Ein umstrittener Heiliger wird 100

Zum 100. Geburtstag von Johannes Paul II. am heutigen 18. Mai steht der „Jahrhundertpapst“ einmal mehr im Fokus des öffentlichen Interesses. War er wirklich ein Heiliger, gar ein „Großer“? In seinem langen Pontifikat sind so viele Dinge passiert, dass ein Urteil nicht einfach zu fällen ist. Wie im echten Leben gibt es bei Johannes Paul II. nicht einfach Schwarz und Weiß. Es gibt viele Grautöne. Er hatte einen maßgeblichen Anteil an den Umbrüchen in Europa und damit für uns Deutsche auch an der Wiedervereinigung. Er wollte Brücken bauen zwischen Ost und West, zwischen Nord und Süd. Johannes Paul II. kritisierte Kommunismus und Kapitalismus scharf, engagierte sich für soziale Gerechtigkeit. Innerkirchlich stand er für einen streng konservativen Kurs. Das Pontifikat erlebte viele Skandale um Personen und Finanzen. Besonders schwer wiegt, dass er den Missbrauch nicht entschieden aufarbeitete und zu verhindern suchte.

Papst Franziskus feierte am Morgen im Petersdom einen Gedenkgottesdienst am Grab seines Vorgängers. (Quelle: dpa)

Oktober 1978 – ein Nichtitaliener wird Papst. Das war eine Sensation. Und dann kommt er auch noch aus Polen, einem Land hinter dem Eisernen Vorhang. Karol Wojtyla war zudem mit 58 Jahren ein junger Pontifex, voller Tatendrang und furchtlos. Als er im April 2005 nach langer Krankheit starb, war er ein Papst der Superlative – angefangen von der Länge des Pontifikats, über die Reisen, die Anzahl seiner Lehrschreiben, die Zahl der Audienzen, Liturgien sowie Selig- und Heiligsprechungen. Dabei standen alle seine Handlungen immer in einer gewissen Spannung zwischen dem den Menschen zugewandten, für ein menschenwürdiges Leben sich einsetzenden, medienaffinen Papst, der die Herzen von Millionen Menschen eroberte auf der einen Seite, und dem theologischen Hardliner in Fragen von Moral und Kirchendisziplin auf der anderen Seite.

So ist es nur verständlich, dass sich an der Person Johannes Pauls II. auch die Geister scheiden. Er hat mit seiner Personalpolitik den Kurs der katholischen Kirche entscheidend geprägt. Die Auswirkungen sind bis in das aktuelle Pontifikat von Franziskus zu spüren. Mit seinen Lehrschreiben hat der Papst aus Polen Maßstäbe gesetzt. Das gilt vor allem für die Sozialenzykliken. Mit seinen Reisen und den zahlreichen Aktionen in Rom, wie etwa den Veranstaltungen zum Heiligen Jahr 2000, hat er der katholischen Kirche zu einer großen Aufmerksamkeit in aller Welt verholfen und das Papstamt zu einer weltweit geachteten Autorität gemacht. Ob er deshalb den Titel „der Große“ verdient hat, müssen Historiker mit mehr Abstand beurteilen. Denn beobachtet man die aktuelle Debatte um Wojtyla, scheint eine objektive Beurteilung nur schwer möglich.

Zuhören statt verurteilen

Gerne werden die Schattenseiten des Pontifikats ausgeblendet. Dazu gehört neben den genannten Skandalen auch die Tatsache, dass innerhalb der katholischen Kirche jegliche Debatte über mögliche und vielleicht auch notwendige Reformen meist schon im Keime erstickt wurde. Die langfristigen Folgen dieser innerkirchlichen Starre sind noch nicht wirklich abzuschätzen. Nicht zuletzt deshalb ist es zu früh, zum 100. Geburtstag bereits ein abschließendes Urteil zu fällen. Zudem ist noch zu viel Betroffenheit im Spiel von Personen, die von Johannes Paul II. profitiert haben oder die unter ihm gelitten haben. Ein wichtiger Schritt wäre, wenn Bewunderer und Verächter sich gegenseitig zuhörten und die Positionen der jeweils anderen Partei ernst nähmen. Nur so kann es zu einer Beurteilung kommen, die von möglichst vielen Seiten anerkannt werden kann und die zu einem Dialog führt und nicht zu gegenseitiger Verurteilung und Abwertung.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

34 Kommentare

  • YALOB
    18.05.2020, 22:20 Uhr.

    Ein großes Thema, welches hier nicht erwähnt wird, aber nachhaltige Wirkung hat, ist die Haltung von JPII zur Stellung der Frau in der r.k. Kirche.
    Hier hat er extreme Hürden aufgebaut, die eine Aufwertung der Frauen sehr behindern wenn nicht sogar unmöglich machen. Man denke aktuell an die Diskussion zum Frauendiakonat. Auf diesem Feld – neben der Ignoranz und Vertuschung von Missbrauchsfällen – hat m. E. JPII fundamental der r.k. Kirche geschadet.

    • Erasmus
      21.05.2020, 15:32 Uhr.

      „ … hat er extreme Hürden aufgebaut, die eine Aufwertung der Frauen sehr behindern wenn nicht sogar unmöglich machen.“

      In seinem apostolischen Schreiben „Ordinatio Sacerdotalis“ von 1994 beklagt Johannes Paul II., dass man die beständige Lehre der Kirche, gemäß der die Priesterweihe den Männern vorbehalten ist, „in unserer Zeit dennoch verschiedenenorts für diskutierbar (hält), oder man schreibt der Entscheidung … lediglich eine disziplinäre Bedeutung zu.“ Um solchen Umtrieben einen Riegel vorzuschieben, erklärt er kraft seines Amtes: „ … dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden.“ Es obliegt dann dem damaligen Präfekten der Glaubenskongregation und kirchenpolitischen Kombattanden des Papstes, Joseph Ratzinger, den Stellenwert der pontifikalen Erklärung zu bestimmen.

      Das erste und das zweite Vatikanum stimmten darin überein, dass die Kirche berechtigt ist, solche Lehren als Dogmen zu verkünden, von denen sie glaubt, dass sie geoffenbart seien. Mit dem Erscheinen des „Katechismus der Katholischen Kirche“ im Jahr 1992 kommt es zu einer folgenschweren Ausweitung des Dogmenbegriffes. Im Abschnitt 88 ist von Wahrheiten die Rede, „die in der göttlichen Offenbarung enthalten sind oder die mit solchen Wahrheiten in einem notwendigen Zusammenhang stehen.“ Von nun an gibt es zum einen das primäre Offenbarungsgut und zum anderen zusätzliche sekundäre Dogmen, die zwar nicht geoffenbart sind, aber vom Lehramt als untrennbar mit dem Offenbarungsgut zusammenhängend postuliert werden.

      Die Lehre von der, den Männern exklusiv vorbehaltenen Priesterweihe ist für Josef Ratzinger zugegebenermaßen keine Wahrheit, die mit theologalem Glauben aufzunehmen ist, sie zählt aber dennoch zu den – dem Bereich der „fides tenenda“ zugehörigen – Dogmen und zwar zu den „sekundären Objekten der Unfehlbarkeit“ (Ratzinger 1999), die fest zu umfassen und beizubehalten sind.

      Es ist allerdings H.J. Pottmeyer (1999) zuzustimmen, dass sich „Ordinatio Sacerdotalis“ zwar als „unfehlbarer Konsens des ordentlichen und allgemeinen Lehramtes“ geriert, es sich dabei aber um eine „grundsätzlich fehlbare Erklärung des Papstes“ handelt.

      • Novalis
        22.05.2020, 10:38 Uhr.

        Oder etwas einfacher: Die Lehre, dass die Kirche keine Vollmacht hat, den Empfänger des Weihesakramentes zu ändern (obwohl sie die Vollmacht hat, eine Stufe des Sakramentes einzuführen oder abzuschaffen, sowie die Form, die Materie und auch die Intention zu ändern), ist schlicht kein Dogma. Und alles, was unterhalb des Dogmas ist, kann eben geändert werden.

  • Wanda
    19.05.2020, 1:39 Uhr.

    Prof. Hans Küng beschuldigt sowohl Karol Woityla als auch dessen damaligen Chef der Glaubenskongregation Joseph Ratzinger das notorische Missbrauchsmonster Marcial Maciel geschützt zu haben. Ratzinger möglicherweile unter „Befehlsnotstand“, denn wie wären sonst wären die unterbrochenen bzw. nicht beendeten Untersuchungen der Hl. Inquisition zu erklären ? Die Details zu den entsetzlichen und unwiderlegbaren Taten Marcial Maciels mag jeder selbst recherchieren und wird dabei feststellen, dass erste, immer wieder erweiterte Vorwürfe auch von den Vorgängerpäpsten und ihren Institutionen sträflich ignoriert wurden: es konnte nicht sein was es nicht geben darf und die Opfer waren diesen unbarmherzigen geistlichen Vätern völlig egal. Es verbietet sich eigentlich diesen beiden letzten von den höchsten Vertuschern im Vatikan als Päpste zu bezeichnen und Woityla müsste der Heiligenstatus aberkannt werden (zumal sich dessen Wunder verdächtig schnell fand). Wer in deren Vorgängerreihe als Papst sich ebenfalls an den seit 1943 schwärenden Vorwürfen der Vertuschung schuldig machte, kann jeder an der Zeittafel ermitteln. Fazit: Wenn die Kirche eine ehrliche und schonungslose Aufarbeitung der Männer in den Schuhen des Fischers beabsichtigt: hier tut sich ein weites Feld auf. . .

    • Novalis
      20.05.2020, 15:58 Uhr.

      „sowohl Karol Woityla als auch dessen damaligen Chef der Glaubenskongregation Joseph Ratzinger das notorische Missbrauchsmonster Marcial Maciel geschützt zu haben.“

      Das dürfte wohl nicht das einzige Mal gewesen sein, in dem die beiden nicht angemessen reagiert, geschweige präveniert haben.

      Nur am Rand: Auf meinen Hinweis, dass @Wanda zum Thema Waffensegnung massive Falschinformation verbreitet hat, kam eine Kaskade von Informationen, die nichts mit der Waffensegnung zu hatten. Nachhilfe bei den Fehler der katholischen Kirche in der Geschichte brauche ich nicht. Ich kenne sie besser als @wanda. Und ich habe es nicht nötig, dabei falsche Dinge zu behaupten.

      • Wanda
        21.05.2020, 0:19 Uhr.

        Schön für Sie…

        • Novalis
          22.05.2020, 10:41 Uhr.

          Wie wärs denn einfach mal mit: „O.K., bei der Waffensegnung hab ich mich geirrt. Die hat es NICHT während der ganzen Zeit, die die Kirchengeschichte umfasst, gegeben. Ich war nicht präzise genug“.
          Dann wird Vieles an Ihrer Kirchenkritik nämlich glaubwürdiger.

  • Erasmus
    19.05.2020, 4:36 Uhr.

    Papst Johannes Paul II. war eine starke, charismatische Persönlichkeit, die „der katholischen Kirche zu einer großen Aufmerksamkeit in aller Welt verholfen und das Papstamt zu einer weltweit geachteten Autorität gemacht (hat) “ (Erbacher). Bei allem Glanz seines Pontifikats gibt es aber nicht zu übersehende Schattenseiten.

    Seine Erfahrungen mit zwei Terrorherrschaften in Polen lehrten ihn zu kämpfen und Widerstand zu leisten. Wenn er von etwas überzeugt war, war er unbeirrbar und in hohem Maße durchsetzungsfähig. Beispielweise nahm er 1968 „als entschiedener Gegner jeder ,künstlichen Empfängnisverhütung‘“ (Xaver Bischof) Einfluss auf Paul VI., indem er ihm eine in französischer Sprache verfasste Denkschrift zusandte – der Lieblingssprache des Papstes.

    Die Direktive Johannes Pauls II., die Reihen der katholischen Kirche geschlossen zu halten und keine Abweichungen zuzulassen, hat wohl mit seinen Erfahrungen und seiner Prägung im polnischen Untergrund zu tun. Was nach außen als Stärke kirchlicher Einheitlichkeit imponierte, richtete intern beträchtlichen Schaden an. Theologen wie Küng und Drewermann und insbesondere Befreiungstheologen machte er mundtot und bei Bischofs-Neubesetzungen scheute er sich nicht, Ortskirchen zu brüskieren – z.B. die Installation von Joachim Meisner 1987 in Köln. Bischofskonferenzen dienten der Bestätigung der päpstlichen Linie und sollten nach außen Einmütigkeit zur Schau stellen.

    Besonders schwerwiegend ist sein fataler Umgang mit dem Thema „Sexueller Missbrauch“. Die Kirche muss unbefleckt und unantastbar bleiben, darf keine Risse zeigen – die Opfer bleiben dabei auf der Strecke. Bezeichnend war sein inniges Verhältnis zu dem Gründer der „Legionäre Christi“, Marcial Maciel Degollado. Johannes Paul II. war von dessen erzkatholischem, finanzstarken und papsttreuen Elitekader so angetan, dass er brisante Informationen, die Maciel belasteten – und im Vatikan schon frühzeitig vorlagen -offensichtlich ausblendete. Der vom Papst zum „Vorbild für die Jugend“ geadelte Ordensgründer führte ein Doppelleben, war polykriminell und hat erwiesenermaßen minderjährige Internatsschüler missbraucht.

    Ich stimme Jürgen Erbacher zu, dass es für eine valide Gesamtbewertung des Pontifikats noch zu früh ist.

  • Alberto Knox
    19.05.2020, 12:10 Uhr.

    man sollte nicht nur die verhinderung der aufarbeitung des kindesmissbrauchs durch jp2/ratzinger als problem benennen, sondern auch die massive homophobie und misogynie.

  • YALOB
    19.05.2020, 22:18 Uhr.

    Nachtrag zu meinem vorausgegangenen Kommentar:

    In diesem Zusammenhang denke ich auch an die – aus meiner Sicht – abstruse Vorstellungen einiger polnischer r. k. Würdenträger für die Eltern von JPII den Prozess für eine Selig-/Heiligsprechung in die Wege zu leiten.

    Ich denke, dass Maria und Joseph, die Eltern von Jesu eine würdige Ausnahme sind. Dabei sollte es bleiben.

  • Silberdistel
    19.05.2020, 22:55 Uhr.

    Waren nicht alle Päpste umstritten?! Gut so. Das Original, dem man versprach nach zu folgen, teilt dieses Schicksal jedoch nicht. ER ist nur per se unverstanden und unerreicht geblieben, wie zeitlebens, offensichtlich auch von so manchem Papst. Das ist Seine Art von Schicksal.

    • Wanda
      20.05.2020, 15:18 Uhr.

      Bingo !

    • Novalis
      20.05.2020, 23:43 Uhr.

      Schon wieder solche jeder/all-Sätze. Finden Sie mal waszu Pius III. oder Marcellus II.

      • Silberdistel
        22.05.2020, 16:06 Uhr.

        Novalis
        20.05., 23:43 h
        Stören sie etwa „jeder/all-Sätze“? Der Christus ist in seinen ähnlich formulierten Gleichnissen wunderbar unverbindlich und damit dennoch sehr konkret geworden. Welche der über 250 Päpste hat denn auch nur im Ansatz so etwas wie ein Evangelium erschaffen, hm? Alle hinkten sie diesem Licht nur hinterher! Mal schlecht, mal recht, in ihrer jeweiligen Zeit und Umständen. Einem Evangelium, von dem ich behaupte, das es eine derartige geistige power hatte, das es allein bis dato die Grundfeste unserer westlich geprägten „domokratischen“ Gesellschaft darstellt, welche jedoch nichts anderes ist, als eine im Grundsatz christliche.
        Welchen Fußabdruck haben denn Päpste diesbezüglich hinterlassen? Von dem von ihnen genannten Pius III heißt es, er könne vergiftet worden sein. Marcellus II. verstarb nach einem Pontifikat von nur 22 Tagen. Tatsächliche Auswirkungen ähnlich auch nur annähernd des Evangeliums, sind bei keinem der über 250 in der Anzahl und beim besten Willen nicht auszumachen.

        • Novalis
          25.05.2020, 10:38 Uhr.

          Die Ausgangsaussage war: „Waren nicht alle Päpste umstritten?!“

          Nein, waren sie eben nicht. Es geht um die Päpste, nicht um ihre Kardinalszeit. Sie können auch gern zu Papst Lando was suchen. Und ja, jeder/all/ganz-Sätze, die so ungeschützt dahergeplappert werden, dienen zu nichts. Sie haben einen gleichhohen propositionalen wie informationellen Gehalt.

          • Silberdistel
            25.05.2020, 22:01 Uhr.

            Novalis
            25.05., 10:38 h
            Dann wagen sie mal den Umkehrschluß: Welcher der Päpste konnte dem Evangelium etwas nennenswertes hinzufügen, hm? Nicht, diesem nicht zu schaden, das sollte nicht als Kriterium dienen.
            Es ist zu befürchten, das WENN bis dato eine geistige Kraft wirkt, dann ist es der ´input´, das „update des Christus“, um es flapsig auszudrücken. Und letztlich die der ewigen Gegenkraft. Vielleicht war der Papst noch der beste, der über sich selbst sagte: „…. nimm Dich nicht so wichtig“.

          • Novalix
            26.05.2020, 9:38 Uhr.

            Dem Evangelium KANN man christlicherseits nichts hinzufügen.

      • Wanda
        23.05.2020, 18:45 Uhr.

        Novalis 20.05 23:43
        – Gerne, aber vorab: Sie meinen wirklich den Marcellus II mit seinem nur 22 Tage dauernden Pontifikat, von dem eigentlich nicht viel mehr als die nach ihm benannte, von Palestrina komponierte Messe erwähnt ist ? Nun, vielleicht noch seine vorherige Aufgabe als Bibliothekar für den Vatikan und als Mitglied der Hl. Inquisition.
        – Zu Pius III ist festzustellen, dass er als Beispiel für den berühmt berüchtigten päpstlichen Nepotismus seiner Epoche gelten darf. Zur Papstdynastie Piccolomini gehörend wurde seine geistliche Karriere obwohl Vater von 12 Kindern von seinem Onkel Pius II (nur 2 Kinder) kräftig angeschoben, um dann am 22.09. 1503 „gewählt“ am 13. Oktober aber schon ins wieder Paradies abberufen (oder noch höher befördert) zu werden. Fazit: Sie sollte nicht unbedingt Renaissance-Päpste als leuchtendes Beispiel nennen. Ist kontraproduktiv.

        • Novalis
          25.05.2020, 10:41 Uhr.

          „Fazit: Sie sollte nicht unbedingt Renaissance-Päpste als leuchtendes Beispiel nennen.“
          Wie man da nur drauf kommt… Man findet eben nur nichts, was man als umstritten in deren Pontifikat findet. Wenn Sie sprachliche Präzision nicht beherrschen, ist das Ihre Angelegenheit.

  • bernardo
    23.05.2020, 13:47 Uhr.

    Herr Erbacher, ich kann mit dem Begriff „umstritten“ nichts anfangen. Jesus Christus selbst war „umstritten“, so umstritten, dass er zwischen allen Stühlen saß. „Weh euch, wenn euch alle Menschen loben; denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.“ Ich gestehe, mir gefällt das Lob von „liberal rags“ wie der NYT oder der Washington Post oder der Zeit für Franziskus nicht; er müsste sich fragen, ob er etwas falsch gemacht hat, wenn er von diesen Leuten gelobt wird.

    Wie alle Menschen war Karol Wojtyla fehlbar: Er hat sich zu wenig um administrative Dinge gekümmert, er war kein Manager, sein Insistieren auf der Sexualmoral war übertrieben, seine Verurteilung der Pille in Ländern wie Uganda (ca. sieben Kinder pro Frau) deplaziert, sein Handling in der Missbrauchsfrage desaströs. Dennoch war er ein glaubwürdiger Vertreter Christi bis in den Tod hinein, ein Verfechter der Menschenrechte und des Friedens, ein geschickter Politiker (zum Leidwesen der polnischen Kommunisten). Er war der größte Papst des 20. Jahrhunderts.

    • Novalis
      25.05.2020, 10:33 Uhr.

      Die New York Times ist ein Schmierblatt? Erstaunlich, wie weit manche ihre Trumpismen treiben…

      • bernardo
        26.05.2020, 10:12 Uhr.

        Lesen Sie die NYT? Ich lese sie, allerdings immer seltener.

    • Wanda
      25.05.2020, 17:34 Uhr.

      Bernardo: 23.05 13:47
      – Sie haben insofern recht, dass auch Jesus umstritten war aber doch wohl in ganz anderem Sinne als Wojtyla. Er war als jüdischer Rabbi genau das Gegenteil dieses selbstgerechten, unerbittlichen Papstes, denn er wandte sich auch und gerade religiösen Aussenseitern, Verfemten und Verachteten zu, die ausserhalb der jüdisch geprägten Glaubensgemeinschaft standen. Einer Gesellschaft, die total religiös bestimmt war und überbordete von sinnlosen exzessiven Regeln: weit mehr als die heute von den Mullahs geschaffene Theokratie im Iran. Insofern hinkt Ihr Vergleich, wobei ich die Unbeugsamkeit Wojtylas gegen den Kommunismus durchaus anerkenne. Paradox: in meinen Augen war er als Christ genau das personifizierte Äquivalent zu den Steinzeit-Stalinisten auf kommunistischer Seite.

  • Christ343
    24.05.2020, 17:26 Uhr.

    Vieles an der christlich-konservativen Haltung dieses Papstes war vorbildlich. Allerdings ist der Theismus abzulehnen. Spinoza muss als Vorbild dienen. Ausführlich behandelt werden die Themen in der Öko-Theosophie (bitte googeln).

  • Jürgen Erbacher
    Jürgen Erbacher
    25.05.2020, 17:18 Uhr.

    Es werden keine weiteren Kommentare freigeschaltet, die sich mit den Mitschreibenden beschäftigen.

    • Wanda
      26.05.2020, 20:19 Uhr.

      Wenn es konsequent und für jeden gilt…

  • bernardo
    26.05.2020, 11:08 Uhr.

    @ Carla Maltese: Ich sehe es etwas anders. Auch eine „synodale Kirche“ braucht Führung: Franziskus weiß das, und er führt die Kirche. Von Papa Roncalli, der seine Meriten hatte, ist zu wenig Führung ausgegangen. Er hat Montini ein schweres Erbe hinterlassen. So wie Montini Wojtyla ein schweres Erbe hinterlassen hat. Dieser war sich natürlich der Tatsache bewusst, gerade als Pole, der der Kommunistischen Partei widerstehen musste, dass nur eine geeinte Kirche ein Machtfaktor ist.

    @ Wanda: Ich sehe ihn nicht so. Was ich sehe, ist ein Philosoph, der einen hohen Anspruch an den Menschen hatte. Ich habe ihn persönlich erlebt, mit ihm ein paar Worte gewechselt, wenngleich etwas small talk und nichts Weltbewegendes. Sein Humor, seine Augen waren nicht die eines Hardliners, eines Steinzeitkatholiken. (btw, im polnischen Episkopat galt er als „Progressiver“, und im Gegensatz zu Wyszyński, der Ratzingers „Einführung in das Christentum“ in seinem Priesterseminar verboten hatte, hatte es Wojtyla erlaubt. Anders als Wyszyński fuhr Wojtyla einen pragmatischen Kurs gegenüber den Kommunisten.) Als Italiener würde ich natürlich lieber einen Italiener als größten Papst des 20. Jahrhunderts sehen, aber ich sehe keinen.

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