Friedensappell zum Jahresstart

Papst Franziskus hat zum Jahresbeginn die Menschen dazu aufgerufen, mitzubauen an einer gerechteren und brüderlicheren Welt. In seiner Predigt beim Neujahrsgottesdienst im Petersdom in Rom mahnte er, „die Gleichgültigkeit zu überwinden, die die Solidarität vereitelt, und aus der falschen Neutralität herauszutreten, die das Miteinander-Teilen behindert“. Der 1. Januar wird seit 1968 in der katholischen Kirche als Weltfriedenstag begangen. Franziskus griff damit das Thema seiner Botschaft zum Weltfriedenstag auf. Die hatte das katholische Kirchenoberhaupt in diesem Jahr unter das Motto gestellt: „Überwinde die Gleichgültigkeit und erringe den Frieden“. Beim Angelus lieferte Franziskus gleichsam eine Begründung für das Thema: „Der Feind des Friedens ist nicht nur der Krieg, sondern auch die Gleichgültigkeit, die uns nur an uns selbst denken lässt und Barrieren, Argwohn, Ängste und ein In-sich-Verschließen schafft.“ 2016 beginnt mit dem Friedensappell also ganz traditionell im Vatikan. Franziskus will im Verlauf des Jahres einige Akzente setzen, etwa mit seinem Besuch an der Grenze zwischen Mexiko und den USA Mitte Februar. Das wird allerdings nicht die einzige Reise des Papstes in diesem Jahr sein. Der Terminkalender füllt sich langsam.

Trotz Krieg, Terror und Ungerechtgkeit gebe es auch viele Zeichen der Hoffnung, Zeichen der Solidarität und Barmherzigkeit. Traditionell sind beim Neujahrsgottesdienst Sternsinger aus Deutschland und Österreich anwesend. (Quelle: ap)

Trotz Krieg, Terror und Ungerechtgkeit gebe es auch viele Zeichen der Hoffnung, Zeichen der Solidarität und Barmherzigkeit. Traditionell sind beim Neujahrsgottesdienst im Petersdom Sternsinger aus Deutschland und Österreich anwesend. (Quelle: ap)

Das Gute gewinnt immer

Zum Jahresabschluss machte der Papst gestern beim traditionellen Te Deum den Menschen Mut. Auch wenn das zu Ende gegangene Jahr von Gewalt, Krieg, Terror und Flucht geprägt gewesen sei, dürfe man nicht vergessen, dass das Gute immer gewinne, so Franziskus. „Wir können nicht vergessen, dass viele Tage von Gewalt geprägt waren, von Tod, von unglaublichem Leid vieler Unschuldiger, der Flüchtlinge, die gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen“, sagte Franziskus. „Trotzdem haben viele große Gesten der Gutmütigkeit, der Liebe und der Solidarität die Tage in diesem Jahr erfüllt.“ Auch wenn diese nicht in die Fernsehnachrichten gekommen seien, so Franziskus. Das Kirchenoberhaupt zeigte sich überzeugt: „Das Gute gewinnt immer, auch wenn es in einigen Momenten schwächer und versteckt erscheinen kann.“ Und er forderte zur eigenen Gewissenserforschung auf: „Wir sind aufgerufen, zu überprüfen, ob die Ereignisse in der Welt den Willen Gottes verwirklicht haben, oder ob wir vor allem den menschlichen Projekten Gehör geschenkt haben, die oft von privaten Interessen und dem unstillbaren Durst nach Macht und Gewalt geleitet werden.“ Kritisch äußerte er sich mit Blick auf seine Bischofsstadt Rom, die im vergangenen Jahr von schweren Skandalen gebeutelt worden war wie den Stadt-Mafia-Skandal und den Rücktritt des Bürgermeisters. Es sei Engagement nötig, „um die Kernwerte von Ehrlichkeit und Solidarität zurückzugewinnen“.

Arbeitsreiches 2016

Für 2016 füllt sich bereits der Terminkalender von Papst Franziskus. Am 17. Januar wird er die römische Synagoge besuchen. Wenige Tage zuvor, am 12. Januar, wird das erste Interviewbuch des Papstes vorgestellt. Es trägt den Titel „Der Name Gottes ist Barmherzigkeit“. Der italienische Vatikanist Andrea Tornielli hatte im vergangenen Sommer mit Papst Franziskus über die zentrale Kategorie seines Pontifikats gesprochen. Franziskus wirft dem Vernehmen nach einen Blick auf Glaube, Kirche und Welt durch die Brille der „Barmherzigkeit“.

Noch vor Ostern soll das nachsynodale Schreiben zur Familiensynode erscheinen. Das wäre Rekordzeit, brauchten solche Dokumente früher doch immer ein knappes Jahr. Wie zu hören ist, soll bereits in wenigen Tagen eine erste Version des Papiers vorliegen. Darin wird auch die Frage nach dem Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene zu einem guten Ende kommen; auch wenn es keine generelle Zulassung geben wird. Das Dokument könnte das Datum des 19. März tragen, dem Gedenktag des heiligen Josef, und damit eine Anbindung an die Heilige Familie haben. Allerdings ist das der Samstag vor Palmsonntag in diesem Jahr. Ob Franziskus so kurz vor der Heiligen Woche ein so wichtiges Dokument veröffentlichen will, bleibt abzuwarten. Entscheidend wird auch sein, wie die Übersetzungsarbeit vorankommt.

Synodalität und Papstreisen

Für Februar steht die nächste Sitzung des Kardinalsrats K9 an. Thema der Beratungen soll die Dezentralisierung sein. Der Sekretär des Synodensekretariats, Kardinal Lorenzo Baldisseri, hatte zum Jahresende angekündigt, dass es im Februar dazu auch ein Expertentreffen geben soll. Ekklesiologen und Kirchenrechtler sollen über Synodalität in der katholischen Kirche beraten. Dabei soll es auch darum gehen, welche Kompetenzen etwa auf die Ebene der Bischofskonferenzen verlagert werden können. Dabei wird es dann auch darum gehen müssen, wie die unterschiedlichen Möglichkeiten, die die einzelnen Bischofskonferenzen haben, dabei berücksichtigt werden können. Denn in vielen Teilen der Welt sind die Strukturen nicht so gut ausgeprägt, wie in Europa und vor allem im deutschsprachigen Raum.

Direkt nach der K9 wird Franziskus zu seiner ersten Auslandsreise starten. Sie führt ihn vom 12. bis 18. Februar nach Mexiko. Es ist die 12. Auslandsreise von Franziskus und bereits die vierte, die ihn nach Amerika führt. Blickt man in den päpstlichen Terminkalender für 2016 zeichnen sich zum Jahreswechsel doch langsam wieder eine ganze Reihe von Auslandsreisen ab. Außer der Mexikoreise ist bisher nur die Reise zum Weltjugendtag Ende Juli nach Krakau bestätigt. Allerdings sind im Terminkalender allein für das 1. Halbjahr 2016 noch zwei weitere Termine für Reisen freigehalten. So ist für das Wochenende des 22. Mai eine Reise geplant, voraussichtlich ein Europatrip mit einer Station in Armenien, sowie für die Tage rund um den 22. bis 26. Juni, voraussichtlich für eine weitere Interkontinentalreise. Im Herbst dürfte es dann noch eine weitere Auslandsreise geben.

Heilige der Herzen wird offiziell Heilige

Für den Herbst steht die Heiligsprechung von Mutter Teresa an. Sie dürfte am 4. September, einen Tag vor dem Sterbetag der Ordensfrau in Rom stattfinden. An diesem Wochenende findet im Rahmen des Außerordentlichen Heiligen Jahres der Barmherzigkeit die Jubiläumsfeier für alle diejenigen statt, die haupt- oder ehrenamtlich im sozialen Bereich tätig sind. Es dürfte der heimliche Höhepunkt des Heiligen Jahres sein – zumindest nach dem, was bisher über den Verlauf des Jubiläums bekannt ist.

Daneben wird es darum gehen, die Reformen der Kurie voranzubringen, auch die angestoßenen Reformen im Bereich der Finanzen und der Medien. Hier gibt es noch heftige Widerstände, wie nicht zuletzt der neue Vatileaks-Skandal gezeigt hat. Über die Probleme im Bereich der Medienreform wird wenig bekannt. Mir scheint aber, dass der neue Präfekt des Sekretariats für Kommunikation, Monsignore Dario Edoardo Viganò, nicht mit sehr viel Feingefühl bei seiner Reformarbeit vorgeht und damit noch größere Vorbehalte gegen die Veränderungen hervorgerufen hat, als sie bei vatikanischen Reformprozessen sowieso schon vorhanden sind. Es wird sehr spannend, was sich in diesem Bereich 2016 alles bewegen wird. Immerhin hat der Papst mit Greg Burke einen Laien zum stellvertretenden Leiter des Vatikanischen Presseamts und damit stellvertretenden Pressesprecher des Vatikans gemacht. Der 55-jährige US-Amerikaner tritt sein Amt am 1. Februar an, wenn der langjährige zweite Mann des Pressamts, Pater Ciro Benedettini, in den Ruhestand tritt. Burke war lange Jahre als Journalist tätig, unter anderem für das Time Magazin und Fox News. Er gehört dem Opus Dei an und arbeitete seit 2012 im vatikanischen Staatssekretariat als Medienberater.

Besucherzahlen halbiert

2015 haben 3,21 Millionen Menschen an Veranstaltungen des Papstes im Vatikan teilgenommen. Damit hat sich die Zahl der Besucher gegenüber 2014 nahezu halbiert. Damals hatte der Vatikan 5,92 Millionen Teilnehmer bei Audienzen, Liturgien und dem sonntäglichen Mittagsgebet gezählt. 2015 nahmen an den 42 Generalaudienzen insgesamt 704.000 Menschen teil, das sind im Schnitt 16.700 Teilnehmer. Im Jahr davor waren bei den 43 Generalaudienzen noch knapp 1,2 Millionen Menschen dabei, im Schnitt also 27.900. Im vergangenen Jahr zählte die Präfektur des Päpstlichen Hauses für die Spezialaudienzen 408.760 (2014: 567.100), für die Gottesdienste 513.000 (2014: 1,11 Mio) und für das Angelusgebet 1.585.000 (3,04 Mio) Teilnehmer. Franziskus nähert sich damit den Teilnehmerzahlen von Papst Benedikt XVI. an. Zu dessen öffentlichen Veranstaltungen kamen 2012 insgesamt 2,35 Millionen Pilger und Touristen. 2009: 2,24 Mio; 2008: 2,22 Mio; 2007: 2,83 Mio; 2006: 3,22 Mio; 2005 zwischen April und Dezember: 2,86 Mio.

P.S. Wir wünschen allen Lesern alles Gute für 2016.

Autorenbild

Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

21 Kommentare

  • Silberdistel
    01.01.2016, 15:27 Uhr.

    „..mitzubauen an einer brüderlichen und gerechteren Welt“
    ‚Geschwisterlichen Welt‘ kann man noch hinzufügen, wobei primär immer noch das große Gotteswort gilt: „Ihr seid das Licht der Welt.. und das Salz der Erde“.

    In einer Welt, die trotz grosser Hoffnungen, – im übertragenen Sinn dunkler zu werden scheint – erstrahlt wie eh und je und Jahrhunderte zuvor, dies Christuswort Mt. 5:14
    Wenn dieser Papst der Armen demnächst an die Grenze Mexico/USA reisen wird, so wird Er vor Allem eines sehen: Einen grossen Zaun, mit Stacheldraht bewehrt. – Solch einen Zaun gibt es auch an den Aussengrenzen der EU/ Gibraltar oder der Israelis/Gaza, immer zum Süden hin.

  • Alberto Knox
    01.01.2016, 18:20 Uhr.

    erst einmal: ein gutes, gesegnetes neues jahr des herrn 2016!

    „Darin wird auch die Frage nach dem Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene zu einem guten Ende kommen; auch wenn es keine generelle Zulassung geben wird.“

    nun, eine generelle zulassung war von niemandem gefordert. es ging und geht um eine zulassung in begründeten fällen. wenn diese kommt – oder besser noch: den bischofskonferenzen eingeräumt wird, dass sie darüber zu befinden haben, dann ist wirklich ein fortschritt in der pastoral, aber auch in der echten durchdringung der botschaft der universellen barmherzigkeit gottes erreicht.

    gut, dass mutter theresa heilig gesprochen wird. natürlich gibt es bei ihr auch schattenseiten – aber bei welcher/m heiligen gibt es die nicht? die frau hat etwas von gottes barmherzigkeit ausgestrahlt und vermag das 19 jahre nach ihrem tod immer noch.

    sehr passend auch die anwesenheit der sternsinger. da opfern kinder bis zu drei ferientage, gehen durch kälte, segnen menschen und häuser und sammeln für bedürftige menschen große summen. soviel zur angeblich toten, lieblosen deutschen kirche.

    wirklich schön ist auch, das der papst angesichts all des großen leides in der welt die tapferkeit besitzt, auch uns mut zuzusprechen. christInnen können gewiss sein: das gute HAT SCHON gesiegt. was wir an bösem erleben, ist dessen letztes, freilich scheußliches aufbäumen. aber gott hat das letzte wort. und er hat dieses wort in eine welt mit all ihren abgründen, die ER besser kennt als wir, dennoch hineingesprochen: jesus christus.

  • Silvia
    02.01.2016, 11:03 Uhr.

    Was die immer so viel gescholtene deutsche Kirch angeht, möchte ich ein Beispiel aus meiner Stadt, einer großen Kreisstadt vor den Toren Stuttgarts nennen:

    Inzwischen sind in jeden katholischen Pfarrhaus, in dem auch noch ein Pfarrer wohnt, mehrere Flüchtlinge aufgenommen worden.

    Dasselbe gilt für andere Immobilien, die der kath. Kirche hier in der Stadt gehören.

    Nur solche praktische Hilfe vor Ort gelangt halt nicht in die Medien. Wenn ein Prälat der Glaubenskongregation 20.000 Euro in bar hinter einer Würstchendose in seinem Schreibtisch versteckt hat, beschäftigt das tagelang die Öffentlichkeit.

    • bernardo
      04.01.2016, 12:56 Uhr.

      Freut mich, dass es Ihnen wieder besser geht, liebe Silvia.

      Zwei Dinge, die im letzten Thread angesprochen wurden.

      @ Wrightlyer: „Worauf ich hier vor allem in den letzten Monaten getroffen bin ist teilweise ein ziemlicher Abgrund […]*“

      Darauf kann ich eigentlich nur mit Matthäus 7,3 antworten.

      @ Knox: „gott ist keine realität und er „existiert“ auch nicht, weil er jenseits der unterscheidung von sein und nichtsein ist. ein bisschen sollte man schon die analogielehre des iv. laterankonzils berücksichtigen, sowohl die atheisten (@wanda), die vielleicht ablehnen, woran christInnen gar nicht glauben, als auch die vermeintlich gläubigen (@jasju), die sich einen für ihre bedürfnisse passenden götzen zurechtgeschnitzt haben, der aber mit dem lebendigen dreifaltigen gott nicht das geringste zu tun hat.“

      Das ist richtig und falsch zugleich. Tatsächlich übt das Laterankonzil Kritik an allzu anthropomorphen Vorstellungen Gottes, gleichwohl ist der Anthropomorphismus immer auch in das Christentum eingeflossen. Ich rede nicht von der Menschwerdung Gottes, aber von vielen Aussagen über Gott. So könnte man auch das Reden über den „lebendigen Gott“ als Anthropomorphismus kritisieren, denn Gott „lebt“ so wie er „existiert“. Man müsste wohl eher sagen, Gott sei das Sein und das Leben schlechthin, und selbst das griffe wohl zu kurz. Interessanterweise sagte Kardinal Kasper einmal (im Zusammenhang mit den WvG), Gottes Barmherzigkeit gehe Seiner Gerechtigkeit voraus. Für einen Theologen ist das eine recht seltsame Ansicht, viel seltsamer als das, was JasJu hier schreibt, denn wie kann ein Wesensmerkmal Gottes einem anderen „vorausgehen“. Aber gut, Kardinal Kasper gehört ja zu den „Guten“, da darf man nicht zu kritisch sein.

      • Alberto Knox
        09.01.2016, 0:41 Uhr.

        entre nous: „Das ist richtig und falsch zugleich.“ so etwas gibt es nicht. unser reden baut auf dem satz vom verbotenen widerspruch auf. einem sachverhalt kann in derselben hinsicht nicht das eine UND sein gegenteil zukommen. also: etwas kann nicht zugleich richtig und falsch sein. wenn sie zum bäcker gehen und brötchen verlangen, verlangen sie brötchen und nicht laugenstangen. ich empfehle ihnen
        – f. von kutschera/a. breitkopf: einführung in die formale logik;
        – th. zoglauer: einführung in die formale logik für philosophen;
        – m. zegarelli: logik für dummies.

  • Silberdistel
    02.01.2016, 15:03 Uhr.

    Silvia 11.03 h
    Entweder hält sich die dt. Kirche strikt an die Tugend: „Tue Gutes und rede nicht darüber“ oder es liegt an der schon von Kardinal Meisner thematisierten ‚Katholikenphobie‘.
    Letzteres mag jedenfalls hinkommen, denn focus online 12.11.15 wähnt beim grössten Privatimmobilienbesitzer Deutschlands bereits Geschäftemacherei wenn die im Verhältnis zum Besitzumfang ohnehin wenigen zur Verfügung gestellten Wohnungen an Flüchtlinge nicht frei zur Verfügung gestellt, sondern zu marktüblichen Preisen vermietet, den staatlichen Leistungsträgern also auf den Cent berechnet werden.

    • Silvia
      04.01.2016, 8:48 Uhr.

      Silberdistel, die Wohnunräume in den Pfarrhäusern kann man gar nicht zu „marktübkichen“ Preisen vermieten, weil die nie als öffentlicher Wohnraum – so wie z.B. eine normale Mietwohnung – zur Verfügung standen, es gibt da keine Vergleichsmieten.

      Wie z.B. der Verbrauch von Heizung und Wasser abgerechnet wird, weiß ich nicht. Die katholische Kirche hier am Ort verdient nichts an der Aufnahme von Flüchtlingen.

      Aber offenbar kann unsere Kirche machen, was sie will, man lässt sie immer schlecht dastehen.

      Nimmt sie keine Flüchtlinge in kircheneigene Räume auf, herrscht großes öffentliches Geschrei, nimmt sie welche auf, bereichert sie sich dran.

      Als (katholischer) Christ ist man in dieser Gesellschaft immer der Sündenbock.

      • Brigitta
        06.01.2016, 13:30 Uhr.

        Naja – die Pfarrer müssen entweder Miete zahlen oder sich die Wohnung auf die Steuer anrechnen lassen, insofern lässt sich schon ein Betrag festsetzen

    • bernardo
      04.01.2016, 12:31 Uhr.

      Das sehe ich nicht als „Katholikenphobie“ an, obwohl es diese zweifellos gibt. Wenn man sich auf so ein hohes moralisches Podest stellt, wenn man das ehrenamtliche Engagement quasi einfordert, wenn man so große Töne spuckt wie Kardinal Marx (ich hätte nie gedacht, dass ich nach Zollitsch Nostalgie verspüre), dann muss man sich daran messen lassen. Markus 4,2

    • JasJu
      04.01.2016, 16:32 Uhr.

      Vielleicht wendet sich hier Fluch in Segen. Eine weitere Verschärfung der Stimmung gegen Katholiken könnte zur Katharsis werden; wenn nämlich auf öffentlichen Druck endlich hierzulande die Kirchensteuer abgeschafft würde, bräche der ebenso eitel-aufgeblasene wie häretische deutsche Räte-Katholizismus zusammen. Purgiert erstünde eine junge, fromme und schlagkräftige Kirche, bereit, für Christus zu streiten.

      • Alberto Knox
        06.01.2016, 16:09 Uhr.

        sie wollen also schuld sein, wenn durch die abschaffung der kirchensteuer sozialkaritative anliegen der kirche nicht mehr umgesetzt werden können. vielleicht lesen sie mal mt 25. ich habe selten in wortmeldungen solche herzenverhärtung gegen christus wahrgenommen und solchen wagemut, sich selbst auf die seite der böcke stellen zu wollen. und über häresien bestimmen gottlob nicht sie, sondern bischöfe und unser papst. ich habe von diesen noch nichts darüber gehört, dass der deutsche katholizismus, dem sie ja auch angehören, häretisch sei. wenn sie das behaupten, ist das schlicht amtsanmaßung.

        • bernardo
          07.01.2016, 8:35 Uhr.

          Ganz unrecht hat JasJu nicht, denn die deutsche Kirche gleicht einer Stretchlimousine, die von einem 4PS-Motor angetrieben wird, zu viel Struktur und zu wenig Geist. Was die Häresie angeht, bin ich mit solchen Vorwürfen vorsichtig, aber es war Franziskus, der von einer „Art neuen Pelagianismus“ sprach. Das Ganze ging unter, weil es sich bei der Zusammenkunft der deutschen Bischöfe mit dem Papst um ein „Gespräch auf Augenhöhe“ – soweit die Schwallrhetorik von Marx – handelte…

        • Silberdistel
          07.01.2016, 11:44 Uhr.

          Alberto Knox
          „…sozialkaritative Anliegen der Kirche…“
          Wenn es so ist, das Nächstenliebe und Barmherzigkeit die (Konzern-) Kirchen vor allem eines nicht darf: Geld kosten; dann ist in der Tat Nachdenken über die hierzulande allzu grosszügige Kirchenfinanzierung angesagt.
          Der dt. Steuerzahler finanziert bereits die von den Konzernkirchen betriebenen Kitas, Kliniken und Ausbildungseinrichtungen zu über 90 Prozent, sowie Gehälter von ‚kirchlichen Würdenträgern‘ – in Nebenhaushalten, zusätzlich zur Kirchensteuer. Die Sozialeinrichtungen also, für die die Konzernkirchen allgemeines Ansehen erhalten; jedoch, wie bei einer Mogelpackung, nach aussen hin mit ‚evangelisch‘ oder ‚katholisch‘ etikettiert werden, öffentliche Finanzierung ist jedoch zum überwiegend drin…
          Der Finanzminister Bayerns, Markus Söder, appellierte kürzlich gar mit der Aussage: „Barmherzigkeit kennt keine Miete“ an die Kirchen, Gebäude und Grundstücke doch bitteschön kostenlos für die Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen, da nach Schätzungen für dieses Jahr für beide Kirchen in Bayern allein 100 Mio. zusätzlicher Kirchensteuermehreinnahmen zu erwarten sind.
          Hat man denn da noch Töne wenn von Kanzeln herab zurecht ehrenamtliches Engagement gelobt wie aber auch gefordert wird, – die eigenen Institutionen sich jedoch wie jämmerliche Krämerseelen verhalten?

          • Alberto Knox
            07.01.2016, 13:27 Uhr.

            „Der Finanzminister Bayerns, Markus Söder, appellierte kürzlich gar mit der Aussage: „Barmherzigkeit kennt keine Miete“ an die Kirchen, Gebäude und Grundstücke doch bitteschön kostenlos für die Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen, da nach Schätzungen für dieses Jahr für beide Kirchen in Bayern allein 100 Mio. zusätzlicher Kirchensteuermehreinnahmen zu erwarten sind.“

            was herr söder da tat, ist schlicht eines: eine aufforderung zur veruntreuung von stiftungsgeldern. denn das wäre die mietfreie unterbringung in kirchengebäuden.
            alle welt beklagt sich, dass sie kirche soviele sonderrechte habe (in wirklichkeit ist das überschaubar und alles im rahmen unserer verfassung); wenn sich die kirche dann an das gemeinsame recht hält, passt es leuten wie ihnen, silberdistel, auch nicht.
            solche kritik ist wirklich billig und durchschaubar.

          • Silberdistel
            07.01.2016, 20:39 Uhr.

            Alberto Knox 13.27 h

            Was verteidigen sie? Der Finanzminister Bayerns – sowie meine bescheidene Wenigkeit – werden wissen was man diesen „christlichen“ Stiftungen und Kirchenkonzernen zumuten kann.
            Billig, heuchlerisch aber vor Allem unchristlich ist es dem Mammon derart derb aufzusitzen (Man kennt die Worte Jesu nicht???) und das Geld der Gläubigen in Milliardenhöhe in eben solchen ‚Stiftungen‘, Fonds und anderen Steuerausnutzungsmodellen vor der Öffentlichkeit möglichst zu verbergen – um damit am langen Ende Veruntreuung Tür und Tor zu öffnen.

      • Wanda
        06.01.2016, 21:31 Uhr.

        JasJu 16:32
        – erstmals, dass ich Ihnen hundertprozentig zustimme. Allerdings darf man nicht übersehen, dass der grösste Teil der Kirchensteuer nach Rom geht. Die Bezahlung der Geistlichen und vieles vom Unterhalt an Gebäuden, kirchlichen Einrichtungen usw. zahlt unser Staat Deutschland nämlich separat.
        Rom jedenfalls hätte mit dem Wegfall der deutsche Kirchensteuer beträchtliche finanzielle Einbussen.

        • Alberto Knox
          07.01.2016, 13:28 Uhr.

          eine glatte unwahrheit ist, dass der größte anteil der kirchensteuer nach rom geht.

          • Wanda
            07.01.2016, 20:20 Uhr.

            – Nein, ist es nicht. Silberdistel hat bereits die wesentlichen Eckpunkte der Kirchenfinanzierung auch durch den konfessionslosen Steuerzahler dargestellt.
            Vor diesem Hintergrund sind die sozialkaritativen Anliegen der Kirche (ohne Zutun aus ihrem eigenen finanzielle Fundus) nicht ganz ehrlich, weil sie eben die Finanzierung durch Dritte verlangt und auf Dritte verlagert. Nicht ganz sauber, oder ?

          • Alberto Knox
            09.01.2016, 3:15 Uhr.

            es ist eine grobe und unverschämte unwahrheit zu behaupten, dass der größte teil der kirchensteuer nach rom geht. die bistümer legen diesbezüglich bilanzen vor, die eingesehen werden können. das, was sie betreiben, wanda, ist stimmungsmache ohne sachliche grundlage. man kann diese bilanzen sehr einfach im www einsehen – und diese werden sauber überprüft.
            wenn sie den peterspfennig nicht von der kirchensteuer unterscheiden können, ist das ihr ding.

  • Alberto Knox
    03.01.2016, 0:02 Uhr.

    mal etwas ganz anderes: das zdf hat teure gez-gebühren eingesetzt, um „borgia“ in drei staffeln zu drehen (übrigens, wie ich finde auf hohem niveau). warum wird die dritte staffel nun nicht gezeigt? oder wenigstens auf dvd veröffentlicht? man muss diese sex&crime-serie nicht mögen (ich fand sie unterhaltsam – und nach dem motto: „finde den historischen fehler“ auch historisch spannend), aber das mindeste, das man verlangen kann, ist, dass die sendung über das wohl ungewöhnlichste exemplar der päpste sollte schon gezeigt werden. vielleicht könnten sie, lieber herr erbacher, das mal weiterleiten.

  • bernardo
    06.01.2016, 10:52 Uhr.

    Sehe ich auch so. Obwohl es in den 70er und 80er Jahren viel mehr Literaturverfilmungen gab, Stücke von Louis Stevenson, Wilkie Collins, Golo Mann (Wallenstein mit dem hervorragenden Rolf Boysen), usw. An diese Tradition könnte man anschließen und dafür den Serienschrott etwas zurückfahren, vor allem die Talkshows (an erster Stelle den ….[Eigenzensur] Lanz). Borgia fand ich trotz historischer Fehler nicht schlecht, aber die BBC-Serie mit Adolfo Celi als Rodrigo Borgia (der dem Äußeren des Papstes auch gerechter wurde) war besser.

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