Mit dem Papst gegen Sklaverei
Der Kampf gegen moderne Sklaverei ist eines der zentralen Anliegen von Papst Franziskus. In diesen Tagen gibt es eine ganze Reihe von Veranstaltungen zu diesem Thema im Vatikan. Heute ging die Vollversammlung der Päpstlichen Sozialakademie zu Ende, die sich dem Thema widmete. Am Montag gibt es einen Studientag mit dem Schwerpunkt „Kinderhandel“, an dem unter anderem Königin Silvia von Schweden teilnehmen wird. Am Dienstag ist UN-Generalsekretär Ban Ki-moon im Vatikan, um mit dem Papst und Experten über Sklaverei, Klimawandel und nachhaltige Entwicklung zu sprechen. Erst vor wenigen Tagen hat der Vatikan eine Internetseite freigeschaltet, auf der über das Engagement in diesem Bereich informiert: endslavery.va. Aufsehen erregte heute zudem ein Bischofsrücktritt in den USA.
Abschaffung der modernen Sklaverei als „Milleniumsziel“
20 Jahre lange haben wir in der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaft jedes Jahr dicke, unlesbare, völlig akademische Bücher produziert, so die Chefin der vatikanischen Denkfabrik, Margaret Archer, heute mit einem Augenzwinkern gegenüber Journalisten. „Und was ist mit ihnen passiert: Sie haben eine Menge Staub angezogen und sie hatten keine großen Folgen.“ Das solle sich nun ändern unter Papst Franziskus. Bereits im Sommer 2013 habe Franziskus an den Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften und die Akademie der Sozialwissenschaften, Erzbischof Marcelo Sánchez Sorondo, geschrieben und darum gebeten, sich mit Menschenhandel, moderner Sklaverei und Organhandel zu beschäftigen. Im November 2013 fand bereits die erste Veranstaltung zum Thema im Vatikan statt.
Archer berichtete, die Sozialakademie möchte erreichen, dass die Abschaffung der Sklaverei in die neuen „Milleniumsziele“ für die Zeit von 2015 bis 2030 aufgenommen werde. Nach Expertenschätzung verdienten die Hintermänner rund 150 Milliarden US-Dollar im Jahr mit Menschenhandel, so die britische Soziologin. Der italienische Wirtschaftswissenschaftler Stefano Zamagni verwies darauf, dass 70 Prozent der Betroffenen im Bereich der modernen Sklaverei und des Menschenhandels Frauen seien. Dabei gehe es nicht nur um Zwangsprostitution, sondern die Zahl der Arbeitssklaven nehme immer mehr zu. Hier seien die Verbraucher in der Verantwortung.
Darauf verwies auch der Soziologe Pierpaolo Donati. Die Kriminalisierung von Prostitution etwa in Norwegen und Schweden habe wenig bewirkt. Entscheidend sei, dass an der Nachfrageseite gearbeitet werde. Das gelte sowohl für den Bereich Prostitution als auch die Arbeitssklaverei. Dabei stellte Donati fest, dass sich die Moralität unserer Gesellschaft in Bezug auf Sklaverei ändere. Meist gebe es nur eine „oberflächliche Solidarität“ mit den Betroffenen. Die Ergebnisse der Beratungen der Sozialakademie sollen auf der neuen Internetseite veröffentlicht werden.
Missbrauch: US-Bischof zurückgetreten
Interessant ist heute eine Personalie in den USA. Dort hat Papst Franziskus den Rücktritt des Bischofs von Kansas City-Saint Joseph angenommen. Bischof Robert Finn war im September 2012 von einem US-Gericht zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Es sah es als erwiesen an, dass Finn sexuellen Missbrauch durch einen Priester seines Bistums vertuscht haben soll. Der Vatikan hatte im Herbst 2014 eine Untersuchung in Finns Bistum gestartet. Das Ergebnis blieb allerdings vertraulich. Opfervertreter hatten wiederholt den Rücktritt des 62-Jährigen gefordert. Heute musste er nun seinen Platz als Ordinarius räumen. Erst vor wenigen Tagen hatte der Leiter der vatikanischen Kinderschutzkommission, Kardinal Sean Patrick O’Malley, sowie Mitglieder der Kommission ein härteres Vorgehen bei Vertuschung von Missbrauchsfällen gefordert. Zurzeit schwelt noch ein Konflikt um den chilenischen Bischof Juan de la Cruz Barros, den Papst Franziskus erst vor wenigen Wochen zum Bischof von Osorno ernannt hatte. Auch ihm wird vorgeworfen, einen Priester gedeckt zu haben. Barros weist die Vorwürfe zurück. Der Vatikan hatte Ende März erklärt, die Nominierung sei durch die Bischofskongregation genau geprüft worden und diese habe „keine objektiven Gründe gefunden, die gegen die Ernennung sprachen“.