Papst: Familie und Dialog die Themen 2012
Mit Spannung wird jedes Jahr die Weihnachtsansprache des Papstes an die römische Kurie erwartet. Traditionell empfängt Benedikt XVI. am Freitag vor Weihnachten die Chefs der vatikanischen Behörden zum Austausch der Weihnachtsgrüße. Das ist stets der Anlass, um auf das kirchliche Jahr zurückzublicken. Um es gleich vorwegzunehmen: Auf den Vatileaksskandal ist Benedikt XVI. heute nicht eingegangen. Er hat wie so oft seine eigenen Schwerpunkte gesetzt. Und aus päpstlicher Sicht sind die Themen des Jahres: Familie und Dialog.
Benedikt XVI. ging hart mit der Gender-Theorie ins Gericht. Er bezeichnete sie als „unwahr“; denn aus Sicht des Papstes ist das Geschlecht keine „soziale Rolle“ sondern eine Vorgabe der Natur. Die Dualität von Mann und Frau sei wesentlich für das Menschsein. Wer dies bestreite, bestreite die Natur des Menschen. „Wenn es aber die von der Schöpfung kommende Dualität von Mann und Frau nicht mehr gibt, dann gibt es auch die Familie als von der Schöpfung vorgegebene Wirklichkeit nicht mehr“, stellt Benedikt XVI. fest. Bei der Frage nach der Familie gehe es demnach nicht einfach nur um eine Sozialform, sondern um die Frage nach dem Menschen selbst. Klar ist, dass Benedikt XVI. bei der Familie an eine Verbindung von Vater, Mutter und Kind denkt und zugleich vor „Angriffen auf die wahre Gestalt der Familie“ warnt. Allerdings geht er nicht ausdrücklich auf andere Formen des Zusammenlebens ein.
Das zweite große Thema ist für Benedikt XVI. der Dialog. Dabei gebe es für die Kirche drei Dialogfelder: den Dialog mit den Staaten, den Dialog mit der Gesellschaft inklusive dem Dialog mit den Kulturen und der Wissenschaft sowie schließlich den Dialog der Religionen. Dabei betont Benedikt XVI., dass die Kirche für die Grundwerte eintreten müsse, die sie als konstitutiv und nicht verhandelbar ansehe. „Sie muss alles tun, um Überzeugung zu schaffen, die dann zu politischem Handeln werden kann.“ Der Dialog der Religionen sei heute eine notwendige Bedingung für den Frieden und daher Pflicht für jeden Christen sowie für die anderen Religionsgemeinschaften. „Dabei muss man lernen den anderen in seinem Anderssein und Andersdenken anzunehmen.“ Interreligiöser Dialog sei nicht Mission; bedeute aber auch nicht, die eigene Identität zu verleugnen.
Es ist zu erwarten, dass mit dem Rückblick auf das Jahr 2012, in dem es auch um das Thema Neuevangelisierung ging, Benedikt XVI. zugleich die Agenda für die Zukunft benannt hat. Familie, Dialog mit Kultur und Wissenschaft sowie zwischen den Religionen sind für ihn mit Sicherheit auch die Themen 2013 – gepaart mit einem selbstbewussten Auftreten der Katholiken in diesen Bereichen. Wer selbstbewusst seine Positionen in den gesellschaftlichen Diskurs einbringt, muss mit Widerstand rechnen. Wie dann mit diesem Widerspruch umgegangen wird, wird zeigen, ob und wie dialogfähig die katholische Kirche wirklich ist.