Papst als Brückenbauer unterwegs
Zum zweiten Mal in diesem Jahr reist Papst Franziskus in die Kaukasusregion. Nach seinem Besuch in Armenien Ende Juni macht er nun von Freitag bis Sonntag Station in Georgien und Aserbaidschan. In beiden Ländern sind die Katholiken eine kleine Minderheit. Daher tritt bei dieser Reise der pastorale Aspekt in den Hintergrund. Es geht vor allem um Fragen der Ökumene sowie des interreligiösen Dialogs und eben der Politik. In Aserbaidschan erwarten viele Menschen ein klares Wort des Papstes zum Konflikt mit Armenien um die Region Berg-Karabach, in Georgien zu den abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien. Vatikansprecher Greg Burke wollte sich im Vorfeld der Reise nicht zu möglichen Aussagen des katholischen Kirchenoberhaupts äußern, sondern nur zu den zentralen Anliegen, die Franziskus mit seiner Reise verbinde: Frieden und Versöhnung stünden im Zentrum der 16. Auslandsreise.
Ökumene braucht Brückenbauer
Die Zahl der Katholiken in den besuchten Ländern ist gering. In Georgien sind es gerade einmal 112.000, also 2,5 Prozent der 4,5 Millionen Einwohner, in Aserbaidschan gar nur 570, also 0,01 Prozent der 9,6 Millionen Einwohner. Georgien ist ein mehrheitlich orthodoxes Land. Rund 84 Prozent der Einwohner bekennen sich zur Nationalkirche. Das Verhältnis zur kleinen katholischen Minderheit ist nicht einfach. Das gilt nicht nur für theologische Fragen, sondern geht bis hinein in ganz praktische Fragen des Alltagslebens der Gläubigen. Da die orthodoxe Kirche etwa die Taufe nichtorthodoxer Kirchen nicht anerkennt, muss sich der nichtorthodoxe Partner im Falle einer konfessionsverschiedenen Ehe noch einmal taufen lassen, möchte er kirchlich heiraten.
Beim großen panorthodoxen Konzil im Juni auf Kreta hatte die georgisch-orthodoxe Kirche ihre Teilnahme abgesagt, unter anderem weil ihr der Text zur Ökumene zu liberal war und dort nichtorthodoxe christliche Gemeinschaften als Kirchen eingestuft wurden. Georgiens Sonderposition in Ökumenefragen zeigte sich zuletzt vor wenigen Tagen beim Treffen der gemeinsamen katholisch-orthodoxen Dialogkommission. Zwar stimmten auch die Georgier einem theologischen Papier über „Synodalität und Primat im ersten Jahrtausend“ zu, das die gemeinsame Dialogkommission von katholischer Kirche und den orthodoxen Kirchen ausgearbeitet hatte. Doch formulierte sie als einzige orthodoxe Kirche gegen einige Punkte Vorbehalte. Immerhin gibt es ein kleines Signal der Entspannung mit Blick auf den bevorstehenden Papstbesuch: Das Oberhaupt der georgisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Elias II., erlaubte einer Delegation seiner Kirche die Teilnahme am Gottesdienst von Papst Franziskus am Samstagmorgen in einem Stadion in Tiflis. Beim Besuch von Johannes Paul II. 1999 hatte er den Priestern seiner Kirche die Teilnahme am Gottesdienst noch ausdrücklich untersagt. Ein gemeinsames Gebet zwischen Papst und Patriarch bei deren Begegnungen am Freitag und Samstag ist allerdings nicht vorgesehen.
Interreligiöser Dialog braucht Brückenbauer
Die Etappe in Aserbaidschan dauert am Sonntag nur knapp zehn Stunden. Was nicht bedeutet, dass die Mission dort nicht weniger heikel ist. Da ist zum einen der Konflikt mit Armenien um Berg-Karabach. Zum anderen ist dieser Teil der Reise stark interreligiös geprägt. Franziskus wird zum dritten Mal in seiner Amtszeit eine Moschee besuchen. Einmal mehr möchte er ein Zeichen des Dialogs setzen. 45 Prozent der Einwohner des Landes bekennen sich zum Islam. Als Johannes Paul II. 2002 Baku besuchte, gab es nur eine kurze Begegnung in der päpstlichen Residenz der aserbaidschanischen Hauptstadt. Franziskus setzt mit dem Moscheebesuch sowie einem privaten Treffen mit dem Scheich der kaukasischen Muslime, Allahsükür Pasazadä, und einer interreligiösen Begegnung einen eigenen Akzent zum Abschluss seiner Reise in den Kaukasus am Sonntagnachmittag.
Georgien und Aserbaidschan sind die Länder 23 und 24, die Papst Franziskus besucht. Einmal mehr geht er an die Ränder – in diesem Fall Europas und Asiens. Beide Länder sehen sich als Brücke zwischen den Kontinenten. Franziskus will gerne Pontifex sein. Bei dieser Reise ist die Kunst der Vermittlung, des Brückenbauens gefordert. Der Papst hat sich einmal mehr kein leichtes Pflaster ausgesucht. Gelegentlich wird ihm vorgeworfen, er suche mit seinen Reisen jubelnde Massen. Die wird es in den nächsten drei Tagen nur in sehr kleinem Maße geben. Bei dieser Reise könnte deutlich werden, dass es Franziskus um die Sache geht – eben Brücken zu bauen.
2 Kommentare
Sorry für die klammheimliche Freude darüber, diesen Papst schon frühzeitig als begnadeten Visionär ausgeguckt zu haben. Ein Visionär, dessen primäre Aufgabe es offensichtlich ist, gottgefällige Strukturen in eine Welt bringen, die z.Zt. aus den Fugen gerät. Die unfähig ist mit ihren Denkern und Führern neue Ideen für das friedliche Zusammenleben so vieler unterschiedlicher Menschen und Kulturen im Globalismus zu entwickeln. Daher Sein voran treiben des interreligiöse Dialoges und das zurückgreifen auf die alten göttlichen Weisheiten.
Und ich wage an dieser Stelle die Vorhersage, das dieser Papst deshalb in der Kirchengeschichte sehr viel bedeutender werden wird, als es manche je befürchten durften.
Unglaublich die Blasphemie mancher Priesterriegen, die meinen in hoffärtiger Weise andere Christen von „Ihrem“ Christus ausschließen zu müssen. Das Problem im Christentum scheinen ohnehin die hochrangigen Priester, der Klerus, zu sein. Franziskus legendäre „Weihnachtsansprache über die Krankheiten der Kurie“ anno domini 2014, passt deshalb auf so gut wie jede Konfession.
fürchte, das ist zu blauäugig…
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