Der Papst und der Frieden

Der Aufruf zum Frieden sowie die Kritik am herrschenden Weltwirtschaftssystem haben in diesem Jahr im Mittelpunkt der Weihnachtsbotschaft von Papst Franziskus gestanden. Das katholische Kirchenoberhaupt nutzte die weltweite Bühne am ersten Weihnachtstag erneut, um für die verschiedenen Konflikte weltweit Verhandlungslösungen zu fordern: vom „gemarteten Syrien, wo Aleppo „in den letzten Wochen Schauplatz einer der grauenhaftesten Schlachten war, über das Heilige Land, den Irak, Libyen, Jemen, den Südsudan und der Demokratischen Republik Kongo bis nach Kolumbien und Venezuela. Franziskus erinnerte an die Völker, „die wegen der wirtschaftlichen Ambitionen weniger und wegen der habgierigen Gefräßigkeit des versklavenden Götzen Geld Leid tragen“. Eigens erwähnte Franziskus die Opfer von Terrorakten, „die im Herzen vieler Länder und Städte Angst und Tod gesät haben“. Sowohl in seiner Weihnachtsbotschaft als auch schon in der Christmette an Heilig Abend erinnerte er an das Schicksal vieler Kinder, „die der Freuden ihrer Kindheit beraubt sind auf Grund von Hunger, von Kriegen und durch den Egoismus der Erwachsenen“.

Papst Franziskus - freundlich, aber ernst. Seine Friedensappelle scheinen wie die seiner Vorgänger ungehört zu verhallen. (Quelle: reuters)

Papst Franziskus – freundlich, aber ernst. Seine Friedensappelle scheinen wie die seiner Vorgänger ungehört zu verhallen. (Quelle: reuters)

Letztendlich unterscheidet sich die aktuelle Weihnachtsbotschaft nicht sehr von denen der letzten Jahre oder Jahrzehnte. Die Verantwortlichen für das Leiden vieler Menschen scheinen die Worte der Päpste nicht sehr zu beeindrucken. Viele Konflikte dauern seit Jahren oder Jahrzehnten an. Aber vielleicht ist es für die Opfer ein kleines Zeichen der Hoffnung, dass sie nicht vergessen sind. Zudem sind die Worte der Päpste an Weihnachten und Ostern ja keine Eintagsfliegen; sondern Ausdruck des steten Bemühens des Heiligen Stuhls, in den Konflikten zu vermitteln und den Opfern zu helfen. Das zeigen etwa die Vermittlungsbemühungen des Papstes und seiner Diplomaten in Kolumbien und Venezuela in den vergangenen Wochen. Auch wenn keine schnellen Erfolge abzusehen sind, besteht zumindest die Hoffnung, dass durch kontinuierliche Begegnung und Dialog eine Entspannung der Situation herbeigeführt werden kann. Franziskus spricht angesichts der vielen Konflikte weltweit oft vom „Dritten Weltkrieg in Teilen“. Vor einigen Monaten sprach er als Gegensatz dazu einmal vom „Frieden in Teilen“, den jeder Einzelne an seinem Platz schaffen könne. Das ist die Hoffnung, die bleibt. Das ist aber auch der Anspruch, den Franziskus an jeden einzelnen Christen hat; und der fängt im Kleinen, im direkten Umfeld an. Kein leichtes Unterfangen.

Rückblick auf 2016 – das Jahr des Papstes

Vor wenigen Tagen, am 17. Dezember, feierte Papst Franziskus seinen 80. Geburtstag – ohne großes Aufsehen. Im April veröffentlichte er das Dokument Amoris latitia, das allerdings für viel Aufsehen gesorgt hat und noch sorgt. Und es gab das Heilige Jahr der Barmherzigkeit, an dem weltweit Millionen Katholiken teilgenommen haben. In Rom fanden viele Heilig-Jahr-Feiern statt – etwa der Familien, der Kinder, aber auch der Obdachlosen und Gefangenen. Sechs Auslandsreisen standen in 2016 auf dem Programm. Einige Eindrücke aus 2016 haben wir in einem Beitrag zusammengefasst.

P.S. Wir wünschen allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.

Autorenbild

Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

8 Kommentare

  • Silberdistel
    28.12.2016, 11:42 Uhr.

    In der Tat waren die Hoffnungen nach dem historischen Fall des eisernen Vorhangs zwischen den einst verfeindeten Machtblöcken, sowie der nachfolgenden diversen politischen Frühlinge, größer als das wirklich wahre Leben dann liefern konnte.
    Das Weltwirtschaftssystem, sprich der nach diesen Veränderungen allein übrig gebliebene Kapitalismus, ist jedoch nicht Schuld an der heutigen globalen Instabilität der Gesellschaftssysteme. Sondern hauptsächlich das SCHULDGELDSYSTEM in welchem die Wirtschaftsleistungen verrechnet werden. Welches für eine bemerkenswerte „Krötenwanderung“ sorgt: So besitzen 85 Milliardäre bereits so viel wie die ärmsten 3,5 Milliarden der Weltbevölkerung; oder Trumps Kabinett (an Milliardären) besitzt alleine so viel wie ein Drittel der US-Amerikaner.
    Die unvorstellbare Summe von 152 Billionen USDoller ist bereits weltweit an Schulden aufgelaufen, steht einem Milliardenheer von wirtschaftlich und finanziell Abgehängten gegenüber. Letztere gibt es ja auch schon zur Genüge im „Land der Seligen“, in Deu.
    Ein Reset braucht ein solches Schuldgeldsystem nach etwa einer Generation, mit den Folgen des letzten Resets, der Weltwirtschaftsdepression der 1930iger Jahre. Oder Reset durch einen möglichst großen Krieg, der alle Kassen, und damit Schulden, wieder auf Null bringt.
    Das BIBLISCHE ZINSVERBOT, so wie es heute noch im Islam praktiziert wird, wäre die Lösung für eine neue, bessere & gerechtere Welt, ohne Schuldgeldsklaven und deren Profiteure. Die neue Welt kommt allerdings erst nach dem unausweichlichen globalen Finanzcrash, dem man 2008 mit der Lehman-Pleite nur knapp entwich und den Mathematiker nun für das Jahr 2017 prognostiziert haben. Vielleicht hört man ja danach auf die Bibel und Christi Worte gegen den Mammon.

    • Wanda
      28.12.2016, 17:12 Uhr.

      Etwas blauäugig: offiziell gibt es zwar dieses Zinsverbot im Islam – es wird aber auf andere Weise und lukrativ umgangen…

      • Silberdistel
        29.12.2016, 9:38 Uhr.

        Wanda
        28.12. 17:12 h
        Marginal richtig, da das Zinslose Geldsystem bisher mit dem vermeintlich wesentlich einträglicheren Schuldgeldsystem in Konkurrenz stand und man ja auch dementsprechend etwas bieten musste. Das Zinslose Geldsystem, das es im Übrigen im Mittelalter so bei uns auch schon gab und für viele wirtschaftliche Blüten sorgte, ist jedoch grundsätzlich gesellschaftlich wesentlich untoxischer veranlagt als das heutige Schuldgeldsystem. Dessen Zinseszinseffekt (Josefspfennig!) für die geringe Laufzeit, gewaltige Umverteilung/“Krötenwanderung“ von Unten nach Oben sorgt, sowie in der Vergangenheit für den Ein oder Anderen Krieg Pate stand. Ein richtiger Sündenbock im Hinblick auf eine friedliche Gesellschaft also. Außerdem gehört die Geldschöpfung im Zuge des besseren Vollgeldsystems mit Golddeckung in staatliche Hand und nicht in Hände von zumindest teilweise privaten Banken (in USA voll privat: Fed), die nur aufgrund der Vergabe eines Kredits „fiat money“ aus dem Nichts erschaffen. – Es gibt mittlerweile in Deu auch eine neue politische Partei, die diesen Missstand erkannt und sich die o.g. genannten Zielsetzungen ins Parteiprogramm geschrieben hat:[…]*.

        *Der Beitrag wurde wegen des Verstoßes gegen die Netiquette editiert.

    • Alberto Knox
      02.01.2017, 16:30 Uhr.

      „Das BIBLISCHE ZINSVERBOT, so wie es heute noch im Islam praktiziert“

      […]* ein BIBLISCHES zinsverbot kann es im islam NICHT geben, weil die bibel schlicht im islam keine relevanz als offenbarungsbuch, also als gottes wort, hat. es mag ein zinsverbot geben, aber biblisch ist es im islam gerade nicht. hanebüchen!

      *Der Beitrag wurde wegen des Verstoßes gegen die Netiquette editiert.

      • Silberdistel
        03.01.2017, 10:05 Uhr.

        Alberto Knox
        02.01. 16:30 h
        Nicht umsonst handelt es sich bei Islam, Christentum, Judentum um die 3 monotheistischen Geschwisterreligionen, bei denen einige Propheten und Schriften durchaus gegenseitige Anerkennung als Äußerungen des All-Einen Gottes finden, – zumindest bei den Muslimen. So haben für Muslime das Alte Testament, Abraham, Mose, David oder Jesus, durchaus hohe Bedeutung. Moses hat beispielsweise für Muslime im 5. Buch 18 den Propheten Muhammad angekündigt. Das Zinsverbot ist alttestamentarisch, von Moses bestätigt, fand im Koran dann seinen Niederschlag als Wort des All-Einen Gottes.
        […]*
        *Der Beitrag wurde wegen des Verstoßes gegen die Netiquette editiert.

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