Dickköpfiger Papst und Oster Bischof

Papst Franziskus hat einmal mehr ein Interview gegeben. Dieses Mal sprach er mit fünf Jugendlichen aus Belgien. Das Treffen fand am Montagabend in der Privatbibliothek im Vatikan statt. Ausgestrahlt wurde es gestern Abend im belgischen Fernsehen. Dabei räumte Franziskus ein, dass er immer wieder Fehler mache. „Denn ich bin stur“, so Franziskus. „Ich habe mich geirrt und ich irre mich noch immer.“ Der Papst erklärte, er sei zwar „dickköpfig“, doch er habe gelernt, „zuzuhören, was die Anderen denken“. Das gilt hoffentlich auch für den neuen Bischof von Passau. Dazu ernannte er am Freitag Stefan Oster. Der 48-jährige Salesianerpater ist Nachfolger von Bischof Wilhelm Schraml, der bereits zum 1. Oktober 2012 zurückgetreten war. Das Bistum musste also eineinhalb Jahre warten!

Erfahrener Medienmann als Bischof

Bereits seit Wochen war darüber spekuliert worden, dass Stefan Oster neuer Oberhirte in Passau werden soll. Der Grund, warum es so lange bis zur Berufung eines neuen Bischofs in dem bayerischen Bistum dauerte, war, dass ein anderer Kandidat abgesagt hatte. Doch heute war es soweit. Der Oberpfälzer Oster ist ein Spätberufener. Er lernte zunächst das „Handwerk“ als Zeitungs- und Hörfunkjournalist. Nach zwei Jahren als Journalist begann er 1988 ein Studium der Philosophie, Religionswissenschaft und Geschichte – zunächst in Regensburg, dann in Keele und Oxford in England. 1995 schließlich trat er in den Salesianerorden ein und begann ein Theologiestudium. Nach Dissertation und Habilitation lehrte er schließlich an der ordenseigenen Hochschule in Benediktbeuern Dogmatik. In der Gemeindeseelsorge ist Oster nie längere Zeit aktiv gewesen, was einige als Manko sehen in der Biografie des neuen Bischofs.

Habilitiert hat sich Stefan Oster übrigens in Trier beim damaligen Dogmatikprofessor Rudolf Voderholzer, der heute Bischof in Regensburg ist. Voderholzer leitet auch das Institut „Papst Benedikt XVI.“ in Regensburg. Zu seiner kirchenpolitischen Positionierung wollte sich Oster heute nicht äußern. Er ist schwer einzuordnen. Fest steht, der neue Passauer Bischof spielt gerne Fußball und trat in der Vergangenheit schon auch `mal als Gaukler auf – unter anderem bei einem Kongress des kirchlichen Hilfswerks „Kirche in Not„. Man darf also gespannt sein, wie der eloquente junge Bischof sich in das komplizierte Gefüge der Deutschen Bischofskonferenz einfügen wird. Die Fähigkeit zu jonglieren wird ihm dabei sicher helfen. Mit seiner jorunalistischen Vergangenheit wird er künftig sicher auch zu den medial präsenteren Bischöfen zählen.

P.S. Mehr zum Papstinterview an die belgsichen Jugendlichen gibt es übrigens bei Radio Vatikan. Sicher wird es wieder eine Reihe von kritischen Stimmen geben; denn ein Papst, der von sich sagt, dass er irrt, das passt nicht in jedermanns Vorstellung vom Stellvertreter Christi auf Erden. Auch wenn natürlich klar ist, dass nicht alle Aussagen eines Papstes unfehlbar sind. Doch Franziskus arbeitet weiter an der Entsakralisierung des Papstamtes.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.