Weichenstellung aber nicht Entscheidung

Heute ist ein entscheidender Tag in der Causa Limburg; doch eine endgültige Entscheidung gibt es heute nicht. Wohl aber dürften heute wichtige Weichen gestellt werden. Papst Franziskus traf Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zum Vieraugen-Gespräch. Das 20-minütige Treffen bot dem Limburger Bischof die Gelegenheit, seine Sicht der Dinge vorzutragen. Über den Inhalt der Privataudienz wurde bisher nichts bekannt. Der Papst hat ihm sicher zugehört, zugleich wird er ihm aber auch klargemacht haben, wie er sich einen Bischof vorstellt.

Das hatte Fanziskus in den vergangenen Wochen mehrfach bei anderen Anlässen gemacht: Der Bischof muss auf den Rat seiner Berater hören, seien es Priester- oder Laienräte. Die Zeit autoritärer Entscheidungen sei vorbei. Der Bischof müsse als Hirte mitten unter seinen Schafen sein.

Dass Kardinal Joachim Meisner heute auch in Rom beim Papst ist, ist eher Zufall. Meisner begleitet die Ministranten aus dem Erzbistum Köln bei ihrer Wallfahrt in die Ewige Stadt. Er hatte seine Audienz schon länger geplant. Schließlich will er mit dem Papst auch über seine Pensionierung und die Nachfolgeregelung sprechen. Kardinal Meisner wird am 25. Dezember 80 Jahre alt. Mit Erreichen des 80. Lebensjahres treten normalerweise Kardinäle spätestens in Ruhestand. Doch sicher wird auch Limburg heute Thema gewesen sein; schließlich ist Meisner  für die Metropolie der „zuständige“ Erzbischof. Noch vor wenigen Wochen hatte der Kölner Erzbischof seinen Limburger Amtsbruder gegen Kritik verteidigt. In den letzten Tagen hatte man Meisner nicht mehr in der Causa Limburg vernommen. Die Details, die in den letzten zwei Wochen an die Öffentlichkeit kamen, haben wohl auch den Kölner Kardinal nachdenklich gestimmt. Zudem scheint er, wie viele andere Bischöfe, abwarten zu wollen, bis die Faktenlage klarer ist. Viel hängt also von der Prüfkommission der Deutschen Bischofskonferenz ab. Deren Ergebnis soll zeitnah vorliegen. Es handelt sich wohl eher um Wochen als um Monate.

Nach den Papstaudienzen herrscht in Rom weiter Schweigen. Doch nach den Gesprächen mit Erzbischof Zollitsch, Kardinal Meisner und Bischof Tebartz-van Elst ist jetzt der Vatikan am Zug. Ob in dieser Woche noch eine Entscheidung fällt, ist ungewiss, aber nicht ausgeschlossen. Wenn schon keine Entscheidung fallen sollte, dann erwarten zumindest die Gläubigen im Bistum Limburg ein klares Zeichen, wie es weitergehen soll.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.