„Brücken bauen und keine Mauern“ – ein Pontifikat geht zu Ende

Es war ein besonderer Tag, den Rom und die katholische Kirche an diesem Samstag erlebt hat. Vieles, was Papst Franziskus in seinem Pontifikat an Akzenten gesetzt hat, blitzte an diesem Tag noch einmal auf. Dazu trug auch Kardinaldekan Giovanni Battista Re bei, der in seiner Predigt eine beeindruckende Zusammenfassung des Wirkens des verstorbenen Pontifex vorlegte. 150.000 Menschen säumten nach der Trauerfeier den Weg des Papstes vom Vatikan zur Basilika Maria Maggiore, wo Franziskus am Mittag beigesetzt wurde. Ein schlichtes Grab mit der Inschrift „Franciscus“ ganz in der Nähe der von ihm sehr verehrten Marienikone „Salus populi Romani“.

Ein letzter Gruß, bevor der Sarg den Petersplatz verlässt. (Quelle: VaticanMedia)

Menschen Hoffnung geben

Es war ein emotionaler Tag für viele der rund 400.000 Menschen, die an den Trauerfeierlichkeiten für Papst Franziskus in Rom heute teilgenommen haben. Immer wieder berichten die Gläubigen, dass sie vor allem die Bescheidenheit des verstorbenen Pontifex geschätzt hätten, sein Einsatz für die Armen, für Umwelt und Gerechtigkeit, seine Idee von einer Kirche für alle. Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, stellte am Nachmittag gegenüber Journalisten fest, Franziskus habe in seinem Wirken gezeigt, was und wie Kirche im besten Sinne sein könne. Dafür gelte es jetzt einen Nachfolger zu finden. „Es geht darum, den Menschen Hoffnung zu geben“, betonte Marx. In diesem Sinne habe er sich auch bei der Versammlung der Kardinäle am Freitag geäußert.

Kardinaldekan Re blickte in seiner Predigt auf das Wirken von Franziskus zurück. Er habe mit seiner starken Persönlichkeit schnell den Leitungsstil der Kirche geprägt, „indem er einen direkten Kontakt mit den einzelnen Menschen und Völkern herstellte und bestrebt war, allen nahe zu sein“, besonders den Menschen in Not. „Er war ein Papst, der mitten unter den Menschen war und für alle ein offenes Herz hatte“, erklärte Re. Er sprach über das politische Engagement von Franziskus, seinen Einsatz für Migranten und gegen Krieg. „Nach dem Krieg geht es der Welt immer schlechter als vorher“, so der Kardinaldekan. „Brücken bauen und keine Mauern“ sei eine wiederholte Aufforderung des Verstorbenen gewesen. Re erinnert an die Umweltenzyklika „Laudato si“ mit dem Zitat „Niemand kann sich alleine retten.“

Beerdigungsdiplomatie

Nur wenige Meter entfernt saßen rund 50 Staats- und Regierungschefs, darunter US-Präsident Donald Trump. Er traf sich vor dem Gottesdienst zu einem kurzen Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Im Anschluss hatte es den Anschein, als habe er seine kritische Haltung gegenüber Selenskyj aufgegeben und äußerte sich vielmehr kritisch gegenüber Russland. Allein dass es die Begegnung gab, dürfte ganz im Sinne von Papst Franziskus gewesen sein, der sich zeitlebens für eine Kultur des Dialogs und der Begegnung über kulturelle, religiöse und ideologische Grenzen hinweg eingesetzt hat.

So ist ein denkwürdiges Pontifikat zu Ende. Was Franziskus bewirken konnte, war zum Teil in den vergangenen Tagen zu lesen und zu hören. Nicht ohne Kritik, das ist klar. Die gibt es auch an diesem Papst und seinem Handeln. Historisch war sicher seine Wahl als erstem Lateinamerikaner auf dem Stuhl Petri. Seinen Platz in der Geschichte müssen Historiker mit etwas Abstand bestimmen. Jetzt geht das Ringen um die Nachfolge in einer heiße Phase; denn in rund zwei Wochen dürfte der Nachfolger feststehen.

 

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

Ein Kommentar

  • neuhamsterdam
    26.04.2025, 23:17 Uhr.

    „denn in rund zwei Wochen dürfte der Nachfolger feststehen.“ Da wo ich gelegentlich schreibe wimmelt es von Papstkritikern. Was machen Papstkritiker in der Zeit der Sedisvakanz? Nunja, sie kritisieren den gewesenen und bereits den zukünftigen Papst. Schon deswegen würde ich es durchaus gut finden, wenn die „Malachiasprophezeiung“ eintreffen würde: Finis.

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