Das Geld muss dienen, nicht regieren!

Es war die Woche der klaren Worte in Rom. Mit seiner Kritik an der „Diktatur der Wirtschaft“ und dem „Fetischismus des Geldes“ brachte es Papst Franziskus gestern bis in die Laufbänder der Nachrichtenkanäle. Es sind die deutlichen Worte, die von Kardinal Bergoglio bereits bekannt sind. Wenn er in den letzten Jahren über die Finanz- und Wirtschaftskrise sprach, gebrauchte er stets drastische Worte. Von der „Tyrannei des Marktes“ sprach er etwa 2002 in einem Zeitungsinterview, von der „Wirtschafts- und Finanzterrorismus“. Ähnlich klang das gestern wieder beim Antrittsbesuch mehrerer neuer Botschafter beim Heiligen Stuhl. Der Finanzkrise liege eine tiefe anthropologische Krise zugrunde, so Franziskus, nämlich „die Verneinung des Primats des Menschen“. Sowie die Ablehnung jeglicher Ethik und schließlich Gottes selbst. Stattdessen regiere das Geld. Er kritisierte „Ideologien“, die die völlige Freiheit der Märkte und der Finanzspekulationen förderten und das Recht der Staaten auf Kontrolle negierten. Kritik gab es auch an Korruption und Steuerhinterziehung. Franziskus forderte eine Reform der Finanzwelt unter ethischen Gesichtspunkten, die zu einer Reform der Wirtschaft führe, die allen zugute komme. Leider gibt es die Ansprache noch nicht in deutscher Übersetzung.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.