Synode zu Ehe und Familie – Tag 12

Wie geht die katholische Kirche künftig mit den „heißen Eisen“ um? Darum geht es in der dritten Phase der Synode. 93 Statements gab es seit gestern Vormittag zum dritten Teil des Arbeitspapiers. Eines der dominierenden Themen war der Umgang mit den wiederverheirateten Geschiedenen. Dabei gab es, so die Vatikanberichterstatter beim Briefing, von 0 bis 100 alle Schattierungen. Mehrfach wurde demnach Papst Franziskus für die jüngste Reform der Ehenichtigkeitsverfahren gedankt. Auch Abt Jeremias Schröder hatte dies im Namen der Christen in China gemacht. Das geht aus seinem Statement im Plenum hervor, das heute von der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht worden war. Unterdessen hat sich gestern und heute Kardinal Raymond Burke zu Wort gemeldet. Gleich zwei Pressekonferenzen nutzte der konservative Kirchenmann gestern und heute, um seine Stimme in der aktuellen Debatte zu erheben. Burke selbst ist nicht mehr Mitglied der Kurie und wurde vom Papst auch nicht als Mitglied durch „päpstliche Ernennung“ zur Synode berufen.

Thema wiederverheiratete Geschiedene in seiner ganzen Breite

Es ist schwierig, einen Überblick über die Vielfalt der Statements zum Thema wiederverheiratete Geschiedene zu geben. Es wurden letztendlich viele der Positionen wiederholt, die im vergangenen Jahr „auf dem Markt“ waren. Die entscheidende Arbeit findet jetzt ab Samstagnachmittag in den Sprachzirkeln statt. Einige Anmerkungen aus dem Briefing. Viele Synodenväter haben sich für die Verteidigung der katholischen Lehre stark gemacht und wünschten sich „Klärungen“. Die Kirche habe nicht das Recht, das Wort Gottes zu verändern, wurde ein Teilnehmer beim Briefing zitiert. Andere sagten, wenn man der Lehre und den Worten Jesu folge, habe die Kirche kein Recht, Menschen dauerhaft von den Sakramenten auszuschließen. „Wir sind keine Kontrolleure, die dauernd die Reinheit der Christen überprüfen“, lautete das Votum eines Synodenvaters. Sehr viele Synodenväter äußerten sich zur Möglichkeit des Zugangs zum Sakrament der Beichte und Eucharistie. Einer schlug einen Katechumenatsweg vor. Auch der Bußweg wurde angesprochen, den Kardinal Walter Kasper in die Diskussion eingebracht hatte bei seinem Vortrag beim Konsistorium im Februar 2014.

In diesem Kontext ging es auch um die Lehre der Kirche zur „Sünde“. Auch das Thema der „geistlichen Kommunion“ stand wieder im Raum, das im vergangenen Jahr bereits kontrovers diskutiert wurde. Ein Synodenvater berichtete von einer Erstkommunion, bei der das Kind zwei Teile aus seiner Hostie herausgebrochen habe, um sie seinen Eltern zu geben, um mit ihnen gemeinsam dieses Fest zu feiern. Diese waren geschieden wiederverheiratet und hätten die Kommunion nicht erhalten. Laut Berichterstatter wurden die unterschiedlichen Herangehensweisen der Synodenväter deutlich. Es gebe jene, die sagen, die Kirche müsse treu zur Lehre stehen und sich nicht der Welt angleichen. Andere sagten, man müsse an der Seite der Menschen stehen.

360 Modi zu Teil 2

Neben den wiederverheirateten Geschiedenen ging es aber noch um eine ganze Reihe anderer Themen. Dazu gehörten etwa die Frage nach den Strukturen der Gemeinde im Kontext der Familienpastoral, Prostitution, die Bedrohung der Welt und besonders der Familien durch Terrorismus und Gruppen wie IS. Gerade aus Asien und Afrika wurde immer wieder über die religionsverschiedenen Ehen gesprochen. Unterdessen versuchen die Relatoren, Experten und die Redaktionsgruppe des Schlussdokuments die rund 360 Modi zum zweiten Teil zu sortieren und für die Aufnahme in die Relatio finalis vorzubereiten. Kardinal Raymond Burke rief dazu auf, an der traditionellen katholischen Morallehre festzuhalten. Bei einer Pressekonferenz in Rom stellte er nach Angaben der Katholischen Nachrichtenagentur heute fest: Sünde wie etwa praktizierte Homosexualität oder Scheidung müssten im katholischen Schulwesen klar benennen werden. Man müsse sich jeder Indoktrinierung durch die Genderlehre widersetzen. Die christliche Lehre verlange, dem Sünder mit Liebe zu begegnen, die Sünde selbst jedoch entschieden abzulehnen. Bei der Pressekonferenz ging es um das Thema Erziehung und Familie.

Autorenbild

Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

15 Kommentare

  • Silvia
    16.10.2015, 1:05 Uhr.

    Der tiefschürfende theologische Zugang der deutschsprachigen Gruppe dürfte richtungsweisend sein, denn daraus geht klar hervor, dass die heutige Ehelehre nicht schon seit 2000 Jahren besteht sondern sich im Laufe der Kirchengeschichte schrittweise entwickelt hat.

    Daraus ergibt sich m.E. logischerweise die Schlussfolgerung, dass eine Weiterentwicklung der Lehre heute und in Zukunft möglich ist.

    Dazu die bereits genannten sehr interessanten Ausführungen zu Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes, die kein Widerspruch sind, da Gott die Liebe ist und beide Eigenschaften Gottes in der Liebe zusammen fallen (ich hoffe, dass ich das richtig wiedergegeben habe)

    Interessant auch die Predigt von Papst Franziskus in der Frühmesse in Santa Martha am Donnerstag den 15. Oktober, nachzulesen auf Radio Vatikan.

  • Johannes P.
    16.10.2015, 10:36 Uhr.

    – „Burke selbst ist nicht mehr Mitglied der Kurie“

    Er ist seit Ende September wieder Mitglied der Kongregation für Heiligsprechungsprozesse.

    Anmerkung der Redaktion: Burke ist zwar Mitglied, aber nicht mehr Leiter eines Dikasteriums.

  • JasJu
    16.10.2015, 10:51 Uhr.

    Man stelle sich das vor: Ein Erstkommunion-Kind bröckelt während der Messe am Leib Christi herum und latscht zu seinen in Todsünde lebenden Eltern, um diesen das Allerheiligste zu spenden. Diese Anhäufung unerhörter Sakrilegien wird dann von einem Prälaten als rührendes Beispiel vorgebracht. Einfach nur degoutant.

    • Suarez
      16.10.2015, 14:51 Uhr.

      Das Kind hat eine anima naturaliter christiana. Das Wort „Bröckeln“ zeigt, was Sie wirklich von der Transsubstantiation halten…
      An Herrn Konx: „dieses kind hat mehr von christus in seinem herzen verstanden als viele synodenväter und danach gehandelt.“
      Danke für Ihre zutreffenden und richtigen Worte!

    • Wanda
      16.10.2015, 17:58 Uhr.

      JasJu 10:51
      – Da Sie anscheinend so bibelfest sind, sollten Sie die Worte des Nazareners über Kinder vielleicht nochmal nachlesen ? Dieser befürchtete offenbar von Kindern keine Sakrilege – ganz im Gegenteil zu Ihnen. Aber so sind sie nunmal, die Schulmeister-Katholiken: der Buchstabe ist ihnen wichtiger als der Sinn dahinter…
      Und noch etwas: Aufpassen ! Wenn Sie auf Andere mit dem Finger zeigen, weisen gleichzeitig drei auf Sie selbst…

    • Silvia
      16.10.2015, 18:35 Uhr.

      JaSU wie Sie sich hier über dieses unschuldige Erstkommunionkind äußern, ist lieblos und zeugt davon, dass Sie überhaupt kein Herz für Kinder haben, keinerlei Empathie für deren Gefühle.

      Was denken Sie wohl, wie Jesus sich über dieses Kind und Ihren herzlosen Kommentar äußern würde?

      Und ob die Eltern dieses Kindes „in Todsünde leben“ oder nicht, überlassen Sie doch bitte Gott zu beurteilen.

      Ich habe mich bisher wenig zu Ihren Kommentaren hier geäußert, aber sich so über ein Kind auszulassen, geht einfach zu weit.

    • Heilbründl
      17.10.2015, 6:21 Uhr.

      Vor langer Zeit war ich Tischmutter bei meinen zwei Kindern. Man will den Kindern ja zeigen, wie wichtig einem die Eucharistie ist. Bei dem jetzt schon pensionierten Pfarrer war es kein Thema, daß auch die in zweiter Ehe lebende Eltern mit zur Kommunion gehen durften. Er meinte, was sollen Kinder denken, wenn ihre Eltern nicht dabei sein dürften, weil diese in Sünde lebten. Die Kinder sind ja sozusagen das Produkt der Sünde – wie würden Sie sich fühlen. Laut Kirche dürften sie ja gar nicht entstanden sein. Außerdem war seine Meinung, die Eltern, die wiederverheiratet waren, würden dann schon aus Frust und Ärger über ihre Situation der Kirche den Rücken kehren und bei einem Drittel an Scheidungen sind dies dann schon sehr viele Kinder, die nicht mehr religiös erzogen würden.
      Alle Eltern in der Kommunionvorbereitung und die Tischmütter standen hinter der Meinung des Pfarrers und ich finde das gut.
      Die Zweitehen gibt es in unserer Gesellschaft, die Menschen sind oft kirchlich sehr engagiert, wenn man sie denn läßt und die Kinder (die es eigentlich nicht geben dürfte) werden religiös erzogen. Soll man das aus Prinzipienreiterei auf’s Spiel setzen?

  • Alberto Knox
    16.10.2015, 11:00 Uhr.

    man sollte kardinal burke nicht konservativ nennen. er ist ja doch, wie ich finde, reaktionär.
    „Ein Synodenvater berichtete von einer Erstkommunion, bei der das Kind zwei Teile aus seiner Hostie herausgebrochen habe, um sie seinen Eltern zu geben, um mit ihnen gemeinsam dieses Fest zu feiern. Diese waren geschieden wiederverheiratet und hätten die Kommunion nicht erhalten.“
    dieses kind hat mehr von christus in seinem herzen verstanden als viele synodenväter und danach gehandelt.

    • Wanda
      16.10.2015, 17:59 Uhr.

      Alberto Knox 11:00
      – Bingo !

  • Brigitta
    16.10.2015, 15:34 Uhr.

    Zu dem Kind: ich finde es unmöglich, so etwas in die Öffentlichkeit zu bringen. Keiner von uns weiß, aus welchem innerfamiliären Gespräch heraus diese Entscheidung gefallen ist, was Jasju schreibt, finde ich einfach nur sehr überheblich. Mir fällt da nur ein „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“
    Allgemein: ich bin froh, dass die Synode wirklich ernsthaft am Thema arbeitet und damit Fehlentscheidungen, die unter Papst Johannes Paul und Benedikt entstanden sind, wieder zu revidieren, denn bis in die 70er Jahre hinein gab es meines Wissens sehr wohl einen Zugang zu den Sakramenten für die Wiederverheirateten.

    • silberdistel
      16.10.2015, 23:52 Uhr.

      Brigitta. Es gab und gibt bis zum heutigen Tage den Zugang für WvG zu den Sakramenten! Nämlich wenn WvG vor dem zuständigen Seelsorger erklären, das sie auf Geschlechtsverkehr verzichten. Dann bleibt die erste Ehe intakt, die Sünde des Bruchs des Ehesakramentes liegt erst gar nicht vor. Nach katholischem Verständnis.

      • Brigitta
        19.10.2015, 0:38 Uhr.

        Und genau das ist nicht nachvollziehbar und unmenschlich, zu einer intakten Ehe gehört auch das sexuelle Miteinanderseins.

  • sam
    19.10.2015, 12:03 Uhr.

    I’m glad that you shared this useful info with us. thank you
    […]*

    *Der Beitrag wurde editiert.

Kommentare geschlossen

Dieser Beitrag kann nicht länger kommentiert werden.