„Freude des Evangeliums“

Papst Franziskus wird zum Ende des Jahrs des Glaubens sein zweites großes Dokument veröffentlichen. Am Sonntag wird er es beim feierlichen Abschlussgottesdienst Geistlichen, Ordenschristen und Laien überreichen. Zwei Tage später soll es dann der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Bisher ist über den Inhalt nichts bekannt. Vor einigen Monaten hatte Franziskus selbst angekündigt, dass er zum Abschluss des Glaubensjahres ein Apostolisches Schreiben über die Evangelisierung veröffentlichen will. Darin wird er die Ergebnisse der Bischofssynode vom vergangenen Herbst aufgreifen; aber auch eigene Impulse zum Thema Evangelisierung geben. Franziskus nutzte nach eigenen Angaben die Sommermonate, um das Papier zu verfassen.

Der Titel passt zu den Ansprachen und Predigten des Papstes aus den vergangen Monaten. Immer wieder hatte er von der positiven Option des christlichen Glaubens gesprochen, von der Freude, die Christen in die Welt tragen sollten. Miesepetrige Glaubende hatte er kritisiert. Man darf daher gespannt sein, was Papst Franziskus unter „Evangelii gaudium“ (Freude des Evangeliums), so der offizielle Titel des Dokuments, versteht. Das letzte große päpstliche Lehrschreiben, dass mit dem Wort „Evangelii“ begann und sich mit der Evangelisierung beschäftigte, ist vor über 30 Jahren veröffentlicht worden und gehört noch heute zu den Standardtexten kirchlichen Lebens. „Evangelii nuntiandi“ (Die Verkündigung des Evangeliums) lautete der Titel des Apostolischen Schreibens von Papst Paul VI. vom 8. Dezember 1975. Er fasste damit die Ergebnisse der dritten Ordentlichen Bischofssynode zusammen, die im Herbst 1974 zum Thema Evangelisierung getagt hatte. Das Dokument von Paul VI. darf im Rückblick durchaus als prophetisch eingeordnet werden.

Im vergangenen Oktober tagte die 13. Ordentliche Vollversammlung der Bischofssynode zum Thema „Neuevangelisierung für die Weitergabe des Glaubens“. Ob „Evangelii gaudium“ ähnlich wegweisend wird wie „Evangelii nuntiandi“? Die Synodenväter übergaben zum Abschluss der Bischofssynode im vergangenen Jahr dem damals amtierenden Papst Benedikt XVI. eine Liste von 58 Empfehlungen, wie in einer zunehmend säkularisierten und globalisierten Welt eine Neuevangelisierung auszusehen hat. Es wird spannend, welche dieser Empfehlungen nun Franziskus aufgreifen wird. Er selbst, damals noch Erzbischof von Buenos Airs hatte nicht an der Synode teilgenommen. Wie schon erwähnt, will er in seinem Apostolischen Schreiben auch über die Empfehlungen der Synode hinausgehen.

P.S. Das Strafverfahren gegen den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist eingestellt. Dazu kam es, nachdem der Bischof gegenüber dem Amtsgericht die Vorwürfe eingeräumt hat. Daraufhin stellte dieses das Verfahren gegen eine Geldauflage von 20.000 Euro ein. Das bedeutet, es gibt kein Gerichtsverfahren gegen Bischof Tebartz-van Elst. Er ist durch dieses Vorgehen auch nicht vorbestraft. Der Makel, dass er über seinen Indienflug in der 1. Klasse nicht die Wahrheit gesagt hat und die Unwahrheit mit einer Lüge aus der Welt zu schaffen versuchte, bleibt. Im Falle eines Bischofs wiegt ein solcher Vorgang schwer. Doch liegt es auch in der Hand von Bischof Tebartz-van Elst, entsprechend mit der Causa umzugehen. Seine Kritiker müssen sich fragen, wie sie mit der gerne zitierten christlichen Haltung von Vergebung, Versöhnung und Neuanfang in der konkreten Situation umgehen. Natürlich gehören dazu auch Einsicht, Reue und Umkehr dessen, der sich falsch verhalten hat. Nachdem die Frage des Strafbefehls nun geklärt scheint, konzentriert sich alles auf die Vorgänge in Limburg. Hier wird wohl erst die Prüfkommission Licht ins Dunkel bringen. Die will ja bis Ende Januar zu einem Ergebnis kommen. Dann wird es spannend – und Rom zu einer Entscheidung kommen müssen.

P.P.S. In den letzten Tagen wurde hier viel über die Sicherheit des amtierenden Papstes diskutiert. Dabei wurde auch von einer schusssicheren Weste gesprochen, die Benedikt XVI. mehrfach getragen haben soll. Mir ist dazu nichts bekannt. Wohl hat er aber gelegentlich eine Art leichtes Stützkorsett getragen, um den Oberkörper zu entlasten.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.