Synode: Großer Druck bei Frauenfrage
Der Druck ist riesig. Schon zum zweiten Mal versuchte der Chef des Glaubensdikasteriums beim Thema Frauen in der Kirche mit einer kurzen Brandrede die Wogen in der Synode zu glätten. Einmal mehr betonte er am Montag, dass die Frage für das Frauendiakonat noch nicht reif sei; zugleich kritisierte er die Fokussierung auf die Diakonatsfrage, „denn der Gedanke an den Diakonat für einige wenige Frauen löst nicht das Problem der Millionen von Frauen in der Kirche“. Vielmehr müsse es darum gehen, wie Frauen an Leitung beteiligt werden könnten. Kardinal Fernández verwies auf einige Möglichkeiten, die Franziskus bereits geschaffen habe, die aber nicht genutzt würden. Er forderte die Synodalen auf, ihm Praxisbeispiele zu nennen, in denen Frauen Leitungsverantwortung bereits hätten. „Die Realität steht über der Idee“, so der Kardinal. Das sei die Arbeitslinie in diesem Moment.
Großes Interesse an Arbeitsgruppe zu Frauen
War es Arroganz, Ignoranz oder einfach nur schlechtes Management? Nachdem am ersten Tag der Synode die zehn Arbeitsgruppen ihre Ergebnisse vorgestellt hatten, forderten die Synodalen mehr Zeit ein, um sich mit den Themen und Zwischenergebnissen auseinanderzusetzen. Immerhin ging es um wichtige Themen, die der Papst im Frühjahr aus der Synodenagenda ausgegliedert hatte. Darunter die Frauenfrage. So wurde für den vergangenen Freitag der freie Nachmittag gestrichen und die Synodalen konnten sich mit Mitgliedern der Arbeitsgruppen austauschen. Bei der Gruppe 5 war mit das größte Interesse, denn hier ging es um die Frauen. Rund 100 Synodale, also rund ein Viertel der Synodalen, hatten sich für diese Gruppe gemeldet und erwarteten, mit dem Glaubenspräfekten unter anderem über das Frauendiakonat zu sprechen.
Niemand wollte offenbar so recht glauben, was im Vorfeld schon bekannt war, dass Fernández zwei Mitarbeiter auf Referentenebene schicken werde. Doch es kam so. Die Empörung auch unter Bischöfen war groß. Lautstark taten sie und viele der anwesenden Frauen ihren Unmut kund. In der Erklärung des Präfekten heute liest sich das so, als wäre Fernández überrascht gewesen. Als er gehört habe, dass seine Anwesenheit erwartet worden war, habe er unmittelbar einen Termin angeboten für den kommenden Donnerstag am Nachmittag. Zugleich erklärte er, dass eigentlich der Sekretär für Lehrfragen des Dikasteriums die Arbeitsgruppe koordiniere und am Freitag hätte anwesend sein sollen. Doch Armando Matteo habe einen Arzttermin gehabt.
Nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft
„Wir wissen, dass der Heilige Vater zum Ausdruck gebracht hat, dass die Frage des weiblichen Diakonats zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht reif ist, und er hat darum gebeten, dass wir uns jetzt nicht mit dieser Möglichkeit befassen“, erklärte der Glaubenspräfekt heute noch einmal. Zugleich betonte er, dass dem Papst die Frauenfrage sehr wichtig sei. Schon vor der Synode habe er das Glaubensdikasterium beauftragt, „Möglichkeiten einer Weiterentwicklung aufzuzeigen jenseits des Weihesakraments“. Fernández betonte, dass es bereits Möglichkeiten gebe, die nicht ausgeschöpft würden. So habe Franziskus das Amt des Katecheten eingerichtet, das mit Gemeindeleitung verbunden werden könne. Nur wenige Bischofskonferenzen hätten dies bisher umgesetzt. Dasselbe gelte für die Möglichkeit des Akolythendienstes für Frauen. Er gab zudem zu bedenken, in wie vielen Bistümern der Diakonat bei den Männern wirklich eingeführt sei. Und wenn es Diakone gibt, wie oft seien sie eine Art geweihte Messdiener, fragte er ironisch.
Fernández erklärte, er habe ausdrücklich dazu aufgefordert, „meinem Dikasterium Zeugnisse von Frauen zukommen zu lassen, die wirklich Führungspersönlichkeiten in der Gemeinschaft sind oder eine wichtige Rolle mit Autorität innehaben“. Die Realität stehe über der Idee, erinnert er an eines der vier Prinzipien, die Papst Franziskus in seinem ersten großen Schreiben Evangelii gaudium wenige Monate nach seiner Wahl 2013 beschrieben hatte. Er bitte ausdrücklich darum, Vorschläge zu machen, „über mögliche Wege für die Beteiligung von Frauen an der Kirchenleitung“. Fernández kündigte an, dass er bei dem Termin am Donnerstag die Namen der Mitglieder der Arbeitsgruppe öffentlich machen werde. Wer zum Thema Frauendiakonat Eingaben machen möchte, könne dies bei der entsprechenden Kommission machen, die Papst Franziskus im Jahr 2020 unter der Leitung von Kardinal Giuseppe Patrocchio eingesetzt hatte. Lange hatte man von dieser Kommission nichts mehr gehört. Beobachter waren davon ausgegangen, dass sie ihre Arbeit eingestellt hatte. Kardinal Fernández erklärte nun, sie werde in den kommenden Monaten ihre Arbeit wieder aufnehmen und mögliche Eingaben analysieren.
Streitpunkt Bischofskonferenzen
Seine kurze Ansprache beendete der Glaubenspräfekt mit der Aufforderung, man möge Schritt für Schritt vorangehen, sowie der Überzeugung, „was wirklich vom Heiligen Geist kommt, kann man nicht aufhalten“. Ob das auch für die Frage nach der Dezentralisierung gilt? Das war eines der großen Streitthemen in der vergangenen Woche in der Synodenaula. Im Mittelpunkt der Debatten standen dabei meist die Bischofskonferenzen. Man habe diese mittlere Ebene nach dem II. Vatikanischen Konzil vernachlässigt und sich theologisch zu wenig damit beschäftigt. Es wurde um die lehramtlichen Befugnisse der Bischofskonferenzen gestritten. Die einen forderten mehr Kompetenzen für sie, die anderen sahen dadurch die Einheit massiv gefährdet. Allerdings wird in den Debatten immer wieder deutlich, dass die Herausforderungen oft sehr unterschiedlich sind je nach kulturellem Umfeld. Deshalb wird es ohne eine stärkere Inkulturierung der Kirche nicht gehen und das bedeutet zwangsläufig auch mehr Vielfalt.
9 Kommentare
Nun denn, Herr Kardinal Fernandez: was ist denn eigentlich DAS Problem der Millionen von Frauen in der Kirche, welches sie erwähnen ohne zu spezifizieren ? Mein evtl. etwas naiver Eindruck: vielmehr hat die Amtskirche und ihr Klerus ein Problem mit den Frauen, von denen der Hl. Thomas von Aquin ua. behauptete, die Frau sei lediglich ein mißratener Mann. Daß er damit seinem Gott eine fehlerhafte Schöpfung bescheinigt, hat dieser weise Kirchenlehrer wohl nicht bemerkt. Und auch der große Augustinus gibt seinen Senf dazu, in dem er ausführt „die Frau (dieses Gehilf) sei nur MIT dem Manne Ebenbild Gottes, nicht jedoch als Individuum.“ Noch etwas drastisch-direkter bringt es Papst Pius II. auf den Punkt: „Wenn du eine Frau siehst, denke, es sei der Teufel“… Wie diese geistlichen Herren über Maria, die Mutter Jesu dachten, ist nicht belegt, aber man macht sich so seine Gedanken.
@ Ja, der katholische Klerus hat bis heute ein ganz massives Problem mit Frauen.
Der Zölibat zieht Männer an, die ein wie auch immer geartetes Problem mit Frauen und /oder eine problematische Sexualität haben.
Unterstützt wird das Ganze dann noch durch die Weihen, die diesen Männern einen besonderen Nimbus verleihen.
Erstaunlicher Weise sind konservative Frauen selbst gegen eine Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche.
Was Maria angeht, die größten Frauenfeinde im Klerus sind gleichzeitig die größten Marienverehrer, weil sie Maria einen gottähnlichen Nimbus verleihen, weit weg von jeder realen Weiblichkeit.
Ich spreche aus jahrzehntelanger Erfahrung als praktizierende Katholikin, der inzwischen immer öfter der Kragen platzt.
Wenn ich Kardinal Fernandes richtig verstanden habe, hat der Papst ihm den Auftrag gegeben, mit seiner Arbeitsgruppe zu dem Ergebnis zu kommen, dass „die Zeit nicht reif“ sei für ein sakramentales Frauendiakonat. Da wäre ein klares Nein von Anfang an ehrlicher gewesen als sich hinter einer Arbeitsgruppe zu verstecken, deren Ergebnis von vornherein fest steht und das mit dem Einverständnis von Fernandes.
Ebenso befremdlich ist es, dass die Synodalen ihre diesbzgl. Eingaben plötzlich nicht mehr an die Arbeitsgruppe 5 sondern an eine längst eingeschlafene Kommission richten sollen.
Was die vom Papst geschaffenen Ämter von Katecheten und Akolythen, die auch Frauen offen stehen, angeht, so ist zu sagen, dass wir in Deutschland dafür bisher keinen Bedarf haben.
Wir haben bisher noch genügend Pastoral – und Gemeindereferenten/innen, die u.a. auch Katechese machen und, sofern vom Bischof beauftragt, auch Gemeinden leiten können.
Ministrantinnen, Kommunionhelferinnen und Lektorinnen haben wir schon seit Jahrzehnten.
Daraus folgt für mich, dass eine Dezentralisierung der Kirchenleitung dringend geboten ist um all den unterschiedlichen Kulturen in der Weltkirche gerecht werden zu können.
Ihr erster Absatz zur Arbeitsgruppe bringt es auf den Punkt: „Diskutiert das Thema mal schön, das macht sich gut. Aber nicht an dem im Voraus ohne euch bereits erzielten Ergebnis vorbei“. Natürlich, Herr Kardinal, alles wie gewünscht…
Kann den ersten Absatz Ihres Kommentars nur unterstreichen. Kardinal Fernández hätte der Arbeitsgruppe genau so gut direkt befehlen können: „Nun diskutiert mal schön und kommt zu dem Ergebnis, welches ich euch bereits vorgegeben habe!“ Das Problem ist offensichtlich: eine Seite, die meint befehlen zu müssen und eine zweite, die folgsam reagiert. Wann sich Letzere ändert, steht in den Sternen.
Man stelle sich vor, der konservative Kardinal Müller hätte sich zu seiner Zeit als Glaubenspräfekt einen solch unverschämten Trick erlaubt.
Der wäre medial und innerkirchlich auf dem Scheiterhaufen gelandet.
Aber der Günstling des Papstes kann sich alles erlauben. Ach so, er versteckt sich ja hinter dem Papst, der ihm entsprechende Anweisungen erteilt hat.
Wenn ein Papst sich solcher unlauteren Mittel bedient, muss man ihm als Katholik auch nicht mehr gehorchen, das ist meine Meinung.
Mit Fernandez hat er sich einen willfährigen Verbündeten nach Rom geholt, der sich zunächst einen liberalen Anschein gegeben hat. Auch das nur Taktik.
„Er gab zudem zu bedenken, in wie vielen Bistümern der Diakonat bei den Männern wirklich eingeführt sei. Und wenn es Diakone gibt, wie oft seien sie eine Art geweihte Messdiener, fragte er ironisch.“
Er hat ja nicht unrecht. Bei vielen Diakonen wünsche ich mir die Priesterweihe ja nicht…
Zumindest in Deutschland wird sich „die Zeit ist noch nicht reif“ bitter rächen.
Wie soll es in der Kirche weitergehen, wenn sich die jungen Frauen weigern, bei der rel. Kindererziehung mitzumachen, weil sie sich als Frau nicht wertgeschätzt fühlen. Die Abstimmung mit den Füßen hat ja schon deutlich begonnen.
Gerade in Bayern gibt es auch Unmut wegen der drei Religionsstunden in der Schule bei gleichzeitiger Kürzung der „unnützen Fächer“ wie Kunst……
Die Teilnahme am Religionsunterricht nimmt sichtbar ab.
Nicht nur in Deutschland. In Belgien haben sich nach dem Papstbesuch laut katholisch.de massenweise Katholiken aus dem Taufregister austragen lassen. Kommt wohl einem Kirchenaustritt bei uns gleich.
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