Die Spannung steigt.

Es sind keine 24 Stunden mehr, dann beginnt die erste Auslandsreise von Papst Franziskus. Auch der Pontifex scheint etwas aufgeregt zu sein. Nach dem Besuch bei seinem Vorgänger Benedikt XVI. am Freitag und der Bitte um Begleitung im Gebet, fuhr Franziskus gestern Nachmittag überraschend in die Basilika Santa Maria Maggiore, um vor der Marienikone „Salus Populi Romani“ zu beten. Mehr als eine halbe Stunde verharrte er dort still im Gebet, bevor er kurz mit den Gläubigen und Touristen sprach, die zu dem Zeitpunkt die Basilika besuchten. Heute Mittag beim sonntäglichen Angelusgebet auf dem Petersplatz erinnerte er ebenfalls an die Reise und sprach von einer „Woche der Jugend“, die jetzt bevorstehe.

 

Radtour zum Mittagsgebet mit dem Papst. Franziskus geht morgen selbst auf große Tour: zum Weltjugendtag nach Rio de Janeiro.

Die Protagonisten in dieser Woche seien die Jugendlichen und alle die nach Rio reisten, um die Stimme Jesu zu hören. Sie kämen zu Jesus mit der Frage, was sie mit ihrem Leben machen und welchen Weg sie einschlagen sollten. Eigentlich wollte Franziskus laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript nur eine kurze Bitte um Gebete für die Reise äußern. Doch als er auf dem Petersplatz auf großen Plakaten geschrieben sah „Gute Reise“, bedankte er sich, liess sich von der Begeisterung der Massen auf dem Petersplatz anstecken und fügte spontan noch einige Sätze über den WJT hinzu. Zuvor hatte er in seiner kurzen Betrachtung davor gewarnt, die Kirche dürfe vor lauter Zeremonien und Strukturen Christus nicht vergessen. Ora et labora – Beten und Arbeiten – gehörten untrennbar zusammen.

Morgen um 8.45h startet der Papst mit einer Delegation von rund 20 Personen und über 70 Journalisten in Richtung Rio de Janeiro. Ankunft ist nach 12 Stunden und 15 Minuten Flug um 16 Uhr Ortszeit (21h MESZ). Dienstag hat der Papst einen Ruhetag, bevor er dann am Mittwoch den Marienwallfahrtsort Aparecida besucht. Ab Donnerstag taucht er dann in das Weltjugendtagsgeschehen ein. Am Nachmittag gibt es die Willkommensfeier für den Papst an der Copacabana. An dem berühmten Strand findet dann am Freitagabend der traditionelle Kreuzweg statt. Für die großen Abschlussveranstaltungen am Wochenende müssen die Jugendlichen dann rund knapp 50 Kilometer entfernt von der Copacanaba (die letzten rund 13 Kilometer zu Fuß) zum „Campus Fidei“ in Guaratiba. Dort finden am Samstagabend die Vigil (live im ZDF am 27.7. ab 0.30h)  und am Sonntagmorgen der große Abschlussgottesdienst statt. Am Sonntagabend fliegt Franziskus dann direkt wieder zurück nach Rom. Die erste Auslandsreise des Papstes dauert damit 8 Tage 2 Stunden und 45 Minuten. Er legt 18.402 Kilometer zurück und hält 14 Reden.

Jenseits des Weltjugendtagprogramms gibt es noch einige interessante Termine. Darunter der Besuch in einem Krankenhaus für Drogenabhängige sowie in einer Favela. Spannend wird sicher auch das Treffen mit Verantwortlichen aus Politik und Gesellschaft am Samstagnachmittag. Viele erwarten bei dieser Gelegenheit nicht zuletzt vor dem Hintergrund der jüngsten Proteste in Brasilien klare Worte des Papstes zum Thema soziale Gerechtigkeit.

Spannend wird die Reise sicherlich – denn niemand glaubt wirklich, dass sich Franziskus an allen Stellen an das penibel geplante Reiseprogramm halten wird. Auch sein engstes Umfeld ist daher etwas nervös.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.