Zwischen Leben und Lehre

Die kommende Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie hat heute die Beratungen der Deutschen Bischofskonferenz geprägt, die zu ihrer Frühjahrsvollversammlung in Hildesheim zusammengekommen ist. Bei der Pressekonferenz wurden die Bischöfe vorgestellt, die von ihren Mitbischöfen gewählt die Deutschen in Rom vertreten werden. Neben dem Vorsitzenden, Kardinal Reinhard Marx sind dies die Bischöfe Heiner Koch, Dresden, und Franz-Josef Bode, Osnabrück. Als Ersatzleute stehen der Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, und der Weihbischof in Münster, Wilfried Theising, zur Verfügung.

Theologie ist gefordert

Mit ihrer Wahl haben die Bischöfe gezeigt, dass ihnen Fachkompetenz zum Thema wichtiger ist als Richtungskämpfe. Denn sowohl Bode als Vorsitzender der Pastoralkommission als auch Familienbischof Koch sind schon von ihrer täglichen Arbeit her mit dem Thema befasst. Alle drei betonten, dass die Synode es schaffen müsse, den Graben zwischen Leben und Lehre zu überwinden. „Quelle der theologischen Erkenntnis ist nicht nur die Offenbarung, sondern auch das Leben“, meinte Bode. Die Menschen müssten Resonanz in der Lehre finden.

Vor allem die Theologie sei jetzt gefordert, meinte Marx. Der hohe Standard der deutschen Theologie könne zur weltweiten Diskussion einen Beitrag leisten. Er forderte die Theologen auf, entsprechend zu arbeiten zur Sakramentalität der Ehe, zur Unauflöslichkeit, zur Beichte als Möglichkeit der Versöhnung nach dem Scheitern, aber auch zur Frage, wie die lehramtlichen Aussagen früherer Jahre weiterentwickelt werden könnten. Er habe auch eine Gruppe von Theologen als Berater zusammengerufen, so Marx. Konkrete Namen wollte er aber nicht nennen. Erst wenn das Instrumentum Laboris aus dem Vatikan vorliege, könne man die konkreten theologischen Fragen und Stellungnahmen erarbeiten.

Vielfalt in der Einheit

Die Bischöfe warnten vor zu hohen Erwartungen an die Synode. Eine Synode habe noch nie etwas abgeschlossen, meinte Bischof Koch. Und Kardinal Marx bat um Geduld. Es gehe nicht darum, dass einer seine Meinung durchsetze oder eine Gruppe gewinne. Prinzip der Synodalität sei es, gemeinsam neue Wege zu gehen, Begriffe zu finden und Brücken zu bauen. Er hoffe darauf, „90 plus x“ zu erreichen. Gleichzeitig machte er sich stark für die Ortskirche. „Die Synode kann uns nichts vorschreiben, wir sind keine Filialkirche von Rom.“ Jeder sei für seinen Bereich pastoral verantwortlich, in Einheit mit der Kirche. Gleichzeitig kündigte er ein Hirtenwort der deutschen Bischöfe zum Thema an.

Auch Bischof Bode sprach sich dafür aus, regionale Unterschiede z. B. in der Sexualmoral mehr zu berücksichtigen. Papst Franziskus habe dazu das Bild des Vielecks bemüht. Nicht eine Kugel, die mit ihrem jeweils gleichen Abstand zum Mittelpunkt grosse Gleichförmigkeit darstelle, sondern das Vieleck mit unterschiedlichen Längen sei das Bild für die Kirche. Kardinal Marx berichtete auch von der letzten Synode, dass Papst Franziskus ganz bewusst auf seine Lehrautorität als Papst hingewiesen habe. Indem er das verkörpere, garantiere er die Einheit und es könne, ja müsse vorher kräftig gestritten werden.

Ob die Bischöfe sich bei ihren weiteren Beratungen auch streiten und was sie zu anderen Themen sagen, davon morgen mehr.

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Michaela Pilters

Ich leite seit 1985 die ZDF-Redaktion „Kirche und Leben/kath“. Bevor ich zum ZDF kam, war ich bei der Katholischen Nachrichtenagentur in Bonn und beim Hessischen Rundfunk in der Kirchenredaktion - also viele Jahre Erfahrung mit kirchlichen Themen. Mein Studium der katholischen Theologie (Diplom) habe ich in München gemacht.