Irak – Papstbesuch im zweiten Anlauf
Schon lange will Papst Franziskus den Irak besuchen. Zum einen dürfte das religiöse Gründe haben, die Wurzeln des Christentums reichen zurück in die Regionen des heutigen Iraks. Zum anderen will Franziskus nach eigenen Worten mit seiner Reise zu Frieden und Versöhnung in dem Land beitragen. Vom 5. bis 8. März 2021 wird das katholische Kirchenoberhaupt nun den Irak besuchen. Das kündigte der Vatikan heute an. Die irakische Regierung bezeichnete die bevorstehende Reise als „Botschaft des Friedens“. Der chaldäische Patriarch, Kardinal Louis Raphael Sako, sieht in einem Besuch das Papstes eine Chance, dass Zusammenleben der verschiedenen Religionen im Land zu erleichtern. Die politische Lage im Irak ist fragil, eine Papstreise bedeutet vor diesem Hintergrund eine große Herausforderung.
Reise trotz Pandemie
Eigentlich wollte Franziskus den Irak bereits in diesem Jahr besuchen. Doch Ende Februar wurde die Reise mit Verweis auf die prekäre Sicherheitslage abgesagt. Kurz darauf wurden alle Reisepläne aufgrund der Coronapandemie auf Eis gelegt. Franziskus wolle erst 2022 wieder reisen, war zwischenzeitlich aus dem Vatikan zu hören. Nun soll es doch anders kommen. Zwar verwies Vatikansprecher Matteo Bruni bei der Ankündigung heute darauf, dass das genaue Programm der weiteren Pandemie-Entwicklung angepasst werde. Doch schätzt man im Vatikan und vor Ort die Situation so ein, dass eine Reise möglich sein kann.
Das dürfte daran liegen, dass in dem muslimischen Land mit nur rund einem Prozent Christen große Massenansammlungen im Rahmen eines Papstbesuchs nicht zu erwarten sind. Doch auch die kleine christliche Herde wird den Papst sehen wollen. Wie das unter Einhaltung der notwendigen Hygieneregeln möglich sein soll, ist offen. Franziskus will während der viertägigen Reise neben Bagdad auch Erbil, Mossul, Karakosch und die Ebene von Ur, die Heimat des biblischen Stammvaters Abraham, besuchen. Das bedeutet einerseits eine aufwändige Logistik im Land. Zum anderen sorgen die vielen Stationen dafür, dass die Christen, die den Papst treffen wollen, sich nicht auf gefährliche Reisen innerhalb des Landes begeben müssen. 2003 lebten im Irak rund 1,3 Millionen Christen, aktuell sind es noch 250.000. Die anderen sind vor der Gewalt und Krieg ins Ausland geflohen.
Interreligiösen Dialog fördern
Die Reise bietet für Franziskus die Gelegenheit, seine interreligiösen Kontakte auszubauen. 99 Prozent der Bevölkerung sind Muslime, knapp 60 Prozent Schiiten, rund 40 Prozent Sunniten. Mit den Sunniten hat Franziskus mit dem „Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen“ im Februar 2019 bei seiner historischen Reise nach Abu Dhabi einen gewichtigen Gesprächsfaden geknüpft, der Fundament für weitere gemeinsame Bemühungen um Gerechtigkeit und Frieden ist. Im Irak könnte er diese Initiative auf die Schiiten hin ausweiten.
Es könnte eine Reise des Brückenbauens werden, die 33. Auslandsreise von Papst Franziskus. Für die kleine christliche Minderheit ist sie sicherlich ein Zeichen der Hoffnung und Bestärkung. Franziskus zeigt damit einmal mehr, dass er vor schwierigen Herausforderungen nicht zurückschreckt. Er wird der erste Papst im Irak sein. Johannes Paul II. blieb 2000 eine Reise nach Ur aus Sicherheitsgründen verwehrt. Er wollte zu Beginn des Heiligen Jahres eine Pilgerreise auf den Spuren der Heilsgeschichte machen. Die Heimat des Stammvaters Abraham sollte die erste Station sein. Sie fand als „geistliche Reise“ in der Audienzhalle des Vatikans statt. So kann Franziskus einmal mehr Geschichte schreiben bei seiner ersten Auslandsreise seit Beginn der Coronapandemie Anfang März in den Irak.
11 Kommentare
Zu diesen zumindest derzeit überflüssigen Reisen könnte man salopp sagen „während zu Hause der Kittel brennt“… Da nämlich gäbe es genug zu tun, aufzuräumen und zurechtzuweisen, aber jeder setzt seine Prioritäten anders. Und ich vermisse besonders die Thematisierung der Person Woelkis und anderer Spezialisten, die sich eindeutig gegen die so resolut erklärten Absichten Franziskus‘ positionieren…
ich kann Wanda in der Aussage zu Kardinal Woelki nur voll zustimmen.
Er ist m. E. ein überzeugter Quertreiber sowohl was die Richtung von Papst Franziskus betrifft als auch bezüglich der Beteiligung am Synodalen Prozess der dt. Bischöfe.
Das ist für mich nicht sonderlich überraschend, da er mir sehr unangenehm aufgefallen ist während seiner Zeit als Bischof in Berlin. Dort hat er einer von Kardinal Sterzinsky das offiziell und verbindlich abgenommene Gelübde (welches damals bereits 20 Jahre Bestand hatte) mit dem Hinweis, dass die Ablegung des Gelübdes nicht konform mit dem Kirchenrecht erfolgt sei aberkannt.Sie hat daraufhin ihr Habit abgelegt, ist aber nach wie vor als Schwester in ihrer humanitären Arbeit als Anlaufstelle für in Schwierigkeiten gekommene Mütter und werdende Mütter tätig. Sie unterhält – lediglich mit Spenden – seit mehr als 10 Jahren ein entsprechendes Haus. Diese Frau genießt meine volle Hochachtung. Umso befremdlicher war für mich dieser pharisäerhafte, offensichtlich paragrafengestützte Beschluss des damaligen Bischofs Woelki. Er hatte überhaupt keinen Blick und keine Sensibilität für das segensreiche Tun dieser Schwester. Das belegt ein weiteres Mal die Denkweise dieses Herrn. Für mich ist er ein ausgewiesener Pharisäer.
Wenn der ARD-Bericht von heute wirklich zutrifft, gibt es vom Vatikan aus eigentlich nur eine und unausweichliche Personalentscheidung betreffs Kardinal Woelki.
Ergänzung: heutiger Bericht der FAZ zum Bistum Speyer. Wenn das auch nur im Ansatz stimmt, dann kommt Übelkeit hoch. Wann endlich geht man dieses skandalöse, offenbar Grundproblem wirklich und ehrlich an ?
Sicherlich schwierig diese Papstreise in einer ehemals fast rein vom Christentum beeinflussten Region der Welt, in der heute die Christenverfolgung wieder die neue, alte Realität darstellt. Hoffentlich sieht sich der Papst dort nicht dazu genötigt ebenfalls sein Kreuz abzulegen, wie etwa seine Vorgänger Marx und Bedford-Strohm bei ihrem Besuch in Jerusalem 2016.
Etwas Gutes hat die Christenverfolgung jedoch wenn dies auch sarkastisch bitter klingt: Wenigstens in Augen ihrer Gegner sind Christen alle Eins und Dasselbe. Eine Erkenntnis, die selbst Christen untereinander sich so nicht eingestehen mögen.
Papst Franziskus hat bei seinem Besuch auf dem Tempelberg in Jerusalem beim Treffen mit den Muslimen 2014 sein Kreuz nicht abgelegt.
Silberdistel: der letzte Satz passt wie die Faust auf’s Auge, wenn ich nur an die Vatikan-Bremsen zum gemeinsamen Abendmahl denke… Allerdings sind die muslimischen Zerwürfnisse von weit grösserem Übel: da kann man nun wirklich von Todfeindschaften beispielsweise zwischen Sunniten und Schiiten sprechen, die kleineren (aber enorm finanzkräftigeren) Konfessionen wie die Wahabiten (sprich Saudis) und andere, extremere wie die Salafisten und was es da noch an fanatischen Splittergruppen gibt, erst gar nicht zu nennen (siehe Afghanistan und Pakistan). Diesbezüglich sind die Religionen der profanen Welt nun absolut kein Vorbild.
Wanda 08.12.2020, 21:46 h
Profanisieren sie mir mal nicht die Religionen, denn sonst können sie alles was den Menschen in seinen Alleinstellungsmerkmalen ausmacht, wie etwa die Kunst, das Empfinden für Musik oder Literatur, Liebe, genauso profanisieren. Religion ist eben der Versuch das Unverständliche mit teils uralten Vorgaben und Überlieferungen zu verstehen. Für etwas, wofür selbst die moderne Wissenschaft bis dato keine Erklärungen finden konnte.
Oder wie könnte man von reinem Verstnd her verstehen, das es 4 Billionen Galaxien gibt, doch alle diese am Anfang allein aus einem „0-Punkt“ gekommen sein sollen (Urknalltheorie). Sich jedoch alles „wie von selbst“ derart intelligent strukturierte, das am Ende quasi-intelligentes Leben wie wir entstand, wie zumindest auf diesem Planeten Erde?
Die Religionen mit ihren Überlieferungen der Schau in tiefere Erkenntnisebenen, bieten dem reflektionsbegabten Menschen eben Lösungen dieses universellen Rätsels an. Des Rätsels auch um die eigene Existenz, alsdass es die Wissenschaft vielleicht jemals vermögen wird zu leisten. Ich bin froh Christ zu sein. Anhänger von einem solchen Überlieferer, dessen Erkenntnistiefe bis dato unerreicht bleibt.
Ein sehr schönes Zeichen könnte diese Reise sein, die zeigt, dass es anderswo als in Europa nicht weniger große pastorale Probleme gibt – und der Papst sie auch wahrnimmt.
Vielleicht, bin aber der Meinung, dass man erst einmal daheim aufräumt und sein Haus in Ordnung bringt. Wenn die Basis nicht stabil ist (und wer wollte das bestreiten), sind andere Probleme erst einmal zweitrangig.
„Daheim“? Der Papst ist der Bischof der universellen Kirche und auf der ganzen Welt daheim… Typisch eurozentristische Arroganz. Und wenn man es wörtlich nimmt: Es wäre Argentinien, nicht Deutschland.
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