Das neue ist da!
Die beiden Päpste haben es schon – also der amtierende und der emeritierte. Die meisten Gläubigen in Deutschland haben es noch nicht: das neue Gotteslob. Am !. Advent wird es offiziell eingeführt. Wir übertragen eigens den Festgottesdienst am Sonntag ab 9.30 Uhr aus dem Freiburger Münster. Doch außer im Freiburger Münster gibt es im Erzbistum Freiburg noch keine neuen Gotteslob-Bücher. Denn das Bistum des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gehört zu den Diözesen, die wegen der Druckprobleme erst im Verlauf des nächsten Jahres das neue Gebet- und Gesangbuch bekommen.
Das ist bitter. 10 Jahre haben rund 100 Experten gerungen, gesungen, diskutiert und komponiert – und dann scheitert es am Druckpapier, dass zum 1. Advent alle Bistümer ihr neues Gotteslob haben. Trotzdem dürfte das mehr als 1000 Seiten umfassende Werk die nächsten Wochen in den Bestsellerlisten sein. Die Auflage liegt bei weit mehr als drei Millionen Exemplaren.
Das neue Gesangbuch atmet eine größere inhaltliche Weite, sagen Experten wie der Mainzer Liturgiewissenschaftler Ansgar Franz. Von der Gregorianik bis zu Taizé-Gesängen, von der Romantik bis zum Neuen Geistlichen Lied findet sich im neuen Gotteslob ein breiteres Spektrum als im Gotteslob von 1975. Damals mussten gerade Lieder aus dem 18. und 19. Jahrhundert in der Folge des II. Vatikanischen Konzils weichen. Auffallend ist auch, dass mehr „Ö-Lieder“ im neuen Gotteslob enthalten sind – also Lieder, die in Text und Melodie mit anderen christlichen Kirchen abgestimmt sind.
Im neuen Gotteslob sind mehr Gebete, Texte und spirituelle Impulse enthalten als im Vorgänger-Buch. Damit wird es noch mehr zu einem Gebetbuch. Damit soll auch der Entwicklung Rechnung getragen werden, dass viele Menschen nicht mehr so fest im katholischen Glauben verwurzelt sind und damit Impulse etwa für das Gebet in der Familie hilfreich sein könnten. Allerdings ist die Varianz dann am Ende doch begrenzt. Angesichts zunehmenden Priestermangels findet sich auch ein Vorschlag für Wort-Gottes-Feiern. Allerdings konnten sich die Bischöfe nicht durchringen, eine Wort-Gottes-Feier mit Kommunionfeier in den Teil des Gotteslobs aufzunehmen, der für alle Bistümer gleich ist, also den Stammteil. Jedes Gotteslob besteht ja aus dem Stammteil und einem diözesanen Eigenteil. Die (Erz-)Bistümer Freiburg und Rottenburg-Stuttgart haben einen gemeinsamen Eigenteil und dort findet sich ein Vorschlag für eine Wort-Gottes-Feier mit Kommunionfeier. So zeigt sich also auch am Gotteslob, wie schwierig eine Konsensfindung innerhalb der Bischofskonferenz bisweilen wird.
Ein Beispiel für die Dezentralisierung in der katholischen Kirche, wie sie Papst Franziskus diese Woche vorgeschlagen hat, könnte gerade den Bereich des Gotteslobs betreffen. Denn ein Teil des Gotteslobs, also die Lieder und Texte, die etwa in der Eucharistiefeier verwendet werden sollen, mussten alle in Rom genehmigt werden. Muss das sein? Können das nicht auch die lokalen Bischöfe entscheiden, wie die Katholiken in ihrem Land korrekt beten? Kennen sie nicht die Traditionen und Besonderheiten besser als Referenten in einer römischen Behörde? Hier könnte sie beginnen, die Kompetenzverschiebung zu Gunsten der nationalen Bischofskonferenzen.
P.S. Weitere Informationen zum Gotteslob und ein Interview mit dem Mainzer Liturgiewissenschaftler Ansgar Franz gibt es hier.