Missbrauch – in Deutschland und der Welt

Es sind erschütternde Zahlen, die heute an die Öffentlichkeit gelangt sind. Mindestens 3.677 Kinder und Jugendliche wurden in Deutschland in der Zeit zwischen 1946 bis 2014 Opfer sexuellen Missbrauchs durch 1.670 katholische Geistliche – und die Dunkelziffer liegt wohl höher. Das ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie, die die Deutsche Bischofskonferenz in Auftrag gegeben hat und deren Ergebnisse nun vorab teilweise bekannt wurden. Über 38.000 Akten wurden dazu in den 27 katholischen Bistümern gesichtet. Die Orden beteiligten sich nicht an der Untersuchung. Außerdem waren die Wissenschaftler auf die Angaben der Bistümer angewiesen; denn Originalakten konnten sie nicht einsehen. Zudem stellen sie fest, dass Akten „zu früheren Zeiten vernichtet oder manipuliert worden waren“. Die Studie fördert dennoch eine Reihe interessanter Erkenntnisse zu Tage. Angesichts der aktuellen Debatte um den Missbrauchsskandal in anderen Ländern scheinen vor allem zwei Aussagen der Experten wichtig: Weder Homosexualität noch Zölibat seien als solche Ursachen für Missbrauch. Sie könnten aber genauso wie die strikte Sexualmoral durchaus Risikofaktoren darstellen. Daher bestehe bei diesen Themen dringend Handlungsbedarf. Die Bischofskonferenz bezeichnete das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs, das durch die Studie belegt wird, als „bedrückend und beschämend“. Dass in Bezug auf den Missbrauch dringender Handlungsbedarf besteht, sieht auch Papst Franziskus. Er hat deshalb für Februar 2019 alle Vorsitzenden der Bischofskonferenzen weltweit zu einem Krisengipfel in den Vatikan eingeladen.

Ergebnisse sind ernüchternd

Noch sind die Ergebnisse der über 350 Seiten umfassenden Studie nicht im Detail bekannt. Doch schon die Zusammenfassung zeigt, dass das Ergebnis für den Auftraggeber Bischofskonferenz ernüchternd ist. Zwar würdigen die Forscher die Präventionsarbeit, die die deutschen Bischöfe seit der ersten großen Welle des Missbrauchsskandals 2010 intensiviert haben. Allerdings sprechen sie von einem „Andauern des Missbrauchsgeschehens“ für den gesamten Untersuchungszeitraum, also bis 2014. Hier liegt ein signifikanter Unterschied zu dem Bericht einer unabhängigen Kommission im US-Bundesstaat Pennsylvania vor, der vor wenigen Wochen veröffentlicht wurde. Dort heißt es, dass sich in den vergangenen 15 Jahren in der katholischen Kirche der USA vieles verändert habe und in diesem Zeitraum nur noch wenige Fälle zu verzeichnen seien. Eine solche Formulierung findet sich in der Zusammenfassung der Studie für Deutschland nicht.

Dafür finden sich viele Belege für Annahmen, die bisher schon in Bezug auf den Missbrauch im Raum standen – dass die 1.670 beschuldigten Kleriker 4,4 Prozent aller Kleriker aus dem Untersuchungszeitraum (1946-2014) ausmachten, dass die überwiegende Mehrheit der Opfer männlich waren (62,8%), dass die Zahl der Versetzungen von beschuldigten Priester „signifikant“ höher war als die von nicht beschuldigten Priester. Bei einem Drittel der Beschuldigten wurde ein kirchenrechtliches Verfahren eingeleitet, bei 53 Prozent war das nicht der Fall.

Empfehlungen der Forscher

Die Forscher empfehlen den Bischöfen eine ganze Reihe von Maßnahmen. Dazu gehören eine Vereinheitlichung der Verfahren bei der Aufarbeitung und Prävention. Sie sprechen sich für unabhängige Anlaufstellen für Betroffene aus und eine „Änderung klerikaler Machtstrukturen“. Sie fordern zudem eine Veränderungen in der kirchlichen Sexualmoral und eine intensive Debatte darüber, wie zölibatäres Leben gelingen kann.

Gerade die zuletzt genannten Punkte machen deutlich, die Aufarbeitung des Missbrauchs in kirchlicher Obhut muss in eine neue Phase eintreten. Die Suche nach den konkreten Tätern ist wichtig und muss akribisch durchgeführt werden; den Opfern muss geholfen und die Täter bestraft werden. Doch das reicht nicht. Jetzt muss es endlich um die strukturellen und inhaltlichen Ursachen gehen, die solche Taten und ihre Vertuschung begünstigt haben. Und hier geht es ans Eingemachte. Mögen sich viele Kirchenobere bisher davor gedrückt haben, die Debatte über Klerikalismus und die Frage nach der Machtausübung in der katholischen Kirche lässt sich nun nicht mehr vermeiden. Das gilt auch für die längst überfällige ehrliche und umfassende Debatte über die Sexualmoral der katholischen Kirche. Das bedeutet nicht, alle Prinzipien der Kirche über Bord zu werfen. Die Forscher sagen beispielsweise in ihrer Studie nicht, dass der Zölibat abgeschafft werden muss. Sondern sie fordern eine „lebenslange professionelle Begleitung und Unterstützung“ der im Zölibat lebenden, um eine „intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Emotionalität, Erotik und Sexualität“.

Krisengipfel im Vatikan

Die deutsche Studie ist nicht unabhängig und es ist ein großes Manko, dass die Forscher nicht mit den Originalakten arbeiten konnten. Aber sie ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Ursachenforschung und Bestandsaufnahme beim Thema Missbrauch, der Aufarbeitung und der Prävention. Bei aller Kritik muss das anerkannt werden. Wie die Forscher feststellen, hat sich keine andere Institution bisher einem solchen Prozess gestellt. Aus ihrer Sicht könnten durch eine Vertiefung und Fortführung der vorliegenden Forschungen diese „Modellcharakter für die dringend notwendige und bisher vernachlässigte Erforschung des sexuellen Missbrauchs in anderen institutionellen Kontexten haben“.

USA, Australien, Irland, Chile, Deutschland und weitere Länder werden folgen. Es baut sich gerade ein enormer Druck auf, dem die Kirche nur mit massiven Reformen und konsequentem Handeln wird begegnen können. Dass die Gegner von Papst Franziskus das Thema nutzen, um den von ihnen ungeliebten Pontifex anzugreifen und zu schwächen, kommt noch hinzu und macht die Situation noch schwieriger. Das Kirchenoberhaupt lässt sich durch die Angriffe bisher nicht beirren. Er will im Februar mit den Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen im Vatikan über die Missbrauchskrise sprechen. Bis dorthin wird er weitere konkrete Maßnahmen ausarbeiten müssen, um seine Konferenzvorsitzenden dann darauf einzuschwören. Die Menschen erwarten, dass die Kirche endlich die Ursachen behandelt, nicht nur die Symptome. Dass Franziskus dazu bereit ist, zeigen seine Worte in den vergangenen Wochen. Der heftige Gegenwind in der jüngsten Vergangenheit zeigt, dass nicht alle in der katholischen Kirche diesen Weg mitgehen wollen. Es stehen schwierige Monate bevor für die katholische Kirche – in Deutschland und weltweit.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

72 Kommentare

  • Wanda
    12.09.2018, 23:46 Uhr.

    Wie schreibt die FAZ doch so treffend:
    – die USA klären den Kindesmissbrauch mit juristischen Mitteln auf,
    – in Deutschland machen das Wissenschaftler, die nur eingeschränkten Zugriff auf die Akten haben. Die Kirche verhindert die Strafverfolgung, usw…
    Fazit: es gehört mit dem Knüppel dazwischen geschlagen. Haben diese betonköpfigen deutschen Kleriker immer noch nicht kapiert, was da auf dem Spiel steht ?

    • Alberto Knox
      13.09.2018, 11:25 Uhr.

      josef ratzinger hat die amerikanischen akten alle in den vatikan beordert. die amerikanische justiz kann nicht mal ansatzweise alles einsehen. leider.

      • Wanda
        13.09.2018, 16:05 Uhr.

        – Richtig, aber sie klärt auf so wie es eigentlich auch in Deutschland selbstverständlich sein müsste: mit rein „juristischen“ Mitteln, ohne Beteiligung der Institution, aus der die Täter kommen und die sie ewig lang gedeckt und beschützt hat.
        – Wenn man jetzt noch zur Missbrauchsstudie lesen muss, dass die Wissenschaftler keinen direkten Zugang zu den kirchlichen Archiven erhielten, ausserdem die Ordensgemeinschaften nicht untersucht wurden und (man fasst es nicht) die Opfer vom Canisius-Kolleg, Ettal, der Regensburger Domspatzen und all der anderen Internate, Schulen und Heime überhaupt nicht berücksichtigt wurden, dann ist das erneut ein unerträglicher Skandal, der nicht hinzunehmen ist.
        Insofern ist es keine „Gesamtstudie“ wie Bischof Ackermann behauptet oder (zutreffender) lügt, sondern lediglich ein Ausschnitt der brutalen Realität.
        – Wie es ein ehemaliger Schüler und Betroffener vom Canisius-Kolleg scharf und kritisch in der WELT formulierte „eine Organisation von Tätern und Vertuschern kann sich nicht selbst aufarbeiten“…

        • Suarez
          14.09.2018, 13:05 Uhr.

          „eine Organisation von Tätern und Vertuschern kann sich nicht selbst aufarbeiten“

          Absolut richtig! Nur wer soll es von Amts wegen (!) bei Verjährung tun?

          • Wanda
            15.09.2018, 16:49 Uhr.

            Suarez 14.09. 13:05
            – Die Kirche betont doch sonst gern ihre Sonderstellung in der laizistischen Welt wenn es ihr in den Kram passt(siehe z.B. Kirchenasyl). Es wäre ihr also ein Leichtes zumindest für ihren eigenen Bereich die Verjährung wegen dieser schweren Verbrechen einfach auszusetzen, die Fälle intern zu verfolgen und zu ahnden, damit diese Unholde nicht ungeschoren davon kommen.
            Zudem wäre eine Weitergabe ihrer Namen an die Strafverfolgungsbehörden als Preventionsmassnahme dringend geboten, damit ihnen jedes denkbar weitere Betätigungsfeld mit Minderjährigen ausserhalb der Kirche verboten bleibt. Der Schutz aller potentiellen Opfer muss Vorrang haben…

          • Novalis
            17.09.2018, 11:31 Uhr.

            @ Wanda: So verlockend die Änderung der Verjährungsfristen im Nachhinein ist: Ich empfinde das als einen fundamentalen Bruch in der Rechtskultur. Das untergräbt – in diesem Falle – die geringe Rechtssicherheit in der Kirche, die es ohnehin nur sehr wenig gibt. Im Staat hielte ich das für den Beginn des Endes der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.

        • Novalis
          14.09.2018, 23:20 Uhr.

          Man müsste die Bischöfe ZWINGEN können, ALLE Akten extern untersuchen zu lassen – auch die im Vatikan. Aber das wird allein schon an München scheitern, weil man ja nichts auf Alterzbischöfe kommen lassen möchte. Eher friert die Hölle zu.

          • Wanda
            18.09.2018, 17:33 Uhr.

            Novalis 17.0. 11:33
            – Verstehe ich das richtig ? Sie befürworten, dass ein straffällig gewordener Pädophiler (Geistlicher) nur wegen der „formellen Verjährung“ seiner Untaten von der Amtskirche den Behörden nicht gemeldet werden sollte? Somit wäre das Recht unschuldiger Kinder auf Unversehrtheit dem Bruch einer in diesem Falle fragwürdig formellen Rechtskultur nachgeordnet ? Der bereits einschlägig straffällige Pädophile als enormes Risiko bliebe also unbekannt und hätte erneut freie Bahn ?
            – Welche Massnahmen schlagen Sie denn vor, um ihn von Kindern als neue potentielle Opfer fernzuhalten ?

    • Micaela Riepe
      14.09.2018, 13:24 Uhr.

      Wie denn? Die Akten wurden von Rechtsanwälten der Kirche , sowie von ihren Mitarbeitern, der Kommision übergeben. Zu keinem Zeitpunkt war der direkte Zugriff auf die Akten möglich. In zwei Bistümern wurden Akten vernichtet .
      Darüber hinaus, waren Verbrechen in Klöstern und ähnlichen Einrichtungen, nicht Gegenstand der Untersuchung.
      Und der Staat alimentiert bekennende Nichtdemokraten und duldet deren Verbrechen.
      Wozu regen wir uns eigentlich über die Scharia auf?

  • Christine Simkovics
    12.09.2018, 23:58 Uhr.

    Ein Schritt den Opfern zu helfen wäre z.B die Befreiung des Kirchensteuer-Beitrags. Es ist schon makaber dass von Personen die oft jahrelang Verletzungen durch die Kirche erlitten noch Kirchensteuerbeiträge eingemahnt werden.

    • Novalis
      17.09.2018, 11:29 Uhr.

      „Die Kirchensteuerschuld“. In der Tat, das wäre ein Zeichen, wenn auch nur ein kleines.

  • Silberdistel
    13.09.2018, 8:35 Uhr.

    Die Hütte brennt. Papst lass sie brennen, wie einst Nero Rom hat brennen lassen. Damit wie Phönix aus der Asche etwas Neues entstehen kann, was höchster christliche Moral tatsächlich gerecht wird.

    • Silvia
      13.09.2018, 11:02 Uhr.

      Silberdistel
      13.09.2018, 8:35 Uhr.

      Sehe ich ähnlich, lieber Silberdistel.

    • Alberto Knox
      13.09.2018, 11:25 Uhr.

      vielleicht gar nicht so falsch. DIESE kirche hat jedenfalls kein „weiterexistieren“ verdient.

      • Wanda
        13.09.2018, 16:21 Uhr.

        Silvia, Silberdistel, Alberto Knox:
        – Bin Ihrer Meinung: auf Null drehen und neu beginnen…
        Allerdings sehe ich (ehemaliger Katholik und Atheist) einen immensen Schaden und Verlust darin, dass die röm.-kath. Kirche, die ja bisher immer noch als eine moralische Institution ihre Stimme erheben konnte und auch international gehört wurde, nun wohl endgültig ihren Glaubwürdigkeitskredit verspielt hat. Das wird auf lange Sicht so bleiben und ist zu bedauern…

        • Silberdistel
          14.09.2018, 10:21 Uhr.

          Wanda
          13.09., 16:21 h
          Wenn nicht Gott, Jesus Christus, sowie das Christentum ansich, durch eine tiefgreifende Refom oder sogar Systemneustart der rk-Kirche, eher gewinnen.
          Auch der rk-Kirche, die sich mit dem Papst ja in der direkten Nachfolge Christi sieht, sollte es nicht um die eigene Sache gehen, sondern primär um die von Jesus Christus.

  • bernardo
    13.09.2018, 20:30 Uhr.

    Sono angosciato, würde ich auf Italienisch sagen: Mir ekelt vor diesem Abgrund, der sich uns auftut. Papst Paul VI. sprach von dem Rauch Satans, der durch eine Ritze in den Tempel Gottes, die Kirche, eingedrungen sei. Mir scheint, es war keine Ritze, es waren Fenster und Türen, die offenstanden…

    • Suarez
      14.09.2018, 13:05 Uhr.

      Paul VI. war Papst von 1962 bis 1978. Wenn Missbrauch Rauch des Satans sein soll, dann ist er weit vor Paul in die Kirche eingedrungen. Viel weiter vorher.

  • Suarez
    14.09.2018, 1:04 Uhr.

    Die nächste Welle wird auf die Kirche zurasen: Missbrauchte Klosterschwestern. Erst wenn auf Klerikalismus wirklich verzichtet, wird es keinen Machtmissbrauch mehr geben.

    • neuhamsterdam
      14.09.2018, 11:01 Uhr.

      »Aus ihrer Sicht könnten durch eine Vertiefung und Fortführung der vorliegenden Forschungen diese „Modellcharakter für die dringend notwendige und bisher vernachlässigte Erforschung des sexuellen Missbrauchs in anderen institutionellen Kontexten haben“.«
      Und das nimmt man dann zur Kenntnis.

    • Silvia
      14.09.2018, 23:01 Uhr.

      Suarez
      14.09.2018, 1:04 Uhr.

      Und es wird Zeit, dass auch dieser Missbrauch zur Sprache kommt. Nur fürchte ich, dass das den Vatikan kaum interessieren wird, weil es sich bei den missbrauchten Ordensfrauen wahrscheinlich um volljährige Menschen handelt.

      Die von MCCarrick missbrauchten Seminaristen spielen aus demselben Grund ja auch keine Rolle.

      Bis jetzt beschränkt sich die ganze Missbrauchsdebatte einschließlich obiger Studie nur auf den Missbrauch Minderjähriger.

      Auch die Vertuscher werden so gut wie gar nicht erwähnt.

      • Novalis
        17.09.2018, 11:28 Uhr.

        Die Kirche, die von Gott gestiftet ist und aus Menschen besteht, befindet sich – nach ihrer menschlichen Seite hin – in einer tiefen, von Menschen verschuldeten Krise ihrer Glaubwürdigkeit. In diesem dramatischen Augenblick ahnen und fürchten wir die möglichen negativen Konsequenzen aus Skandalen und Führungsfehlern.

        Nicht der Klerikalismus, was immer das sein mag, sondern die Abkehr von der Wahrheit und die moralische Zügellosigkeit sind die Wurzeln des Übels. Die Korruption der Lehre zieht immer die Korruption der Moral nach sich und manifestiert sich in ihr.

        • Wanda
          20.09.2018, 17:22 Uhr.

          Novalis 17.09 11:28
          – ob zuerst die Lehre korrumpiert wurde und danach erst die Moral, ist eigentlich unerheblich: erinnert lediglich an den ewigen Disput „Was war zuerst da, das Huhn oder das Ei?“…

      • Wanda
        17.09.2018, 15:41 Uhr.

        Es ist schon eine Unverschämtheit an sich, dass die Bischofskonferenz zum Missbrauch eine „Studie“ in Auftrag gegeben hat und nicht von eine knallharte „Ermittlung oder Untersuchung“ gegen Verdächtige und Schuldige spricht. Die geistlichen Herren glauben wohl, dass es sich „optisch“ besser macht. Wie heisst es so schön „man merkt die Absicht und ist verstimmt“…
        Hilft alles nichts mehr: das Kind ist nicht erst gestern in den Brunnen gefallen…

        • Alberto Knox
          18.09.2018, 13:53 Uhr.

          an dem wort würd ich mich nicht stören – an der von ihnen zurecht kritisierten haltung schon. in regensburg hat es eine anweisung aus dem ordinariat gegeben, die impliziert, die pfarrer sollten erstmal den mund halten und die studie nicht kommentieren. DAS ist ein skandal.

  • Ullrich Hopfener
    14.09.2018, 8:36 Uhr.

    Dieses klerikale “Vera…“ in dieser Sprache:

    die „allzeit REINE „UNBEFLECKTE“ JUNGFRAU“…

    Und das wird von den meisten verkopften Theologen auch noch
    Als BIOLOGISTISCHE Wahrheit verkauft..

    Und dann wundert sich die Mutter Kirche wenn zwei junge Leute, die ihre Sexualität entdecken .. und sich „beflecken“
    Wie lächerlich die Kirchenbehörde macht..

    Und beklagen denn noch den Rückzug ..

    Dass Damit Eine HALTUNG !!!gemeint ist..
    das müsste man den Klerikern erst noch noch beibringen..

    • Silvia
      17.09.2018, 9:33 Uhr.

      Ullrich Hopfener
      14.09.2018, 8:36 Uhr

      Hier geht es nicht um das Dogma der Jungfräulichkeit Mariens und wie man das heute verstehen kann (oder auch nicht) sondern um sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker. Also bleiben Sie bitte beim Thema.

      Wobei ich hinzufügen möchte, dass der sexuelle Missbrauch bis hin zur Vergewaltigung volljähriger Menschen mit und ohne Abhängigkeitsverhältnis bisher von der Kirche noch gar nicht thematisiert worden ist.

      Aber das alles hat rein gar nichts mit der Jungfräulichkeit Mariens zu tun.

      • Ullrich Hopfener
        17.09.2018, 23:03 Uhr.

        @Silvia, natürlich hat das was damit zu tun..

        solange die Amtskirche an dieser „Verklemmten“ biologistischen „Jungfraulichkeit “ festhält, ist doch ein DOPPELLEBEN fast vorprogrammiert.. zum Thema Sexualität sind (Ehe)Berater bzw. .Therapeuten zuständig aber keine „Männerbünde“

        und dieses Doppelleben führt dann auch sehr oft gerade zu diesen!!Verbrechen .

        ABER wenn Sie anderer Auffassung sind,dann führen Sie doch den begründeten wissenschaftlichen Nachweis!

        also es gilt die Selbstbestimmung(auch sexuell) erwachsener volljähriger Menschen

        der furchtbare !!Missbrauch ist oft eine Folge unerfüllter Beziehung und das passiert leider auch in so mancher Familie ..

        dass sich Kirche überhaupt!! in verantwortliche(!)Beziehungen unter Erwachsenen einmischt ist anachronistisch..

        und das wird -gottseidank- von immer mehr Menschen so gesehen

        • Silvia
          18.09.2018, 9:55 Uhr.

          Ullrich Hopfener
          17.09.2018, 23:03 Uhr.

          Ihrer Meinung nach ist also das Dogma von der Jungfräulichkeit der Muttergottes am sexuellen Missbrauch schuld?

          Ein mehr als kurioses Konstrukt.

          Bevor Sie von mir wissenschaftliche Beweise für diesen Blödsinn verlangen, liefern Sie doch selbst erstmal wissenschaftliche Beweise.

          • Silvia
            18.09.2018, 10:43 Uhr.

            P.S.: Sollte natürlich heißen: Bevor Sie von mir wissenschaftliche Beweise GEGEN diesen Blödsinn verlangen ….

            Übrigens ist wohl die aktuelle Studie auch nicht auf so einen Schmarrn gekommen wie Sie.

          • bernardo
            18.09.2018, 20:19 Uhr.

            @ Silvia: Sie sagen es, ein kurioses Konstrukt.

          • Alberto Knox
            19.09.2018, 8:53 Uhr.

            jemand, der an die malachiasprophetien glaubt, sollte doch damit kein problem haben.

    • Wanda
      19.09.2018, 2:05 Uhr.

      Ulrich Hopfener 14.09. 08:36
      – Ohne dass die Lehre (oder Weltsicht oder Philosophie?) des Nazareners mit ihrer Ethik und ihren Werten angetastet werden soll:
      – Die Vorgänge um seine Geburt sind absolut heroen-typisch*) und noch ganz den Gott- bzw. Halbgottvorstellungen der damals bereits spät-antiken Welt verhaftet: ein Gott und eine Menschenfrau sind Eltern eines Heroen bzw. Halbgottes, wobei dessen Geburt oft als jungfräulich(!) gilt. Der Heros bzw. Halbgott wird als Kind anfangs verfolgt und muss sich verbergen (Herodes, Flucht nach Ägypten), hat einen Ziehvater (Joseph), vollbringt Heldentaten bzw. Wunder, muss einen Tod erleiden, kehrt aus aber aus der Unterwelt zurück, wird schliesslich in den Olymp (oder Himmel) entrückt und erlangt Unsterblichkeit.
      – Wie manche Historiker meinen, wäre ein anders „konstruierter“ Herkunftsmythos für einen Religionsstifter wie Jesus kaum erfolgreich gewesen und verweisen dabei auf die 4 Evangelien, die ja auch für jeweils ganz unterschiedliche Gesellschaftskreise (passend) geschrieben wurden. So jedenfalls werden ihre z.T. unterschiedlichen Schilderungen gleicher Vorgänge im Leben Jesus dem Zweifler erklärt…
      Man wird mir als Atheisten diese Anhäufung von Parallelen hoffentlich nachsehen…
      *) Herakles, Perseus, Mithras und die verschiedenen Auferstehungskulte altorientalischer und ägyptischer Herkunft…

      • Silvia
        19.09.2018, 20:27 Uhr.

        Alberto Knox
        19.09.2018, 8:53 Uhr.

        ICH habe ja auch kein Problem mit dem Dogma der Jungfräulichkeit Mariens sondern @ Herr Hopfener.

    • Wanda
      19.09.2018, 2:22 Uhr.

      Ullrich Hopfener, Silvia 17/18.09.
      – Warum man sich angeblich bei einvernehmlich praktizierter Sexualität befleckt, habe ich bis heute nicht kapiert. Woher kommt diese Leibfeindlichkeit der Kirche, wo liegen eigentlich die Ursachen ?
      Ist mir genau so unfassbar wie die Behauptung, dass Kinder, die noch nicht einmal ihren ersten Schrei getan haben, bereits mit der (Erb-)Sünde belastet auf die Welt kommen.
      Ist das als eine Art Sippenhaft zu verstehen ?

  • bernardo
    14.09.2018, 11:56 Uhr.

    Ich komme mir vor wie der advocatus diaboli. Ein Neustart der Kirche ist in meinen Augen weder wünschenswert noch möglich. Es ist nicht wie bei Monopoly „gehen Sie zurück auf Los.“ Diese Verbrechen sind Teil der Schuldgeschichte der Kirche, die wie bei einer einzelnen Person nicht rückgängig gemacht werden kann und soll. Ich will nicht die abgelutschten Begriffe wie „Vergangenheitsbewältigung“ oder „Trauerarbeit“ benutzen, wohl aber die Begriffe Scham, Reue und Bitte um Vergebung. Und vor allem das Ziehen richtiger Konsequenzen.

    Auch wäre es zu einfach, die Vorgänge monokausal zu erklären: Der Zölibat ist schuld – was ist mit den Familienvätern, die schuldig werden? – oder der Klerikalismus ist schuld? Natürlich ebnen klerikale – rechts- wie linksklerikale Tendenzen – der Kinderschändung Vorschub, aber es wäre ein Irrglaube, würde man meinen, mit dem Ende des Klerikalismus wären auch diese Verbrechen beendet – was ist mit den Sportvereinen, den Internaten (zum Beispiel auch „Reforminternate“ wie die Odenwaldschule)?

    Es gibt keine einfachen Lösungen in diesem Fall!

    • Silvia
      14.09.2018, 17:27 Uhr.

      bernardo
      14.09.2018, 11:56 Uhr.

      Mir gehen da so Prophezeiungen durch den Kopf, wonach der jetzige Papst der letzte sein soll.

      Ich könnte mir durchaus denken, dass Franziskus der letzte Papst in der bisherigen Tradition ist und danach das Papstamt oder die Kirchenleitung sich verändern wird.

      Benedikt hat das ja schon mit seinem Rücktritt eingeläutet.

      • bernardo
        17.09.2018, 9:51 Uhr.

        Ich empfehle selten Bücher, aber Aldo Maria Vallis „Come la chiesa finì“ (Wie die Kirche endete) ist wirklich lesenswert. Eine Reihe von lateinamerikanischen Päpsten bringt die Kirche dorthin, wo einige Blogger (oder vielleicht nur einer) sie gerne sehen würde…

        • bernardo
          17.09.2018, 9:52 Uhr.

          Leider liegt keine deutsche Übersetzung vor, aber vielleicht sind ja einige des Italienischen mächtig.

        • bernardo
          17.09.2018, 11:53 Uhr.

          Man kann die Sancta Romana Ecclesia als Nachfolgerin des Imperium Romanum sehen, als die einzige, und die Päpste als Nachfolger der römischen Caesaren. Der erste Kaiser, auch wenn er sich nur Princeps (ungefähr übersetzt als „erster Bürger“ oder rangältester Senator) bezeichnete, war Gaius Octavius, der „Kaiser Augustus“ in Luthers Bibelübersetzung. Der letzte Kaiser des Weströmischen Reiches war der Knabe Romulus (erster sagenhafter König Roms) Augustulus (das Augustchen), der vom Heerführer Odoaker abgesetzt wurde. Daraus hat Friedrich Dürrenmatt das Stück „Romolus der Große“ gemacht, dessen Herrscher die blutige Vergangenheit und Gegenwart des Reiches satt hat und sich die Germanen Odoakers herbeisehnt, um das Imperium zu vernichten. Der Plan geht auf, aber an die Stelle des Imperiums tritt eine andere, ebenso brutale Ordnung.

          Manchmal denke ich, unser Franziskus Petrusculus hat ähnliche Vorstellungen wie „Romulus der Große“, aber womöglich ähnelt er doch eher Michail Gorbatschow, der meinte, den Marxismus-Lenismus reformieren zu können.

          • Wanda
            17.09.2018, 23:21 Uhr.

            Bernarso 17.09. 11:53
            – Das war eben ihr grosser, historischer Fehler, sich als Nachfolger des römischen Imperiums zu sehen, aber man konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen, so schnell wie möglich ebenfalls weltliche Macht auszuüben, mit allem was dazugehört.
            – Dabei hatte es mit der Urkirche so gut angefangen. Dann aber erfolgte dern verhängnisvolle Schulterschluss mit den germanischen Fürsten und zwar nach dem Prinzip „Ich, die HL. Mutter Kirche bestätige Dir und Deiner Familie die gottgewollte Obrigkeit über das Volk und Du garantierst mir dafür Deinen Schutz und die Vermehrung meiner Güter“, d.h. ein absolut unheiliger und weltlicher Kuhhandel, da kann man nichts machen…
            Wie ein Historiker rückblickend schrieb „damals verlor die junge Kirche ihre Unschuld“…

      • Novalis
        17.09.2018, 11:17 Uhr.

        Sie wissen aber schon, dass die Malachiasprophetien reinster Humbug sind?

        • Silvia
          18.09.2018, 9:56 Uhr.

          Wanda
          17.09.2018, 23:21 Uhr.

          Absolut richtig!

      • Wanda
        17.09.2018, 15:46 Uhr.

        Silvia 14.09. 17:27
        – Welche Prophezeiungen meinen Sie ?

        • Silvia
          17.09.2018, 21:43 Uhr.

          Wanda
          17.09.2018, 15:46 Uhr.

          Da gibt es verschiedene, u.a. Malachias, Nostradamus, auch von diversen Marienerscheinungen.

          Ob die Humbug sind, wie Novalis meint, wird sich zeigen.

          • Alberto Knox
            18.09.2018, 13:55 Uhr.

            auch ich schließe mich an, reine esoterik – und ohne fundamentum in re.

          • Wanda
            18.09.2018, 15:14 Uhr.

            Mit Verlaub, Silvia 17.09. 15:46
            – speziell „Michel de Notre Dame“ taugt da überhaupt nicht: Er war ja am französischen Königshof der Favorit der Königin/-mutter Caterina de´Medici unter all den Scharlatanen und Astrologen die sich dort tummelten und hatte deren Sohn, Karl IX. eine Lebensdauer von 90 Jahren vorausgesagt, obwohl dieser mit bereits 24 Jahren starb, was seine Glaubwürdigkeit aber nur wenig beschädigte. Das berühmte Horoskop für Kronprinz Rudolph von Habsburg war ebenfalls völlig falsch.
            Mit anderen Worten: wurde er gezwungen sich klar und nicht inmetaphorisch verschwurbelter Sprache ausdrücken, lag er immer total daneben…
            – Er war Resultat einer Zeiterscheinung: das kopernikanische Weltbild hatte das alte ptolemäische mit der Erde im Zentrum, an das sich die Kirche klammerte, zum Einsturz gebracht. Also wuchs der Aberglaube und der alte babylonische Kalender mit den Sternenzeichen (die vorher ledediglich zur Gedächtnisstütze dienten) wurde nun zu einem einträglichen System magischer Sterneneinflüsse umfunktioniert, d.h. der Himmel wurde zur einer nächtlichen Landkarte der Angst, deren Geheimnise nur von Leuten wie Nostradamus gelesen werden konnten: gegen klingende Münze, versteht sich…
            – Es war dann eben auch die lukrative Zeit (s.o.) der Scharlatane, Magier, Astrologen, Schwarzkünstler und Allchemisten. Nicht zufällig auch die des Kölner Magiers Heinrich Cornelius Agrippa (Vorbild für Goethes Faust), der von einem Dämon in Form seines Hundes begleitet wurde „das war also des Pudels Kern“…

      • Ullrich Hopfener
        18.09.2018, 20:40 Uhr.

        @Silvia

        .. wow jetzt geht’s schon ins Esoterische (Malachias) vielleicht ja bald zu Nostradamus..??

        • Ullrich Hopfener
          19.09.2018, 8:25 Uhr.

          @Silvia
          Der heutige Bericht in der SZ Von Matthias DROBINSKISeite 5 bringt’s auf den Punkt-

          gerade auch die nicht gelebte sexualit in Beziehung zum Missbrauch!!

      • neuhamsterdam
        20.09.2018, 18:46 Uhr.

        Silvia
        14.09.2018, 17:27 Uhr.
        „Mir gehen da so Prophezeiungen durch den Kopf, wonach der jetzige Papst der letzte sein soll. […] Benedikt hat das ja schon mit seinem Rücktritt eingeläutet.“
        Und es waren 3797 Tage nach dem 20.09.2002 als Benedikt XVI. am jenem 11.02.2013 seinen vielkommentierten Rücktritt ankündigte.
        Zum Nachrechnen:
        perl -e ‚print 10+31+30+31+365+366+365+365+365+366+365+365+365+366+31+11, „\n“‚
        3797
        Heute vor 16 Jahren am 20. September 2002 (diese Zeitangabe war jedenfalls zu lesen, man bedenke im Internet ist nichts in Stein gemeißelt), diskutierten zwei Benutzer eines nicht mehr abrufbaren Forums über Prophezeiungen. Einer von den Beiden meinte, daß der nächste Papst – drei Jahre vor dem Heimgang von Johannes Paul II. – mit großen Widerständen zu ringen habe. Um dann die Frage zu stellen: „War das jetzt auch eine Prophezeiung?“
        Auch wenn Usernamen weitgehend Anonymität gewähren, aber diese doch für die jeweiligen Benutzer etwas Persönliches sind und das kenne ich selber als Beitragsschreiber, habe ich abgewogen und nenne diese wegen der außerordentlichen Stimmigkeit. Der eine User nannte sich Benedikt und der andere User hat sich als Georg bezeichnet.
        Und 3797? Das muß man nicht erklären. Lesen Sie weiter, hier gibt es NICHTS zu lesen! Nö, das muß man nicht erklären.

        • Wanda
          21.09.2018, 17:52 Uhr.

          Neuhamsterdam 20.09. 18:46
          – Du liebe Güte…
          Nun, ich wage mich auch an eine Prohezeiung: Wenn es im November schneit, ist der Winter nicht mehr weit…
          – Und dass es alle Päpste in einer zunehmend religionsfernen Gesellschaft künftig schwer haben werden, ist auch keine allzu gewagte Voraussage, oder ?

    • Wanda
      14.09.2018, 19:28 Uhr.

      Bernardo 14.09. 11:56
      – Was heisst hier einfach ? Zumindest wäre es nicht schwierig, in aller Konsequenz endlich und ohne Ausnahme die Schuldigen zu benennen, deren z.T. hochrangige Vertuscher und Beschützer ebenfalls, diese ganze Mischpoke zur Rechenschaft zu ziehen und von jedem weiterem Amt (denn auch das war/ist ein Missbrauch) auszuschliessen. Was fehlt, ist der ehrliche Wille.
      Und ein Verweis auf andere, ausserkirchliche Institutionen ist nicht angebracht, relativiert auch nicht und ändert überhaupt nichts an diesem gravierenden Problem. Man kehrt erst einmal vor der eigenen Haustür…
      – Und was einen evtl. Neustart angeht: was spricht denn wirklich dagegen ?
      Die Lehre des Nazareners an sich ist eigentlich sehr klar und einfach. Sie im persönlichen Leben umzusetzen ist schon schwieriger, weil verlangt wird sich selbst zurückzunehmen und das fällt uns Menschen eben sehr schwer.
      Jedenfalls gehört dieser irre Apparat Amtskirche mit seinem weltfremden Brimborium, seine über die Jahrhunderte angesetzten Verkrustungen, die ja nun nichts aber auch gar nichts mit der Botschaft des armen Wanderpredigers zu tun haben, auf den Prüfstand und weitestgehend abgeschafft.
      – Jesus war überzeugter Jude (kein Christ) und ihm war die Erstarrung und Überfrachtung seiner Religion ein Greuel, seine tiefe Aversion gegen die überfrommen Selbstgerechten und besonders die hierarchische Priesterkaste äusserte sich oft genug in harschen Worten, wenn man denn dem Neuen Testament glauben darf.
      Die Parallelen zur heutigen Amtskirche sind unübersehbar…

      • bernardo
        17.09.2018, 9:47 Uhr.

        Naja,der Verweis auf andere Institutionen ist schon angebracht, wenn die Suche nach Gründen im Klerikalismus, in der klerikalen Sprache und Ähnlichem gesucht wird.

        Was das Ziehen von Konsequenzen angeht, meine ich damit eine konkrete: Die Abschaffung einer Art Paralleljustiz. Das Kirchenrecht kann sich nur darauf beschränken, zum Beispiel Kardinäle ihres Ranges zu entheben, Bischöfe aus ihren Bistümern zu entfernen oder Priester zu suspendieren. Es ist kein Ersatz für die Strafverfolgung durch die staatliche Justiz. Die Verdächtigen dürfen nicht geschützt, sondern müssen der staatlichen Strafverfolgung überstellt werden.

        Noch ein Punkt: Es ist doch auffällig, wie milde die Presse dazu im Vergleich mit den Grünen umgegangen ist. Ein paar halbgare Entschuldigungen reichten, und das Thema war beerdigt. Daniel Cohen-Bendit (Zitate: „Mein ständiger Flirt mit allen Kindern nahm bald erotische Züge an. Ich konnte richtig fühlen, wie die kleinen Mädchen von fünf Jahren schon gelernt hatten, mich anzumachen.“

        „Es ist mir mehrmals passiert, dass einige Kinder meinen Hosenlatz geöffnet und angefangen haben, mich zu streicheln. Ich habe je nach den Umständen unterschiedlich reagiert, aber ihr Wunsch stellte mich vor Probleme. Ich habe sie gefragt: ‚Warum spielt ihr nicht untereinander, warum habt ihr mich ausgewählt und nicht andere Kinder?‘ Aber wenn sie darauf bestanden, habe ich sie dennoch gestreichelt.“) schwingt heute noch große Reden in Talkshows und Volker Beck (Zitat: „Eine Entkriminalisierung der Pädosexualität ist angesichts des jetzigen Zustandes ihrer globalen Kriminalisierung dringend erforderlich.“) gerierte sich lange Zeit als das moralische Gewissen des Bundestages.

        • Silvia
          17.09.2018, 21:45 Uhr.

          bernardo
          17.09.2018, 9:47 Uhr.

          Nicht zu vergessen die Odenwaldschule.

        • Wanda
          18.09.2018, 0:14 Uhr.

          Bernardo 17.09 09:47
          – Ihr kritischer Querverweis auf die verhältnismässig milde Reaktion unserer Medien auf diese inakzeptabel schlimme Phase der GRÜNEN hat natürlich seine Berechtigung und scheint mir auch angebracht, selbst wenn diese hier nicht im Fokus steht. Volker Beck und Daniel Cohn-Bendit haben sich da besonders hervorgetan und sind trotzdem noch Mitglieder ihrer Partei oder sogar auf EU-Ebene tätig. Diese „Angelegenheit“ ist völlig unverständlich aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden…
          – Zwar kein Trost aber immerhin: der schonende Umgang unserer Journalisten zeigt sich sich übrigens auch unverständlicherweise bei anderen Polit-Prominenten: so hat beispielsweise unsere Kanzlerin A. Merkel im Alter von 32 Jahren (also keine Jugendsünde) bzw. 3 Jahre vor der Wende noch einen Aufsatz zum Nachweis ihrer Linientreue in der DDR geschrieben, Titel: „Was ist sozialistische Lebensweise?“ Jedoch bis heute weiss niemand, was sie in dieser akzeptierten Arbeit schrieb. Ausserdem wurde ihr damals völlig unerklärlich erlaubt, den Klassenfeind BRD zu besuchen. Das war damals nur mit besten Verbindungen in die SED-Spitze möglich. Um so mehr, wenn es sich um Hochqualifizierte handelte. Wie auch immer, es gibt bisher keinen Investigativ-Journalisten, der diese Ungereimtheiten aufklären konnte (oder wollte)…

    • Silberdistel
      14.09.2018, 19:54 Uhr.

      bernardo
      14.09., 11:56 h
      Die Anwaltskanzleien von Advocatus Angeli & Advocatus Dei würden Advocatus Diaboli vor Prozess möglicherweise diesen Vergleich vorschlagen:
      Es würde ja reichen wenn sich die Beklagten, jedoch einsichtig gewordenen, von selbst aus der Kirche entfernten, da sie der heheren Sache Jesu allenfalls einen Bärendienst erwiesen haben. Sich zusätzlich zur Reue, Sühne und zur Wiedergutmachung verpflichteten. Bevor im Prozess die Bücher ihres Handelns aufgeschlagen werden gem. Off. 20,12 und hernach die Feststellung der Schuld und unabänderliches Urteil mit zu erwartender hoher Strafe erfolgt. Ein nur lapidarer Vermerk in der Biografie seiner Mandanten: „erfolgreich abgebrochen“, macht sich doch heutzutage sowieso eher schick.

      • bernardo
        17.09.2018, 9:48 Uhr.

        Okay, akzeptiert.

    • Novalis
      14.09.2018, 23:22 Uhr.

      „linksklerikal“ – putzig.

      • bernardo
        18.09.2018, 20:32 Uhr.

        Ich verstehe, links gut, rechts böse (oder wie es bei Orwell heißt „two legs bad, four legs good“). Nun meine ich, obwohl ich selbst von „links“ geschrieben habe, dass diese Begriffe obsolet sind. Wie will man die John Stuart Mills, die John Deweys, John Rawls und Walter Rauschenbusch, die für „liberal progressiveness“ stehen, die vorherrschende Richtung unserer Zeit, mit Karl Marx und Friedrich Engels unter einen Hut bringen? Ich schreibe als von den Progressiven. Was zeichnet die Progressiven unserer Tage, auch in der Kirche, aus? Abgesehen natürlich von dem sacrificium intellectus, nämlich die Empirie ad acta zu legen: Sie sind gegen die Tradition, gegen die Autorität (außer die des Staates, der sich als Gouvernante zu befleißigen hat), gegen die Gemeinschaft und in gewisser Weise gegen die Geschichte, da sich jede Generation quasi neu erfindet. Und sie sind für die Perfektionierung des Menschen (the „consumation“ of democracy as „the perfection of human nature“). Natürlich lässt sie das mit einer Organisation in Konflikt geraten, die die Tradition zu den Offenbarungsquellen zählt, die die Hierarchie, den „heiligen Ursprung“ in Form der apostolischen Sukzession, hochhält, die sich als communio sanctorum et beatorum, Gemeinschaft der Heiligen und Seligen, versteht, die den in der und durch die Geschichte handelnden Gott betont. Und die ein skeptisches Menschenbild vertritt, nämlich den durch die Erbsünde erlösungsbedürftigen Menschen.

        Das alles wissen die Progressiven in der Kirche, und so nutzen sie die alten Wörter, geben ihnen aber neue Bedeutungen und verändern so die Lehre der Kirche. Mit anderer Worten: Ein neuer syllabus errorum wäre fällig, aber darauf können wir erst einmal getrost warten. 🙂

        • Wanda
          19.09.2018, 20:34 Uhr.

          Bernardo 18.09. 20:32
          – …den in der und durch die Geschichte handelnden Gott betont ?
          Es gibt keinen handelnden Gott, finden Sie sich damit ab.
          – Die Geschichte wird vom Menschen bestimmt und selbst unser Planet erliegt inzwischen auch dem schädlichen Einfluss der sich unkontrolliert massenhaft vermehrenden Krone der Schöpfung (wachset und mehret euch), wenn denn nicht eine kosmische Katastrophe die Sache vorher erledigt. Und damit wären dann auch die Religionen als eine lediglich Sekundenaufnahme in den Abläufen des Universums erledigt…
          – Wie Albert Einstein in einem Brief an Joseph Dispentiere New Jersey am 23.03 1954 (etwa 1 Jahr vor seinem Tode) richtigstellte „…eine Lüge, die systematisch wiederholt wird. Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott und habe dieses niemals geleugnet sondern habe es deutlich ausgesprochen. Falls es in mir etwas gibt, das man religiös nennen könnte, so ist es eine unbegrenzte Bewunderung der Struktur der Welt, soweit sie unsere Wissenschaft enthüllen kann…“

          • bernardo
            20.09.2018, 10:09 Uhr.

            Es geht hier weniger um meinen persönlichen Glauben, obwohl auch ich an den handelnden Gott glaube, als um den Glauben der Kirche. Ich will auch kein Gut-Böse-Schema auftun, sondern einfach auf Inkompatibilitäten hinweisen.

  • Micaela Riepe
    14.09.2018, 13:28 Uhr.

    Ich bin nicht wirklich übberrascht, wie Sie hier die Verbrechen von den Vertuschern trennen. Denn das es die gegeben hat, ist auch Resultat der Studie und wird höflich übergangen.

    • Wanda
      16.09.2018, 18:44 Uhr.

      Heute in der FAZ: „Deutsche Bischöfe zeigen sich entsetzt angesichts des Ausmasses“…
      Aha, diese geistlichen Herren heucheln nun also medienwirksam Scham, obwohl sie ganz genau wissen, die veröffentlichen Zahlen markieren nur die unterste Grenze der Missbrauchs-Zahlen. Dabei sind sie diejenigen, welche den Zugriff auf die Originalakten verhinderten und immer noch verhindern, womit die (weit höheren) Gesamtzahlen und das wirkliche Ausmass eben immer noch nicht klar sind.
      – Es schwillt einem der Kamm, wenn dann dieser Woelki labernd verkündet, für die Kirche begänne nun eine Zeit der Busse. Für wen ? Für die Kirche oder für den Klerus ? Dieser abgehobene, frömmelnde Kirchenfürst sollte vielleicht zuerst einmal an die Opfer und deren Belange denken, bevor er sein „mea culpa“ singt. Davon aber ist diese hierarchisch organisierte Clique von Rockträgern nach wie vor weit entfernt..

      • Novalis
        17.09.2018, 11:16 Uhr.

        Ich empfinde es auch als Heuchelei. Die Zahlen sind alle bekannt in den Diözesen.

  • Novalis
    15.09.2018, 18:18 Uhr.

    „Sexualisierte Gewalt kommt überall vor, in Sportvereinen wie auch der evangelischen Kirche – die Anfälligkeit katholischer Milieus ist jedoch auffällig. Der Essener Forensiker Norbert Leygraf untersuchte 2012 die Akten 80 einschlägig straffällig gewordener katholischer Priester und fand heraus, dass die große Mehrheit nicht fixiert pädophil war, wohl aber vereinsamt, alkoholabhängig, sexuell unreif, psychisch labil. Der Zölibat kann ein Fluchtort sein für Männer, die nicht mit ihrem Leben, ihrer Sexualität zurechtkommen – und ihre Probleme heiligen wollen. Er befördert Männerbünde, die sich gegenseitig schützen.“
    Als vernünftiger Mensch muss man das so sehen wie Matthias Drobinski.

  • OFKB-Leser
    17.09.2018, 21:33 Uhr.

    Jeder Mißbrauch ist ein einziger Schrecken. Und es ist einfach nur ein einziges Grauen, wenn Priester Ihre Macht so ausüben. Dennoch: ich hätte gerne mehr großangelegte wissenschaftliche Studien über den sexuellen Mißbrauch in Familien, der medial groß diskutiert wird.

    Ca. 70% der sexuellen Mißbrauchsfälle passieren innerhalb der eigenen Familie: Vater, Mutter, Opa, Onkel, Tante etc. Als Täter! Die eigenen Kinder als Opfer.

    Sexueller Mißbrauch ist ein gesammtgesellschaftliches Phänomen. Und die größte Keimzelle dieses Phänomens liegt in der „Familie“.

    Das sage ich als ein Mensch in dessen Großfamilie selber sexueller und anderer Mißbrauch wahnhaft gewütet hat. Mit allen verheerenden und zerstörenden Folgen.

    • Silberdistel
      18.09.2018, 9:06 Uhr.

      OFKB-Leser
      17.09., 21:33 h
      Völlig d’ac­cord. Nur trifft Priester mM die besondere Schwere der Schuld, da Priester Gott geweiht sind und ihnen Anvertraute und Schutzbefohlene, gemäß ihres heiligen Sakramentes, eigentlich zu Gott führen, zumindest jedoch in der Kindschaft Gottes, schützen sollten. Es liegt hier also nicht ein allgemeiner Vertrauensbruch bzw. Missbrauch des Menschen vor, welche allein für sich schon schlimm genug sind. Sondern, um es noch härter auszudrücken, wovor ich mich nicht scheue: Es geht bei Priestern nicht „nur“ um Verrat am jeweiligen Menschen, sondern in gleicher weise zusätzlich gegenüber der Kirche, Jesus Christus und Gott, sowie letztlich an sich selbst.

      • 18.09.2018, 21:40 Uhr.

        Ein interessanter Punkt.

    • Wanda
      18.09.2018, 18:10 Uhr.

      OFKB-Leser 17.09. 21:33
      – Gar keine Frage, dass mehr getan werden muss…
      Aber es gibt eben doch DEN wesentlichen Unterschied: die Ermittlungsbehörden sind nicht mit den Beschuldigten identisch wie in der Kirche, wo Hinweise und Anzeigen oft schon im Vorfeld mit Druck auf die Opfer abgewürgt wurden und jede Ermittlungsarbeit entweder ganz ausfiel oder behindert wurde, wie sich leider gezeigt hat und noch zeigt.
      Das heisst: bei beschuldigten Tätern im ausserkirchlichen Bereich können die Opfer relativ einfach Anzeige erstatten und müssen keine Behinderung der Ermittlungen befürchten. Natürlich bleibt den Opfern auch hier eine erneut belastende selische Tortur bei Vernehmung und Gegenüberstellung nicht erspart. Allerdings ist die Aussicht auf ein schnelleres Verfahren, welches die Täter zur Verantwortung zieht, günstiger. Bei der Kirche hingegen kommen die Täter aus den inakzeptablen Gründen oft unbehelligt davon…
      DAS ist der Unterschied.

  • Ullrich Hopfener
    19.09.2018, 7:38 Uhr.

    Ich bin davon überzeugt.dass ein Funken Hoffnung DANN NOCH besteht, wenn folgendes passiert:

    Ein ausgewiesener SÄKULARER Kriminologe- wie Christian PFEIFFER(NDS)

    Mit Leuten seines Vertrauens müssen ALLE 27 Bistümer durchforstet also sozusagen eine Hausdurchsuchung, vgl. der STEUERFAHNDUNG! Durchgeführt werden!

    Da eine solche sonst nur von Gerichten angeordnet werden kann.müssen ausnahmslos

    ALLE Bischöfe ihr Placet erteilen
    und den Ermittlern ansonsten Wirklich FREIE

    Hand lassen!!

    Also alles nochmal von Anfang mit einem WIRKLIch
    SÄKULREm Team !!

    Und dieses Team muss dann auch die ANWEISUNGEN erteilen wie die weiteren
    Schritte sind
    Pfeiffer ist natürlich absolut DEM!! Datenschutz verpflichtet,
    der NICHTS!!! Mit Missbrauchs – schienen zu tun hat

    Wenn die DBK DAS verweigert werden die Opfer nochmal hingerichtet- und dann sollen die Herren bitte aufhören von Anteilnahme etc. Zu säuseln!!

  • Micaela Riepe
    19.09.2018, 11:59 Uhr.

    AP hat den Fall Grassi noch einmal aufgerollt und berichtet über die Verwicklungen des damaligen Erzbischofs Bergoglio darin. Es ist gruselig, doch nicht gruseliger als die aller anderen Päpste in Nicht-Hören-Wollen, Wegschließen als päpstliches Geheimnis, Diskreditierung der Opfer – im Fall Grassi besonders schlimm, weil diese in einer 2400 Seiten langen, vom erzbischöflichen Rat in Buenos Aires dem Richter vorgelegten Studie verhöhnt wurden -, und aktive, bewusste Vertuschung bis hin zu Vernichtung von Beweismitteln.
    Diese Geschichte wird für Franziskus schlimm ausgehen, wenn er den Stier nicht bei den Hörnern packt, offen zu seinem Fehlverhalten steht, die damaligen Opfer empfängt und aus tiefstem Herzen um Verzeihung bittet.

  • Silvia
    20.09.2018, 14:10 Uhr.

    Micaela Riepe
    19.09.2018, 11:59 Uhr.

    Schauen wir mal, ob Franziskus sich zu einem solchen Akt der Einsicht und Buße aufraffen kann.

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