Mehr Kompetenzen für Georg Gänswein
Nun ist es offiziell: Georg Gänswein wird Präfekt des Päpstlichen Hauses – und er bleibt zugleich Privatsekretär des Papstes. Für den 56-Jährigen aus Riedern im Schwarzwald bedeutet das ein Zuwachs an Macht und Einfluss. Gänswein wird Erzbischof. Ihm ist damit über das Pontifikat Benedikts XVI. hinaus ein fester Platz in der kirchlichen Hierarchie sicher. Der Präfekt des Päpstlichen Hauses ist für den Terminkalender des Papstes zuständig, vergibt sowie organisiert die Audienzen und bereitet etwa die inneritalienischen Reisen vor. Normalerweise macht er dies in enger Abstimmung mit den Privatsekretären des Papstes.
Bis vor zwei Wochen hatte der US-Amerikaner James Harvey das Amt inne. Der machte den Posten seit 1998. Ende November wurde er vom Papst zum Erzpriester der Basilika Sankt Paul vor den Mauern ernannt und bekam den Kardinalspurpur. Eine ungewöhnliche Beförderung mit 63 Jahren; hatten den Posten des Erzpriesters zuletzt eher Kirchenmänner am Ende ihrer kirchlichen Karriere inne (Alter: 70+). Mehr noch als über die Gründe der Beförderung Harveys wurde seitdem über dessen Nachfolger spekuliert. Bisher schien eine Personalunion von Präfekt und Privatsekretär für viele undenkbar. Ob die Verbindung der beiden Ämter hilft, Reibungsverluste im päpstlichen Arbeitsapparat abzubauen und Kommunikation und Entscheidungen zu vereinfachen und zu beschleunigen, bleibt abzuwarten.
Georg Gänswein, ein Kirchenrechtler, erhält nun qua Amt mehr Macht, als sein Vorgänger Stanislaw Dziwisz unter Papst Johannes Paul II. je hatte. Dziwisz war zwar auch 1998 zum Bischof ernannt worden; aber nur als beigeordneter Präfekt. Der enge Vertraute Karol Wojtylas war zwar die eigentliche „graue Eminenz“ im Hintergrund, doch er musste seine Macht mit Erzbischof Harvey teilen. Das muss Gänswein jetzt nicht mehr. Nun kommt endgültig niemand mehr an dem 56-Jährigen vorbei, wer zu Papst Benedikt XVI. möchte. Der hat ihn mit dem neuen Posten „belohnt“, weil er die Arbeit seines langjährigen Sekretärs schätzt. Seit 2003 sind sie ein eingespieltes Team. Obwohl Gänswein im Rahmen der Vatileaksaffäre in die Schusslinie geriet, ließ Benedikt XVI. nie einen Zweifel daran, dass er ihm voll und ganz vertraute. Das galt auch schon zu früheren Zeiten. Als Gänswein in den ersten Jahren des Pontifikats gelegentlich Interviews gab und dabei entweder aus dem Nähkästchen plauderte oder den Interpretator des Papstes gab, brachte ihm das heftige Kritik in der Kurie ein. Doch Benedikt hielt an ihm fest; Gänswein hält sich seitdem mit Interviews zurück und nichts scheint das Verhältnis der beiden mehr trüben zu können. Entsprechend wird Benedikt XVI. die Bischofsweihe Gänsweins selbst vornehmen – bei einem Gottesdienst am 6. Januar im Petersdom.