Konklave gestartet

Die Papstwahl ist am Mittwoch mit einer kleinen Überraschung gestartet. Über drei Stunden dauerte es, bis der erste Rauch aufstieg: schwarz. Es ist unklar, warum der erste Wahlgang so lange dauerte. Manche Beobachter zweifelten schon, ob die Kardinäle überhaupt gewählt hätten. Am Nachmittag waren die 133 Papstwähler in einer feierlichen Prozession in die Sixtinische Kapelle eingezogen. Um 17.45 Uhr hieß es „Extra omnes – alle raus“ und das Konklave begann. Am Morgen hatte Kardinaldekan Giovanni Battista Re von einer Wahl an einem „schwierigen und komplexen Wendepunkt der Geschichte“ gesprochen. Er schwor die Kardinäle darauf ein, die Einheit zu wahren.

Der Päpstliche Zeremonienmeister, Erzbischof Diego Ravelli, schließt die Tür der Sixtinischen Kapelle nach dem „Extra omnes“. (Foto: epa)

Keine selbstbezogene Kirche

Es war ein weiterer großer Auftritt des 91-jährigen Kardinaldekan, die Leitung der Messe vor dem Beginn des Konklave am Morgen im Petersdom. Mit Verve trug er seine Predigt vor. Dabei hatte er mehr und weniger offene Botschaften an seine Mitbrüder, die wählen. Er erklärte, dass es zu den Aufgaben eines jeden Nachfolgers Petri gehöre, die Gemeinschaft zu festigen und zwar die Gemeinschaft mit Christus, der Bischöfe untereinander und mit dem Papst. „Keine selbstbezogene Gemeinschaft, sondern eine, die ganz auf die Gemeinschaft zwischen Menschen, Völkern und Kulturen ausgerichtet ist und der es am Herzen liegt, dass die Kirche stets ‚eine Wohnstatt und eine Schule der Gemeinschaft‘ ist“, betonte Re. Die Warnung vor der „selbtbezogenen Kirche“ erinnert etwas an Papst Franziskus. Dann mahnte Re die Einheit in der Kirche an. „Eine Einheit, die nicht Gleichförmigkeit bedeutet, sondern eine feste und tiefe Gemeinschaft in der Verschiedenheit, solange man dem Evangelium ganz treu bleibt.“

Neben dem Blick nach innen, richtete der erfahrene Vatikandiplomat den Bick auch in Richtung Welt. Es möge mit der Hilfe Gottes ein Papst gewählt werden, „der es am besten vermag, die Gewissen aller wie auch die moralischen und spirituellen Kräfte in der modernen Gesellschaft zu wecken“. Die heutige Welt erwarte, so Re, viel von der Kirche im Hinblick auf die Bewahrung jener grundlegenden menschlichen und geistlichen Werte, ohne die das Zusammenleben der Menschen weder besser noch für künftige Generationen zuträglich sein werde. Damit muss der neue Papst Brückenbauer sein, zugleich aber auch eine Wirkmächtigkeit über die Grenzen der Kirche hinaus entfalten, wenn es nach dem Wunsch des Kardinaldekans geht.

Kardinäle brauchen Zeit

Da dieser bereits über 80 ist, leitete ab dem Nachmittag der langjährige Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin als ranghöchster Kardinalbischof die weiteren Zeremonien. Er ist damit für die rechtmäßige Durchführung des Konklave verantwortlich. Warum der erste Wahlgang dann mehr als drei Stunden dauerte, wird sich nie klären lassen, wenn sich alle Kardinäle an das Schweigegebot halten. An der Ansprache des langjährigen Päpstliche Hauspredigers, Kardinal Raniero Cantalamessa, kann es nicht gelegen haben. Die umfasste dem Vernehmen nach rund zwölf Seiten. Klar ist, dass es mit 133 Wählern sicher länger dauert als bei den letzten beiden Konklaven, bei denen jeweils 115 Kardinäle in die Sistina eingezogen sind. 2013 gab es den schwarzen Rauch am ersten Tag gegen 19.25 Uhr. Heute dauerte es mehr als eineinhalb Stunden länger. Das kann nicht nur an der höheren Zahl der Wähler liegen.

Ist das bereits ein Anzeichen, dass doch mit einem längeren Konklave zu rechnen ist? Gab es noch Verfahrensfragen zu klären? Die Konklaveordnung sieht vor, dass nach der Betrachtung von Kardinal Cantalamessa der leitende Kardinal die Mitbrüder befragt, „ob nunmehr mit dem Wahlverfahren begonnen werden kann oder ob noch Unklarheiten bezüglich der Normen und der Modalitäten, die in dieser Konstitution festgelegt worden sind, zu klären sind“. (UDG 54) Wenn alles geklärt ist, sollen die Kardinäle unverzüglich zur Wahl schreiten. Vielleicht gab es hier noch Fragen, die zur Verzögerung geführt haben. Fest steht, um 21 Uhr gab es den ersten schwarzen Rauch. Für Donnerstag sind vier Wahlgänge, jeweils zwei am Vormittag und zwei am Nachmittag geplant.

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Jürgen Erbacher

Seit August 2024 leite ich die ZDF-Redaktion "Religion und Leben", in der die Redaktion "Kirche und Leben katholisch", deren Leiter ich seit Juli 2018 war, aufgegangen ist. Für das ZDF arbeite ich seit 2005 und berichte über Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

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