Keine Angst vor Neuem!

Jorge Mario Bergoglio feiert sein erstes Osterfest als Papst. Den Auftakt machte am Abend die Vigilfeier mit rund 10.000 Gläubigen im Petersdom. Dabei warnte er, Angst vor Neuem und Überraschendem zu haben. „Jesus öffne uns für die verwandelnde Neuheit, für die Überraschungen Gottes; er mache uns zu Menschen, die fähig sind, sich an das zu erinnern, was er in ihrer persönlichen Geschichte und in der der Welt gewirkt hat.“ Die Menschen sollten sich nicht in Traurigkeit und Bitterkeit verschließen, so Franziskus, sondern auf Gott vertrauen. Die Predigt reiht sich ein in die Ansprachen des neuen Pontifex, in denen er versucht, den Menschen Mut zu machen, Mut, der aus seiner Sicht im christlichen Glauben gründet.

Osternachtsfeier im Petersdom

Die Osternachtsfeier hatte keine politischen Akzente. Die Predigt des Papstes war auf den einzelnen Glaubenden zugeschnitten. Zwar ging es in den Fürbitten um die Themen Frieden, Christenverfolgung und Armut. Der eigentliche politische Akzent wird aber für morgen erwartet, wenn Papst Franziskus beim Segen Urbi et Orbi seine erste Osterbotschaft verkünden wird.

In Rom machte heute erneut ein Gerücht die Runde, das in den vergangenen Wochen immer wieder kolportiert worden war. Demnach plane Benedikt XVI. sich doch in seine bayerische Heimat zurückzuziehen. Vatikansprecher Federico Lombardi dementierte umgehend. Der emeritierte Papst werde wie geplant in einigen Wochen in das Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten umziehen. Der Umbau dort, der bereits im November begonnen hatte, werde bis Mai abgeschlossen sein. Bis dahin bleibt Benedikt XVI. in der Päpstlichen Sommerresidenz in Castel Gandolfo. Dort feiert er im Kreise seiner „päpstlichen Familie“ das Osterfest.

P.S. Ob er mit dem Mut zu Neuem auch seine Kirche gemeint hat? Viele erwarten von Franziskus grundlegende Reformen bei Strukturen und Inhalten. Die Zeit zwischen der Wahl am 13. März und den Kar- bzw. Osterfeierlichkeiten ließen dem neuen Papst wenig Zeit, grundlegende Entscheidungen vorzubereiten. Nach Ostern erwarten viele erste Zeichen. Allerdings könnte es durchaus eine Weile dauern, bis Franziskus richtig mit Veränderungen ansetzt. Zumindest was die Kurie anbetrifft, ist er doch ein Fremder und braucht wohl erst noch eine gewisse Zeit der Analyse, bis Entscheidungen fallen können.

P.P.S. Der Oberrabbiner von Rom, Riccardi Di Segno, hat Papst Franziskus ein Glückwunschreiben zum Osterfest geschickt. Darin würdigt er die christlich-jüdischen Beziehungen. Ostern stelle sowohl die Verbindung als auch den Unterschied der beiden Religionen dar. Zugleich kritisiert Di Segno in seinem Schreiben die Karfreitagsfürbitte in der außerordentlichen Form des römischen Ritus. Sie sei geprägt von „einer Geschichte des Unverständnisses“. Er hoffe, dass eines Tages Juden und Christen „gegenseitig den Sinn des Unterschieds und den Wert der Brüderlichkeit erkennen“. Die kritisierte Karfreitagsfürbitte hatte Benedikt XVI. 2008 eigens formuliert. Sie ersetzte eine Version, die zur Mission der Juden aufgerufen hatte. Doch auch die neuformulierte Bitte ist seitdem immer wieder Anlass für heftige Diskussionen und Kritik.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.