Der gemeinsame Glaube verpflichtet

Christen und Muslime glauben an den einen Gott. Eine Feststellung, die sowohl im Koran als auch in der Erklärung  „Nostra Aetate““ des Zweiten Vatikanischen Konzils (das ja in diesem Jahr 50jähriges Jubiläum feiert) ausdrücklich enthalten ist und die im alltäglichen Miteinander der Religionen gerne vergessen wird. Das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken hat jetzt in einer Erklärung seines christlich-muslimischen Gesprächskreises daran erinnert und den gemeinsamen gesellschaftspolitischen Auftrag betont, der aus dem Glauben erwächst.

Dem Gesprächskreis gehören 11 Christen und 7 Muslime an. Das zahlenmäßige Ungleichgewicht entspricht der ursprünglichen anwaltschaftlichen Funktion, die Christen für Muslime übernommen hatten. Diese ist heute einer Partnerschaft gewichen, denn die Muslime haben sich inzwischen in der deutschen Gesellschaft etabliert und haben ihre eigenen Institutionen und Organisationen. Es geht daher darum, so die Erklärung, bei aller Unterschiedlichkeit, die gemeinsamen Werte und ethischen Maßstäbe zu betonen und die Zusammenarbeit auszubauen. Handlungsfelder, auf denen eine partnerschaftliche Zusammenarbeit nötig ist, gibt es genug, von Altenarbeit und Notfallseelsorge über Bildung und internationale Entwicklungszusammenarbeit bis hin zu gemeinsamer Stellungnahme zu ethischen Fragestellungen in Gesellschaft und Politik.

Mit einer klaren Absage an jede Art von Fundamentalismus setzen sich die Autoren für eine pluralistische Gesellschaft ein. „Pluralismus ist kein notwendiges Übel, sondern Ausdruck der Menschenwürde, von Gott gewollt und notwendige Folge menschlicher Freiheit“, heißt es wörtlich. Dies gelte innerhalb und außerhalb der Religionen. Mit diesem Plädoyer für einen Pluralismus, der im gemeinsamen Glauben an den einen Gott wurzelt, legt die Erklärung eine Grundlage für einen Dialog, der gemeinsames Handeln und gegenseitige Anerkennung ermöglicht und auch andere Religionen einbezieht. Es wäre zu wünschen, dass viele Christen und Muslime diese Erklärung nicht nur lesen, sondern auch umsetzen.

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Michaela Pilters

Ich leite seit 1985 die ZDF-Redaktion „Kirche und Leben/kath“. Bevor ich zum ZDF kam, war ich bei der Katholischen Nachrichtenagentur in Bonn und beim Hessischen Rundfunk in der Kirchenredaktion - also viele Jahre Erfahrung mit kirchlichen Themen. Mein Studium der katholischen Theologie (Diplom) habe ich in München gemacht.