Neue Transparenz?

Macht der Vatikan wirklich ernst mit der Transparenz bei seinen Finanzgeschäften? Das wird man sehen. Angekündigt hat der neue Aufsichtsratsvorsitzende der Vatikanbank IOR, Ernst von Freyberg, jetzt auf jeden Fall eine Internetseite des Geldinstituts bis Dezember dieses Jahres. Dort sollen auch die Aktivitäten des IOR veröffentlicht werden, erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi. IOR steht für „Istituto per le opere religiose – Institut für religiöse Werke“. Inwieweit dabei auch detailliert die Bilanzen offen gelegt werden, ist noch unklar. Die Ankündigung erfolgt wenige Tage, nachdem vatikanische  Finanzaufsicht und die entsprechende Behörde in den USA ein Abkommen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung unterzeichnet haben. Es bewegt sich also etwas im Bereich der Finanzen.

Im Vorkonklave hatten viele Kardinäle die Vorkommnisse der vergangenen Jahre scharf kritisiert und mehr Transparenz sowie saubere Geschäfte gefordert. Die Kritik scheint angekommen zu sein. Dabei lautet die Devise unter Papst Franziskus allerdings nicht, alles über Bord zu werfen. Es geht vielmehr darum, den Reinigungskurs, den Benedikt XVI. angestoßen hatte, fortzusetzen. In diesem Sinne stellte vor wenigen Tagen bereits der vatikanische Innenminister, Giovanni Angelo Becciu klar, dass der Papst nicht vorhabe, die Vatikanbank IOR zu schließen. Dies hatten einige Beobachter aus den Worten von Papst Franziskus beim Morgengottesdienst am 24. April 2013 in Santa Marta geschlossen. Bei der Messe waren auch Mitarbeiter der Vatikanbank anwesend. Franziskus sagte damals, dass die Büros der Kurie und auch das IOR notwendig seien, aber nur bis zu einem gewissen Punkt, nur so lange sie der Kirche dienten. Franziskus wollte damit nicht die Existenz des IOR in Frage stellen, so Becciu.

Auch die Statue des hl. Josef an der Fassade der Kirche San José de Flores, der Jugendkirche Bergoglios in Buenos Aires, trägt eine Lilie.

Übrigens hat Franziskus gestern bei der Morgenmesse davor gewarnt, dass Armut nicht zur „Ideologie“ werden dürfe. Anlass war eine Stelle aus dem Johannesevangelium, in der Maria von Bethanien Jesus mit kostbarem Öl die Füße salbt. Judas kritisiert das und sagt, man hätte das Öl verkaufen und damit die Armen unterstützen können. Jesus verteidigt Maria und sagt: „Die Armen habt ihr allezeit bei euch, mich aber nicht.“ (vgl. Joh 12,1-8). Hier, so Franziskus in seiner Predigt, sei ihm im Evangelium zum ersten Mal „Armut als Ideologie“ begegnet. Der Ideologe wisse aber nicht, was Liebe ist. Marias Handeln sei ein Akt der Liebe gewesen. Interessanterweise handelt es sich in der Episode um „Nardenöl“. Die Nardenblüte ist Teil des Wappens von Papst Franziskus. So könnte man dieses Symbol bei aller Betonung der „Option für die Armen“ durch Franziskus als Absage an eine „Ideologie der Armut“ deuten. Der Vatikan hatte bei der Vorstellung des Wappens von Franziskus die Nardenblüte ja als Symbol für Josef gedeutet. Allerdings ist es schwierig, eine Bestätigung für diese Deutung zu finden. Der Vatikan verweist auf spanische Traditionen; doch auch bei unserem Besuch in Buenos Aires vor wenigen Tagen konnten unsere Gesprächspartner diese Verbindung von Narde und Josef nicht erklären. Denn eigentlich wird Josef mit einer Lilie dargestellt als Symbol der Keuschheit und Reinheit.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.