Bätzing: „Dieser Krieg ist inakzeptabel.“
Mit deutlichen Worten hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung im oberfränkischen Vierzehnheiligen den Krieg Russlands gegen die Ukraine kritisiert. „Wir verurteilen erneut dieses völkerrechtswidrige Verbrechen“, so Bischof Bätzing beim Eröffnungsgottesdienstes. Der russische Überfall auf die Ukraine sei ein Verrat am Frieden. Er missachte freie Menschen in ihrer Würde und in ihrem Selbstbestimmungsrecht, kritisierte Bätzing. „Dieser ungerechte Krieg legt – vor aller Welt sichtbar – die hässliche Fratze tyrannischer autokratischer Macht frei. Es muss ein Ende damit haben – jetzt, sofort.“ Gemeinsam mit dem Exarchen der Ukrainisch-katholischen Kirche, Bischof Bohdan Dzyurakh, sprach er ein Friedensgebet am Gnadenbild der Wallfahrtsbasilika. Bei den viertägigen Beratungen werden sich die Bischöfe mit der Lage in der Ukraine beschäftigen. Daneben stehen der Synodale Weg und die Reform des kirchlichen Arbeitsrechts auf dem Programm.
„Ungerechter Machthaber“ bedroht Frieden in Europa
Die Worte waren an Deutlichkeit kaum zu überbieten, mit denen der Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, am Montag den Krieg gegen die Ukraine verurteilte. Von einem kalten und brutalen Überfall auf die Ukraine sprach er, von russischer Aggression, die offenbar keinen Halt kenne. „Die perfide Kriegsführung aus Moskau zeigt erschreckend, wozu Menschen in der Lage sind“, erklärte der Limburger Bischof. Beim anschließenden Gebet um Frieden betete Bätzing gemeinsam mit dem Ukrainisch-katholischen Exarchen für die Menschen in der Ukraine, für Frieden und Versöhnung, für ein Ende des Kriegs. „Gott, der du alles vermagst, falle den Kriegstreibern in die Arme und wende ihr Herz dem Dialog und der Verständigung zu.“ Ein „ungerechter Machthaber“ überziehe „die Menschen des freien Volkes Ukraine“ mit einem Krieg und bedrohe den Frieden in ganz Europa. Für Donnerstag kündigte Bätzing zum Abschluss der Vollversammlung eine Erklärung der Bischofskonferenz zum Ukraine-Krieg an.
Katholizität bedeutet Weite
In seiner Predigt beim Eröffnungsgottesdienst sprach der Konferenzvorsitzende dann über das Thema Katholizität. Damit positionierte er sich auch beim zweiten großen Thema der Beratungen in Vierzehnheiligen klar. Katholizismus sei alles andere als eine „geschlossene Gesellschaft“, erklärte Bätzing mit Verweis auf den Theologen Henri de Lubac. „Katholisch, das ist gelebte Verbundenheit, nicht konfessionelle Enge, nicht Abschottung und Identität durch Grenzziehungen. Bätzing sieht sich mit dem Gedanken in der Tradition des II. Vatikanischen Konzils. Dieses sei aus einer „konfessionellen Selbstbehauptung“ herausgetreten hin zu einer ökumenischen Weite. Es habe einen kämpferischen Antimodernismus überwunden, „die Welt grundlegend als Fundort und Bewährungsraum des Glaubens“ entdeckt und sich schließlich zur Freiheit des menschlichen Gewissens bekannt.
Hier habe die Kirche im besten Sinne gezeigt, „dass Lehrentwicklung möglich ist“, erklärte Bätzing. Mit diesen Gedanken versuchte der Konferenzvorsitzende den Boden zu bereiten für die Diskussionen der kommenden zwei Tage. Da werden sich die Bischöfe sehr intensiv mit dem Synodalen Weg beschäftigen sowie mit den dort diskutierten Texten. Dabei geht es etwa um Fragen der Anthropologie. Diese sind entscheidend für die anstehenden Texte des Synodalen Wegs zur Sexualmoral und der geforderten Neupositionierung der Kirche zur Homosexualität. Bätzing ist sich bewusst, dass es hier noch Vorbehalte bei vielen Bischöfen gibt. Deshalb will er die Themen in Vierzehnheiligen ausführlich diskutieren. Auf die Frage, ob er sicher von der geforderten Zweidrittelmehrheit der Bischöfe bei den Beratungen der Texte des Synodalen Wegs ausgehe, sagte Bätzing gegenüber Journalisten: „Wenn ich sicher wäre, wäre es kein synodaler Weg.“
Klare Zeichen von Kardinal Woelki erwartet
Der Konferenzvorsitzende zeigte sich im Gottesdienst realistisch, sprach von etlichen Barrieren, die es noch zu überwinden gelte, etliche Durchbrüche, die es noch zu wagen gelte, auf dem Weg zu der von ihm skizzierten „Katholizität“. Zuallererst müsse die Kirche demütig bekennen, „wie sehr wir uns in der Kirche an unseren eigenen Geschwistern schuldig gemacht haben; wie sehr wir deren Leben belastet und ihnen die Verbundenheit verwehrt haben“. Vielleicht wolle Gott die Kirche durch die aktuelle Krise dazu bewegen, „uns nicht mehr über andere zu erheben, sondern umzukehren zu gelebter Katholizität“, stellte Bätzing fest.
Beim Pressegespräch zum Auftakt der Vollversammlung skizzierte Bischof Bätzing den Zeitplan für die Überarbeitung des kirchlichen Arbeitsrechts. Im Juni soll es die Erste Lesung beim Ständigen Rat der Bischofskonferenz geben. Er stehe zu Prozesstreue und Sorgfalt bei dieser Reform. Es gebe unter den Bischöfen den starken Willen der Veränderung. Mit Blick auf die Rückkehr Kardinal Rainer Maria Woelkis in sein Amt als Erzbischof von Köln sagte Bätzing, er sei dankbar, dass dieser wieder bei der Bischofskonferenz dabei sei. Zugleich erklärte er, dass die Verantwortung nun bei Papst Franziskus und dem für Bischofsernennungen zuständigen Kardinal Marc Ouellet liege. Woelki müsse nun deutliche Zeichen setzen, wie er in den Dialog mit den Gläubigen kommen wolle. „Ich glaube, lange zusehen wird man nicht können“, erklärte Bätzing. Er wünsche und hoffe, dass es ein neues Miteinander zwischen Erzbischof und Bistum geben könne. Die Situation sei allerdings nach wie vor „hoch angespannt“, da während der Auszeit es keine Chance gegeben habe, miteinander in den Dialog zu kommen.
Für den Fortgang des Synodalen Wegs sind die Beratungen in Vierzehnheiligen von zentraler Bedeutung. Gut möglich, dass in den nächsten Tagen die Weichen gestellt werden für Erfolg oder Misserfolg des Reformprozesses.
2 Kommentare
Gibt es auch eine Botschaft an den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill oder geht man deutlichen Stellungnahmen lieber aus dem Weg ? Von wegen des üblichen Abwiegelns Religion selbst habe nichts mit kriegerischen Auseinandersetzungen zu tun sondern werde immer nur missbraucht…
Siehe Blogtext vom 10. März. Zudem: Mehrfach haben Vertreter der Bischofskonferenz seit Beginn des Kriegs den Patriarchen klar zur Distanzierung vom Krieg aufgefordert.
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