Kirche übt Synodalität
Es ist nicht einfach, eine synodale Kirche zu sein. Das zeigte sich am zweiten Tag der Plenarversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt. Eigentlich sollte die Geschäftsordnung in einer Stunde verabschiedet werden. Doch erst nach drei Stunden intensiver Debatte wurde sie mit großer Mehrheit angenommen. Es wurde deutlich, wie eng die strukturellen Fragen mit den inhaltlichen Fragen verbunden sind. Zu Beginn des Tages hatte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer versucht, den Synodalen Weg als Ganzes in Frage zu stellen. Er beruhe auf den Ergebnissen der Missbrauchsstudie vom Herbst 2018, deren Wissenschaftlichkeit er bezweifelte. Damit fehle dem Reformprozess die Grundlage. Doch Voderholzers Angriff zündete nicht.
Der nächste folgenlose Prozess?
Verschiedene Synodale machten deutlich, dass die MHG-Studie nicht Ursache für den Synodalen Weg ist, sondern dessen Notwendigkeit noch einmal bekräftigt habe. Ähnlich hatte sich in den vergangenen Monaten auch immer wieder der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, geäußert. Immer wieder wurde in den Redebeiträgen betont, dass der Synodale Weg nicht so ausgehen dürfe, wie das Gesprächsforum „Im Heute glauben“, das von 2011 bis 2015 in mehreren Treffen eine Antwort aus der Krise, die durch den Missbrauchsskandal entstanden ist, zu geben.
In den Pausengesprächen wurde die Frage diskutiert, ob der Prozess damals vielleicht auch gerade deshalb weitestgehend folgenlos geblieben ist, weil man die Themen ausgeklammert hat, die jetzt im Synodalen Weg behandelt werden: die Frage nach Macht und Machtverteilung, nach der priesterlichen Lebensform, nach der Sexualmoral und der Rolle der Frauen. Das war damals weitestgehend tabu. Eher pastorale Fragen rund um die Grundvollzüge der Kirche Verkündigung, Liturgie und Zeugnis standen im Mittelpunkt. Vielleicht brauchte es Mannheim und seine Folgen oder eben „Nicht-Folgen“, um heute an diesen Punkt zu kommen. Wen man nicht an die grundlegenden, strukturellen Probleme geht, wird auch die Verkündigung nicht mehr glaubhaft gelingen.
Wer darf inhaltlich mitreden?
Heftig diskutiert wurde in Frankfurt die Frage, wie die vier Synodalforen personell besetzt werden. Interessanterweise werden nicht alle Teilnehmenden der Plenarversammlung in einem Forum mitarbeiten können. Die Teilnehmerzahl ist auf rund 30 pro Thema begrenzt. Insgesamt nehmen aber 230 Männer, Frauen und eine diverse Person am Synodalen Weg teil. Viele wittern Schiebung und beklagen mangelnde Transparenz bei der Besetzung der Foren. Das Präsidium hatte bereits Listen mit Namen vorbereitet für die einzelnen Foren, die erst am frühen Abend verteilt wurden. Wissend, dass es hier Gegenwind geben wird, bot das Präsidium kurzfristig an, dass noch fünf Mitglieder pro Forum von der Vollversammlung bestimmt werden könnten.
Da die Listen am Samstagmorgen für jedes Forum im Block verabschiedet werden, dürfte es zwar eine heftige Diskussion geben, doch am Ende werden sie wohl – wie vom Präsidium vorgeschlagen – verabschiedet werden. Die Begründung von Seiten des Präsidiums, warum in der Satzung die Teilnehmendenzahl in den Foren auf rund 30 begrenzt wurde, hat viele nicht überzeugt. Dies hänge mit organisatorischen Fragen zusammen, um die Foren arbeitsfähig zu halten, heißt es.
Bemüht zum Dialog
Auffallend ist, dass sich alle Beteiligten bemühen, eine Haltung des Dialogs und der Offenheit zu praktizieren. Dennoch bleiben kleinere und größere Spitzen nicht aus. Nachdem am Nachmittag Bischof Voderholzer und Kardinal Woelki kurze vorformulierte Statements verlesen hatten, erntete Professor Thomas Söding Applaus für den Hinweis, dass er seinen Wortbeitrag nun frei sprechen werde. Umgekehrt ließ Kardinal Woelki anfragen, wo man morgen früh eine Heilige Messe feiern könne. Das Programm sieht vor, dass heute Morgen eine Eucharistie gefeiert wurde, morgen eine Wortgottesfeier sein wird. Der Kölner Erzbischof ward heute bei der Messe im Dom nicht gesehen.
Es sind erste Anfänge einer synodalen Kirche, die sich hier in Frankfurt zeigen. Noch hat die inhaltliche Arbeit nicht begonnen. Zwar wurden für die einzelnen Themen Vorarbeiten geleistet, doch die Synodalforen müssen sich diese nicht zu eigen machen. Deutlich geworden ist allerdings schon am ersten Beratungstag, dass die Zeit für Debatten im Plenum viel zu kurz ist. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es einige Gruppen gibt, die sich im Vorfeld abgestimmt haben. Das ist per se nicht schlecht. Umso wichtiger wäre es aber, stärker in eine Diskussion zu kommen, damit vorbereitete, meist (kirchen-)politische Statements in ihrer Bedeutung relativiert werden.
3 Kommentare
Der Kardinal von Köln möchte eine Einzelmesse feiern. Weiß er, dass er in jeder Messe in communio mit dem Kardinal von München steht, ob er will oder nicht?
Voderholzer: Die üblichen bösartigen Intrigen. So kennen wir ihn. Mich würde nicht wundern, wenn er der Ghostwriter von Ratzingers Text zum Zölibat wäre.
Aber auch von diesen beiden, die nur Hirten ihrerselbst und nicht Hirten ihrer Gemeinden in Köln und Regensburg sind, gilt: Non praevalebunt.
Kanon 904 des Kirchenrechts lautet: „… haben die Priester häufig zu zelebrieren; ja die tägliche Zelebration wird eindringlich empfohlen, die – auch wenn eine Teilnahme von Gläubigen nicht möglich ist – eine Handlung Christi und der Kirche ist, durch deren Vollzug die Priester ihre vornehmste Aufgabe erfüllen.“
Diese Information sagt mir, dass es in Ordnung ist, wenn am heutigen Samstag im Rahmen der Synode „nur“ ein Wortgottesdienst stattfindet. Es stellt sich die Frage, warum Kardinal Woelki eine für ihn leicht aufzutuende Zelebrationsmöglichkeit nicht privatim realisiert, sondern daraus eine öffentliche Anfrage werden lässt.
Bischof Voderholzer geht es darum, gleich zu Beginn des Synodalen Weges herauszustellen, dass er die gesamte Veranstaltung als illegitim ansieht. Diese Abwehrstrategie beibehaltend, kann er dann die nach zwei Jahren erzielten Ergebnisse der Synode für null und nichtig erklären.
Der hl. Ignatius von Loyola hat seine Primiz ein Jahr nach seiner Weihe gehabt.
Im Übrigen ging es ja nicht um die Messfeier an sich für Woelki, sondern um die Messfeier statt dem von einer Frau geleiteten Gottesdienst. Und das ist ein Affront.
Mal schauen, ob Voderholzer in zwei Jahren noch im Amt ist.
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