Rückblick: Papst auf Kuba: Tag 1
19.9.2015: Freiheit für Kuba – das hat Papst Franziskus gleich zum Auftakt seines Besuchs auf der Karibikinsel gefordert sowie ein Ende des Wirtschaftsembargos. Freilich verpackte er seine Botschaft in diplomatische Worte. Aber schon bei der Begrüßung am Flughafen in Havanna sprach er zweimal von Freiheit. Diese wünsche er sich für die Kirche und für die ganze Nation – gepaart mit Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung. Auf dem Weg von Rom nach Havanna traf er sich mit den rund 80 mitreisenden Journalisten. „Die Welt dürstet nach Frieden“, so Franziskus in einem kurzen Gruß. Er sprach von einer „Flüchtlingswelle“, die durch die Kriege begründet sei. „Die Menschen fliehen vor dem Tod und suchen das Leben.“ Er dankte den Journalisten, dass sie mit ihrer Arbeit kleine Brücken des Friedens schafften. „Kleine Brücken; aber eine kleine Brücke und eine andere und wieder eine andere ergeben am Ende die große Brücke des Friedens.“ Kubas Staatschef Raul Castro nutzte die Gelegenheit, um das US-Embargo scharf zu kritisieren. Er bezeichnete es als grausam und unmenschlich.
Freiheit und Öffnung für Kuba
Franziskus blieb zu Beginn seines Besuchs auf Kuba diplomatisch. Doch drei Punkte sind doch bemerkenswert. Er grüßte ausdrücklich die Exilkubaner und die, „die ich aus verschiedenen Gründen nicht werde treffen können“. Hier ist es durchaus legitim, an die Vertreter der Opposition zu denken und nicht nur die, die wegen Krankheit oder sonstiger Gründe nicht bei einem der Papstereignisse anwesend sein können. Offiziell gibt es bisher im Programm keine Begegnung mit Vertretern der Opposition oder den „Frauen in Weiß“. Letztere hatten sich ausdrücklich ein Treffen gewünscht.
Der zweite Punkt ist das Insistieren von Franziskus auf der „Freiheit“. Die Situation der Kirche hat sich zwar nach den letzten beiden Papstbesuchen von Johannes Paul II. 1998 und Benedikt XVI. 2012 verbessert. Doch kann von voller Religionsfreiheit längst nicht gesprochen werden. Ganz zu schweigen von der Freiheit für das ganze Volk, die Franziskus ebenso ansprach. Der Pontifex machte sich die Worte seines Vorgängers Johannes Paul II. bei dessen Begrüßungsrede zum Auftakt des Kubabesuchs 1998 zu eigen: „Möge Kuba sich mit all seinen großartigen Möglichkeiten der Welt öffnen und möge die Welt sich Kuba öffnen.“ Das Wirtschaftsembargo war damit implizit benannt. Aber auch die Situation der Unterdrückung durch das Regime. Schließlich, und das ist der dritte Punkt, sprach Franziskus von der Förderung der „Würde des Menschen“. Mit der Würde des Menschen sind auch die Menschenrechte verbunden.
Franziskus würdigte die Annäherung zwischen Kuba und den USA als ein „Zeichen für den Sieg der Kultur der Begegnung und des Dialogs“. Etwa ungewöhnlich ist an dieser Stelle das Zitat des kubanischen Dichters und Nationalhelden José Martì, das der Papst anführt. Die Entspannung sei auch ein Zeichen des Siegs des „Systems des universalen Wachstums (…) über das System der Dynastie und der Gruppen, das für immer vergangen ist“. Das hört sich nach einer Kritik an den Machtverhältnisse in Kuba an. Ist die „Dynastie“ der Castros vergangen? Abschließend fordert Franziskus die Politiker beider Länder auf, „alle Möglichkeiten zu entfalten“ im Dienst für den „Frieden und das Wohlergehen“ der beiden Völker, damit der Prozess für die ganze Welt zu einem Vorbild der Versöhnung werden könne. Auf seine eigene Rolle im Prozess der Wiederannäherung zwischen Kuba und den USA ging der Pontifex nicht ein.
Welt dürstet nach Frieden
Beinahe schon traditionell ist die persönliche Begrüßung jedes einzelnen Journalisten durch den Papst. Dafür nahm er sich heute knapp 20 Minuten Zeit. Die Ansprache davor, fiel kurz aus, keine zwei Minuten. Er zeigte sich bewegt von der Begegnung mit einer syrischen Flüchtlingsfamilie, die in der Vatikanpfarrei Sankt Anna untergebracht ist. Die Familie hatte ihn kurz gegrüßt, als er sich am Morgen auf den Weg zum römischen Flughafen Fiumicino machte. „In ihren Gesichtern habe ich den Schmerz gesehen, den sie erfahren haben.“ Gestern wurde bekannt, dass Franziskus einen vatikanischen Ambulanzwagen, der für Papstzeremonien vorgesehen ist, mehrmals die Woche in römische Flüchtlingslager schickt, um dort bei der medizinischen Versorgung zu helfen. Neben Personal des vatikanischen Gesundheitsdienstes helfen auch Schweizergardisten bei den Einsätzen.