Franziskus und die Synodalität
Nach der Synode ist vor der Synode. Normalerweise findet etwa alle drei Jahre eine ordentliche Bischofssynode statt. Demnach wäre Oktober 2018 der nächste Termin. Doch im Pontifikat eines Papstes, der die Synodalität stärken möchte, klingt das nach einer Ewigkeit. Noch ist nicht klar, ob Franziskus einen neuen „synodalen Prozess“ anstoßen wird, vergleichbar mit dem zu „Ehe und Familie“. Der begann im Oktober 2013 mit einer Umfrage und endete vor wenigen Tagen mit dem nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia. Zwei Tage lang hat er in dieser Woche mit dem Synodenrat beraten, über mögliche Themen und Reformen der Struktur der Bischofssynode. Worum es genau ging, teilte der Vatikan nicht mit. Wie üblich war das offizielle Kommuniqué des Presseamts dünn.
Worum geht es beim nächsten Mal?
Was wird das Thema der nächsten Synode sein? Das ist noch offen. Ein bunter Blumenstrauß an Vorschlägen war zuletzt in Rom zu hören: Jugend, Synodalität, Priesterausbildung oder gar Priesteramt ganz allgemein. Eines wird aus der Vatikanerklärung klar: Es wurden im Vorfeld des Treffens die vatikanischen Dikasterien, die Bischofskonferenzen, die orientalischen katholischen Kirchen sowie die Ordensoberenkonferenz konsultiert. Von früheren Synoden ist das so öffentlich nicht bekannt. Die Ergebnisse hat jetzt der Synodenrat „breit“ diskutiert. Am Ende wollte man dem Papst drei Themen vorlegen, aus denen er dann eines auswählt. Gebunden ist er daran natürlich nicht. Allerdings würde er sein eigenes Anliegen ad absurdum führen, wenn er dann ein völlig neues Thema aus dem Hut zaubern würde.
Zweites großes Thema beim Treffen des Synodenrats war die Reform des Instruments „Bischofssynode“. Dazu gab es im Februar ein Expertentreffen, das hinter verschlossenen Türen stattfand. Es geht zum einen um strukturelle Reformen der Bischofssynode. Dazu zählt etwa die Frage, welche Rolle die Vertreter der Kurie bei den Beratungen spielen. Vor einiger Zeit wurde beispielsweise diskutiert, ob sie bei den Synoden nur noch beratende Funktion haben sollten, aber kein Stimmrecht; oder vielleicht ein Stimmrecht nur für die Kurienvertreter, deren Dikasterium vom Thema betroffen ist. Eine andere Frage war, wie man die Zahl der Kurienvertreter im Synodenrat begrenzen kann. Franziskus sieht die Synode als ein Beratungsgremium des Weltepiskopats. Die Kurie ist ein anderer Bereich. Das soll sich auch in der Zusammensetzung des Synodenrats ausdrücken. Derzeit sind vier Kuriale im Synodenrat. Das Reglement sieht vor, dass das Plenum der Bischofssynode für jeden Kontinent drei Vertreter wählt (Afrika, Asien/Ozeanien, Amerika, Europa). Zusätzlich beruft der Papst drei Mitglieder. Es liegt also eigentlich an der Synode selbst, wie viele Kuriale sie in den Rat wählt. Doch der Papst und seine engsten Berater sehen da Regelungsbedarf. Der Synodenrat ist das Gremium, das zwischen den großen Treffen der Bischofssynoden den Papst zu Themen und Struktur der Bischofssynoden berät. Früher hat er auch an der Ausarbeitung des nachsynodalen Schreibens mitgewirkt. Das ist unter Franziskus nicht mehr so.
Verhältnis von Kollegialität und Synodalität
Ein anderes Thema des Expertentreffens vom Februar war die Frage, wie sich Synodalität und Kollegialität zueinander verhalten. Denn, so erklärte der Sekretär der Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, die beiden Dinge seien nicht synonym zu verstehen. Sie seien zwar engstens aufeinander bezogen; doch müssten sie unterschieden werden. Kollegialität bezieht sich demnach auf die Autorität der Bischöfe, die diese „sub et cum Petro“ (mit und unter dem Papst) ausübten. Synodalität hingegen beziehe das ganze Volk Gottes mit ein und zwar nicht nur als passives Objekt, sondern als aktives gemäß der jeweiligen „Funktionen, Charismen und Ämter“. Synodalität entwickle sich aus einem „zirkulierenden Weg“, der von unten nach oben und von oben nach unten verlaufe. Es sei ein Konzept, das die Kirche als einen lebendigen Organismus sehe, der sich auf verschiedenen Ebenen bewege, ohne dass diese gegeneinander abgeschottet seien. Es gehe um eine Kirche, die sich in einer „affektiven Gemeinschaft“ realisiere, die sich weder nur mit der Spitze noch nur mit der Basis identifiziere.
Was sich im synodalen Prozess zu Ehe und Familie angedeutet hat, soll nun ausgebaut und institutionalisiert werden. Mit Blick auf die nächste Synode wird daher nicht nur das Thema spannend. Auch das Prozedere wird interessant. Franziskus war übrigens die meiste Zeit beim Treffen des Synodenrats dabei und hat damit große Teile der Diskussion mitbekommen – und damit auch das Für und Wider bestimmter Themen, aber auch strukturelle Veränderungen betreffend. Am Ende muss und wird er dann entscheiden.
21 Kommentare
„Synodalität hingegen beziehe das ganze Volk Gottes mit ein und zwar nicht nur als passives Objekt, sondern als aktives gemäß der jeweiligen „Funktionen, Charismen und Ämter“.“
damit sprengt baldisseri sehr eindeutig das enggeführte synodalverständnis von trient bis zum ii. vaticanum auf – in diesem engen verständnis war ja nicht mehr erklärbar, in welcher funktion und warum ordensobere ohne bischofsweihe überhaupt mitdiskutieren und -abstimmen durften.
das klingt vielversprechend. jugend und christentum wäre ein wichtiges thema. ob man sich darantraut, endlich den zölibat zu beerdigen, um den gemeinden auch ihr sonntägliches recht auf die eucharistiefeier zukommen lassen? ich bin skeptisch. aber geschiedene wiederverheiratete dürfen ja auch zur kommunion – und ich habe mich in den zeiten des theologischen betonstalinismus unter b16 selbst einen träumer genannt, wenn ich dies erhoffte (wie auch die seligsprechung von romero oder paul vi.).
Wird wohl dann wieder eine Fragebogenaktion für die Gläubigen geben. Im Prinzip richig, sofern dann was mit Hand und Fuß dabei raus kommt.
Der Aufwand für die zweiteilige Bischofssynode scheint mir im Verhältnis zm Ergebnis zu hoch gewesen zu sein.
Vor allem sollte das Ergebnis einer Synode für Klarheit zum jeweiligen Thema sorgen und nicht Verwirrung und innerkirchlichen Streit noch vergrößern.
Ist denn sowas aber nicht viel zu riskant!?
Damit könnte auf lange Sicht die Einheit der Kirche gefährdet werden! Diese ist ja sowieso in letzter Zeit wieder sehr gespannt…
So viel Unzufriedenheit gab es schon lange nicht mehr in einem Pontifikat.
Die Progressiven sind ja eh immer mies drauf, Franziskus kann ihnen ja nicht schnell genug alles über Bord werfen!
Das in diesem Pontifikat aber auch die Christen nicht zufrieden sind, die eher traditionsbewusst sind und so…die „bösen“ Konservativen also, dass ist doch schon sehr erstaunlich! Es ist vielleicht eine nicht beabsichtigte Folge dieses Pontifikats, dass zwischen diesen „Gruppen“ die Gräben größer werden…
Das Franziskus mit seiner Amtsführung vielen vor den Kopf stößt, trägt auch nicht dazu bei, dass eine wahre innerkirchliche Einheit entstehen kann…
Insgesamt bin ich sehr enttäuscht von Papst Franziskus, ja, er gibt viele wichtige Impulse für diese Zeit, aber allgemein macht er mich ziemlich traurig, es ist ja schon traurig, dass man sich als Christ nicht mehr richtig am Papst orientieren kann, weil man ihn in vielen Punkten kritisiert…
Nun aber zurück zur Synode.
Das weltweite Episkopat ist doch kein Debattierclub?! In der Kirche sollte doch Harmonie herrschen, dazu wird doch im Neuen Testament gemahnt!
Die viele Zeit, die die Bischöfe auf der Synode verbringen, geht ihnen in der Diözese verloren!
Wenn auf diesen Synoden immer nur gestritten wird, dann bricht eines Tages die Kirche auseinander!
Warum sollen weiterhin nicht alle Bischöfe und Kardinäle die ein Dikasterium der Kurie leiten an einer Synode teilnehmen dürfen?
Sie kommen doch auch aus aller Welt, haben Erfahrung und können diese mit Weisheit einbringen.
Oder soll auf diesem Wege unbequemen (weil „konservative“) Prälaten die Teilnahme an einer Synode von vornherein verwehrt sein?!
Zum Thema der nächsten Synode habe ich nur meine kleine eigene Meinung zu sagen:
Es soll bitte über die Jugend gesprochen werden!
Diese jungen Menschen sind teilweise so leer!
Sie nehmen Drogen und verfallen anderen Süchten (Computer, Konsum) um die leere in sich selbst zu füllen!
Aber es kann doch nur Christus ein Herz mit Liebe ausstatten! Viel zu viel Egoismus breitet sich aus, nicht nur im westlichen Europa! Gerade weil viele, zu viele, Christus und seine Botschaft nicht kennen! Darüber müssen die Bischöfe reden!
Wenn sich im Inneren eine gewisse Orientierungslosigkeit breit zu machen droht, so kann der Fokus auch nach Außen gerichtet werden, was in der Politik ein recht probates Mittel der Mächtigen war und ist. „Amoris laetitia“ muß ja auch erstmal verdaut werden. Bzw. herausgefunden werden, wie die annähernd 200 Seiten päpstliche Vision der Praxis zugeführt werden könnten. Denn da scheint nur eines klar, das noch vieles im Trüben liegt.
Franziskus sollte seine auch nicht unendliche Schaffenskraft lieber weiter auf die globale Ökumene richten, sowie der Institutionalisierung der UNdR (UNderReligionen). An die diesbezüglichen bemerkenswerten Erfolge seines Pontifikats anknüpfen und „Amoris laetitia“ der geruhsamen katholischen Kontemplation überlassen.
Dergleichen Ankündigungen und Vorbereitungen sind heutzutage in der Kirche nur Spielereien. Bergoglio wird weiter autokratisch regieren, ob nun Bischöfe zusammentreten oder nicht. Glaubenstreue Kirchenführer werden weiter muntot gemacht und marginalisiert werden. Nach der schweren Beschädigung der Sakramente Beichte,Ehe und Eucharistie wird Bergoglio die nächsten Säulen des Glaubens ins Visier nehmen. Der Schaden, den er schon jetzt angerichtet hat, ist so ungeheuerlich, daß nur ein Papst von der Statur eines hlg. JP II oder Benedikt XVI. die Scherben nach Bergoglio wieder zusammenkitten werden kann – mit energischer Hilfe des Heiligen Geistes.
JasJu
22.04. 12:01 h
Für Sie ist das immer noch Papst Franziskus und nicht ´Bergoglio´. Sie wissen, das Sie als guter Katholik Ihrem Papst Loyalität schuldig sind?
man sollte nicht vergessen, dass 2/3 – also eine qualifizierte mehrheit – dem den weg bereitet haben, was papst franziskus (und so heißt er immer noch für katholiken und nicht einfach bergoglio) verabschiedet hat. das kann man nun eben nicht „autokratisch“ nennen… das ist nicht nur eine maior, sondern auch eine sanior pars.
– er heisst von Beginn an Jorge Mario Bergoglio und nennt sich nur Franziskus, eine Wunschvorstellung von ihm, mehr nicht…
Ob er dann später im Paradies von seinem Chef als ursprünglich Jorge Mario oder Franziskus angesprochen wird, wer weiss ?
Interessant: Egal, ob man sich persönlich eher als konservativ oder liberal verortet, in einem scheinen wir uns, bis auf Ausnahmen, ziemlich einig zu sein, nämlich, dass Franziskus die innerkirchlichen Gräben immer weiter vertieft und immer mehr Verwirrung und Streit schafft.
Und dass das ein großer Schaden für die Kirche ist.
Ich bin heute schon gespannt, was für einen Menschentyp man im nächsten Konklave als Papst wählen wird.
Aber so oder so, der Nachfolger wird es schwer haben, das Chaos aufzuräumen.
Ich muss gestehen, dass mich die nächste Synode nicht mehr sonderlich interessiert.
Mal ein polemisches Beispiel:
Angenommen, der Pflichtzölibat der Priester würde zur Diskussion stehen, welches Ergebnis wäre dann zu erwarten?
Vielleicht so: Der Zölibat ist heilig und wird NIEMALS abgeschafft werden, er ist ein erstrebenswertes Ideal.
Leider, leider schaffen es aber nur Wenige, lebenslang dieses Ideal zu leben. Wir wissen, dass viele Priester im heimlichen Konkubinat leben. Diese Heimlichkeiten schaden der Kirche.
Lasst uns also in Zukunft ehrlich sein und das Konkubinat vieler Priester als eine Lebenswirklichkeit in der Kirche anerkennen und wertschätzen. Wo immer es möglich ist, sollten sie mit ihren Frauen und eventuellen Kindern ganz offen zusammen im Pfarrhaus leben dürfen.
Auch eine standesamtliche Heirat für Priester wäre in Betracht zu ziehen.
Eine SAKRAMENTALE Eheschließung NACH der Priesterweihe schließen wir aber bis in alle Ewigkeit aus, weil wir den Pflichtzölibat an sich niemals abschaffen werden.
– aha, der Zölibat ein erstrebenswertes Ideal ?
Dann muss der Schöpfer doch irgendwas falsch gemacht haben mit seiner Planverwirklichung, d.h. der Erschaffung von Frau UND Mann…
Wieso ist IHM und SEINER Weisheit denn nicht eingefallen, dieses „erstrebenswerte Ideal“ gleich als gegeben zu schaffen ? Da muss nun also erst das unvollkommene Geschöpf Mensch in Gestalt der Priester seinen Gott aufklären, dass dieser mit den von IHM geschaffene Voraussetzungen und natürlichen Gegebenheiten (nämlich Männlein UND Weiblein) eigentlich daneben lag bzw. diese Kombination gar nicht ideal ist ?
Starker Tobak, wenn nicht gar eine Majestätsbeleidigung…
Wanda
23.04.2016, 18:54 Uhr.
ich schrieb doch, dass es sich um einen POLEMISCHEN Beitrag meinerseits handelt. Das war also so was wie schwarzer Humor und nicht ernst gemeint von mir.
Silvia 13:51
– genauso habe ich ihn verstanden und den Ball denn auch aufgefangen…
ich bitte um präzisierung, denn irgendwie ging *s argumentation durcheinander.
Alberto Knox
23.04.2016, 20:02 Uhr.
Mein obiger Beitrag war der – offenbar misslungene – Versuch einer Satire auf das Ergebnis der nächsten Synode, FALLS diese sich mit dem Pflichtzölibat beschäftigen sollte.
Ich habe ja extra darauf hingewiesen, dass dieser Beitrag POLEMISCH gemeint ist. Da ich dachte, dieser Hinweis samt Einleitung sei klar genug, habe ich auf „IRONIE ON““ und „IRONIE OFF“ zur weiteren Kennzeichnung verzichtet.
Ironie on:Vielleicht so: Der Zölibat ist heilig und wird NIEMALS abgeschafft werden, er ist ein erstrebenswertes Ideal.
Leider, leider schaffen es aber nur Wenige, lebenslang dieses Ideal zu leben. Wir wissen, dass viele Priester im heimlichen Konkubinat leben. Diese Heimlichkeiten schaden der Kirche.
Lasst uns also in Zukunft ehrlich sein und das Konkubinat vieler Priester als eine Lebenswirklichkeit in der Kirche anerkennen und wertschätzen. Wo immer es möglich ist, sollten sie mit ihren Frauen und eventuellen Kindern ganz offen zusammen im Pfarrhaus leben dürfen.
Auch eine standesamtliche Heirat für Priester wäre in Betracht zu ziehen.
Eine SAKRAMENTALE Eheschließung NACH der Priesterweihe schließen wir aber bis in alle Ewigkeit aus, weil wir den Pflichtzölibat an sich niemals abschaffen werden.
Ironie off
Für ALLE, die meinen obigen Beitrag noch immer nicht verstanden haben:
Dieser war eine PARODIE auf das, was in einem nachsynodalen Schreiben zum Thema Zölibat stehen KÖNNTE, sofern eine Synode sich mit diesem Thema befassen SOLLTE!
Ähnlichkeiten mit der Realität sind natürlich reiner Zufall.
Also Leute, das war ein Witz und kein Grund, sich aufzuregen!!!!!!!
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