nicht mehr nur auf das Bistum Limburg beschränkt. Schon hört man aus anderen Diözesen, dass Gläubige sich verärgert an ihre Bischöfe wenden und den Austritt aus der katholischen Kirche erwägen. Längst ist das Problem Tebartz-van Elst zu einem Problem für die ganze katholische Kirche in Deutschland geworden.

Das hatten verschiedene Bischöfe bereits vor Monaten kommen sehen und in vertraulichen Gesprächen ihren Mitbruder zur Kurskorrektur aufgefordert. Der ließ den gut gemeinten Rat unbeachtet und befindet sich nun in einer scheinbar ausweglosen Situation.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.