Synodalversammlung: Gedämpfte Stimmung zum Auftakt

Kann der Synodale Weg gelingen oder ist er angesichts unrealistischer Erwartungen zum Scheitern verurteilt? Diese Frage bestimmt auch die 2. Vollversammlung, die an diesem Donnerstag in Frankfurt startete. Zum Auftakt gab es eine Aussprache über die aktuelle Situation nach den Entscheidungen des Papstes zum Erzbistum Köln. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, verteidigte den Weg gegen Kritik vor allem von konservativer Seite: “Von Instrumentalisierung des Missbrauchs zu sprechen, wenn wir uns hier an die Aufgabe heranmachen, die Situation der Kirche in unserem Land so zu verändern, dass Menschen in unserem Land uns wieder vertrauen, das, finde ich, ist eine sehr unerlaubte, sehr anmaßende Stellungnahme.“ Der Sprecher des Betroffenenbeirats der Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, erklärte gleichlautend: „Wir Betroffenen fühlen uns nicht instrumentalisiert durch den Synodalen Weg.“ Vor dem Tagungszentrum versammelten sich einige Demonstranten, um für Reformen in der katholischen Kirche zu werben. Nur wenige Bischöfe suchten den Dialog mit den Protestierenden.

Die Entscheidungen des Papstes zum Erzbistum Köln wurden zu Beginn der Synodalversammlung kontrovers diskutiert. (Quelle: dpa)

Richtungsentscheidungen stehen an

Die 2. Synodalversammlung ist eine Etappe auf einem Weg, der noch bis mindestens Herbst 2023 dauert. Es werden in Frankfurt in dieser Woche keine definitiven Entscheidungen getroffen, aber es finden wichtige Abstimmungen über die Grundausrichtung von Texten statt. Dabei haben alle vier Foren Papiere vorgelegt – insgesamt knapp 200 Seiten. Das Forum zu „Macht und Partizipation“ legte mit neun Dokumenten die meisten Texte vor. Darunter sind bereits sehr konkrete Reformvorschläge: etwa zur „Einbeziehung der Gläubigen bei der Bestellung des Diözesanbischofs“ oder der Predigtordnung mit der Möglichkeit der Laienpredigt auch in der Eucharistiefeier. Die Foren „Priesterlicher Dienst“ und „Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ konzentrierten sich jeweils auf einen Grundtext. Im Forum zu „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ konnte man sich bisher noch nicht auf einen Grundtext einigen.

Bischof Franz-Josef Bode, einer der beiden Co-Vorsitzenden des Frauenforums, erklärte dazu, dass die Bandbreite der Meinungen in dem Forum extrem groß sei. Über eine externe Prozessbegleitung habe man zu einem guten Gesprächsklima gefunden. Die Mitglieder hätten sich dazu entschieden, vom Praktischen zum Grundsätzlichen zu kommen. Ein Grundtext liege fast fertig vor, so Bode. Dieser werde dann bei der nächsten Vollversammlung im Februar 2023 im Plenum zur Diskussion gestellt. Die dieses Mal vorgelegten Texte des Frauenforums beschäftigen sich unter anderem mit „Frauen an Theologischen Fakultäten, Instituten und kirchlichen Hochschulen“ sowie mit der „Leitung von Pfarreien, Gemeinden und Pastoralen Räumen“.

Bätzings Botschaft an den Papst

In vielen Diskussionen am Rande spielt die Frage eine Rolle, was Rom zu dem ganzen Prozess und den einzelnen Papieren sagt. Dass es grundsätzlich Vorbehalte gibt in der Römischen Kurie, ist bekannt. Wie der Papst wirklich darüber denkt, ist nicht ganz sicher. Der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterovic, ist als Beobachter in Frankfurt dabei. „Heiliger Vater, wir bearbeiten keine Texte, sondern Träume, die wachsen sollen“, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, zum Auftakt der 2. Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt. Er griff dabei einen Gedanken aus dem Vorbereitungsdokument für den weltweiten Synodalen Weg auf. Dort heißt es, es gehe bei einer Synode nicht darum, Dokumente zu produzieren, sondern „Träume aufkeimen zu lassen, Prophetien und Visionen zu wecken“. Bätzing stellte zudem fest, dass der Synodale Weg „kein Sonderweg der Deutschen“ sei. In vielen Ländern gebe es vergleichbare Prozesse, die über dieselben Themen diskutierten. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, zeigte sich erfreut, dass der Synodale Weg auch im Ausland sehr aufmerksam verfolgt wird.

Trotz mancher Polemik und scharfer Kritik im Vorfeld sind am ersten Tag alle Beteiligten um eine ernsthafte Debatte bemüht. Schon bei den wenigen Wortmeldungen wurde deutlich, dass die Fronten nicht zwischen Laien und Bischöfen verlaufen. Auf beiden Seiten gibt es Unterstützer und Gegner von Reformen. Detailfragen lagen am ersten Tag noch nicht auf dem Tisch. Das wird am Freitag der Fall sein, wenn die Texte zu den „Heißen Eisen“ auf der Agenda stehen.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

2 Kommentare

  • Novalis
    01.10.2021, 15:09 Uhr.

    Der einzige, der den Missbrauch instrumentalisiert, ist Voderholzer selbst. Auf dem Rücken von Menschen, die von einem perfiden klerikalen System und dessen Nutznießern missbraucht worden sind, dieses System für unschuldig zu erklären ist auf derselben Ebene wie der Satz „Niemand hat vor eine Mauer zu bauen“. Aber auch solche Bischöfe werden einer Strafe im Fegfeuer nicht entgehen.

  • Wanda
    01.10.2021, 17:12 Uhr.

    Allein schon wie man einen Menschen mit dem fast blasphemischen „Heiliger Vater“ anreden kann, zeigt die Entfernung der Amtskirche vom Wort und der Warnung des Nazareners (es gibt nur einen Vater, der im Himmel) und dem noch unverdorbenen Urchristentum“. Dauert noch, aber die Institution Amtskirche ist auf dem besten Wege sich abzuschaffen: bald schon gibt es mehr Häuptlinge als Indianer…

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