Piusbrüder schließen Williamson aus

Bischof Richard Williamson (dapd)

Jetzt ist es offiziell. Die traditionalistische Piusbruderschaft hat den Holocaustleugner Bischof Richard Williamson ausgeschlossen. Als Begründung heißt es, der Bischof habe „sich seit mehreren Jahren von der Führung und Leitung der Priesterbruderschaft entfernt und sich geweigert, den Respekt und den Gehorsam zu bezeigen, den er seinen rechtmäßigen Oberen schuldet.“ In einer Erklärung heißt es, der Generalobere der Piusbruderschaft, Bischof Bernard Fellay, habe Williamson bereits am 4. Oktober ausgeschlossen, ihm aber eine Frist eingeräumt, sich unterzuordnen. Diese habe Williamson verstreichen lassen und im Gegenzug den Generaloberen zum Rücktritt aufgefordert. Ist das der erste Schritt zur Spaltung der Piusbruderschaft? Denn auch Richard Williamson hat seine Anhänger, vor allem die Hardliner, die jegliche Gespräche mit dem Vatikan ablehnen.

Williamson ist der Grund, dass nach der Aufhebung der Exkommunikation gegen die vier Bischöfe der Piusbruderschaft im Januar 2009 ein Sturm der Entrüstung um die Welt ging. Der britische Bischof hatte mehrfach den Holocaust geleugnet und rückt bis heute nicht von seiner Position ab. Erst vergangene Woche legte er Widerspruch gegen einen Strafbefehl des Amtsgerichts Regensburg wegen Volksverhetzung ein. Eines der Interviews, in denen Williamson den millionenfachen Mord an den Juden leugnete, hatte er Ende 2008 im Priesterseminar der Piusbruderschaft im bayerischen Zaitzkofen gegeben.

Der Vorgang um Bischof Williamson hat nur mittelbar etwas mit den aktuellen Gesprächen zwischen den Traditionalisten und dem Vatikan zu tun. Rom hatte schon lange klar gemacht, dass für den Holocaustleugner kein Platz in der katholischen Kirche ist. Im Frühjahr hatte der Vatikan das Schicksal der drei übrigen Bischöfe der Traditionalisten von den Verhandlungen mit dem Generaloberen der Piusbruderschaft, Bischof Fellay, abgekoppelt. Dieser Schritt wurde von Beobachtern als Zeichen dafür gewertet, dass am Ende der Gespräche nur ein Teil der Traditionalisten zurückkehren könnte.

Doch seit Juni sind die Gespräche ins Stocken geraten. Auch der Ausschluss Williamsons wird daran nichts ändern. Denn es geht um inhaltliche, theologische Fragen im Zusammenhang mit dem II. Vatikanischen Konzil. Der Versuch der Piusbrüder, den Papst und Teile der römischen Kurie gegeneinander auszuspielen ist nicht aufgegangen. In einem eigenen Brief an den Generaloberen hatte Benedikt XVI. im Sommer diesem noch einmal bestätigt, dass er die Anerkennung des Konzils fordert. Eine Antwort der Piusbruderschaft auf dieses päpstliche Schreiben steht bislang aus. Daher will im Vatikan auch derzeit niemand die Türe offiziell zuschlagen; auch wenn die Piusbrüder selbst ja schon von einem Scheitern der Gespräche ausgehen. Ewig wird man das Verfahren nicht in der Schwebe halten können. Die Gläubigen erwarten klare Verhältnisse.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.