Papst in Afrika – Tag 1 und die Deutschlandreise
Deutschland wird noch eine Weile warten müssen, bis Papst Franziskus kommt. Auf meine Frage, ob die Reise bald stattfinden werde, antwortete er heute auf dem Weg von Rom nach Nairobi: „Das ist noch alles im Nebel.“ Allerdings machte er auch deutlich, dass er das Projekt noch nicht abgehakt hat. Bei seiner Ankunft in Kenias Hauptstadt Nairobi forderte Franziskus den Aufbau einer gerechten Gesellschaft, mehr Einsatz beim Umweltschutz sowie „Integrität und Transparenz“ in Politik und Gesellschaft. Damit hatte er einen großen Teil der heiklen Themen bereits zu Beginn seiner sechstägigen Afrikareise angesprochen. Die Reaktionen der Zuhörer, Politiker, Diplomaten und Vertreter der Zivilgesellschaft waren eher verhalten. Vor seinem Abflug nach Nairobi traf Franziskus am Morgen im Vatikan elf Frauen, die Opfer von Gewalt in ihren Familien, durch Menschenhandel oder Prostitution geworden waren. Die Frauen, die ihre sechs Kinder mitgebracht hatten, kommen aus Italien, Rumänien, Nigeria und der Ukraine. Sie leben in einer kirchlichen Einrichtung für Frauen, die Opfer von Gewalt wurden. Der Papst habe seine Solidarität und Nähe mit allen Menschen ausgedrückt, die unter Gewalt leiden, so Vatikansprecher Federico Lombardi.
Deutschland „im Nebel“
Eine gute halbe Stunde nahm sich Franziskus Zeit für die Begegnung mit den Journalisten. Seine Begrüßung hielt er sehr knapp. „Ich fahre mit Freude, um die Kenianer, Ugander und die Brüder in der Zentralafrikanischen Republik zu treffen.“ Dann noch der übliche Dank an die Journalisten für ihre Arbeit, damit diese Reise „die besten Früchte“ bringe, „spirituell und materiell“. Beim Rundgang durch die Reihen gab es anshcließend beinahe nichts, was es nicht gab. Eine Kollegin schenkte Franziskus Mückenspray, andere führten auf dem I-Phone kurze Videos der Kinder vor, die für den Papst singen. In unserem kurzen Gespräch ging es unter anderem um die mögliche Deutschlandreise. Auf dem Weg von Rom nach Ecuador hatte er im Juli gesagt, er wolle Deutschland und ein anderes europäisches Land besuchen, „um etwas für den Frieden in Europa zu machen“. Als ich ihn an diese Worte erinnerte, sagte Franziskus: „Ja, da gibt es etwas“, um dann seine „Nebelaussage“ zu wiederholen. Wenn man bedenkt, dass sich Nebel auch einmal schnell verziehen kann, ist es nicht ausgeschlossen, dass ein solcher Besuch noch vor 2017 kommt. Aber aktuell gibt es von vatikanischer Seite keine konkreten Planungen.
Derzeit konzentriert sich alles auf die Vorbereitung der nächsten Auslandsreise von Papst Franziskus, die ihn im Februar nach Mexiko führen wird. Gegenüber der Kollegin des mexikanischen Senders Televisa bestätigte der Papst, dass er mindestens vier Städte in dem mittelamerikanischen Land besuchen möchte, darunter Mexiko-City und den Wallfahrtsort der Madonna von Guadelupe. Zudem woller an die Grenze zur USA fahren. Das könnte die letzte Station der Reise sein, bevor er dann nach Rom zurückkehrt. Zum genauen Reisetermin gibt es noch verschiedene Aussagen. Er dürfte zwischen dem 11. und 18. Februar liegen. Dauer der Reise: rund fünf Tage. Der Trip nach Mexiko wird übrigens der letzte sein, den der langjährige Päpstliche Reisemarschall Alberto Gasbarri organisiert. Der Italiener hatte bereits unter Papst Johannes Paul II. als zweiter Mann hinter dem damaligen Reiseorganisator und späteren Kardinal Robert Tucci SJ an der Planungen der päpstlichen Visiten mitgewirkt. Benedikt XVI. hatte Gasbarri im Herbst 2005 zum Cheforganisator ernannt. Franziskus bestätigte ihn in diesem Amt. Gasbarri, der auch Verwaltungsdirektor von Radio Vatikan ist, geht in Pension.
Demokratie und Gerechtigkeit für Afrika
Allein wenn man die Begriffe sieht, die Franziskus in seiner ersten Rede jeweils mehrfach verwendete, wird deutlich, wo aus seiner Sicht die Dinge in Kenia im Argen liegen: Gemeinwohl, Demokratie, Gleichheit und Gerechtigkeit, Respekt, Integration und Inklusion. „Gewalt, Konflikte und Terrorismus werden durch die Angst, durch Misstrauen und Verzweiflung genährt, die durch Armut und Frustration entstehen“, so Papst Franziskus bei seiner Rede im State House in Nairobi beim Treffen mit den Autoritäten des Landes sowie dem Diplomatischen Korps. Aus diesem Grund sei es wichtig, das Gemeinwohl in den Blick zu nehmen und eine Gesellschaft aufzubauen, die gekennzeichnet ist durch Gerechtigkeit, Toleranz und Integration auf allen Ebenen. Eindringlich war sein Appell zum Umweltschutz angesichts einer Welt, die „immer noch das gemeinsame Haus ausbeutet anstatt es zu beschützen“. Gerade in Afrika gebe es ein besonderes Bewusstsein darum, dass die Schönheit der Natur als Ganze für die nachfolgenden Generationen bewahrt werden müsse. Diese Werte sollten die politisch Verantwortlichen inspirieren, Modelle für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu entwerfen. Franziskus ermahnte die Anwesenden, sich besonders um die Jugendlichen zu kümmern, um ihnen eine Zukunft bieten zu können. Das Wort Korruption sprach der Papst nicht aus, benannte aber mit seiner Aufforderung zu „Integrität und Transparenz“ das Problem. Er forderte eine „gerechte Verteilung der menschlichen und natürlichen Ressourcen“ und rief zur Überwendung ethnischer und religiöser Spannungen auf. Vatikansprecher Federico Lombardi betonte anschließend, dass die Rede Gültigkeit für ganz Afrika besitze.
P.S. Ein Kollege sprach Franziskus auf die Gefahren während der Afrikareise an und ob er keine Angst habe angesichts der Sicherheitslage. Darauf habe der Papst geantwortet: „Ich habe mehr Angst vor den Mücken.“ Am Ende der Begegnung verabschiedete er sich auch mit der Aufforderung, die Journalisten sollten sich vor den Mücken schützen. Aus der päpstlichen Delegation war zu hören, das Programm solle auch in der Zentralafrikanischen Republik stattfinden wie geplant. Man sei in Kontakt mit den UN-Truppen sowie der französischen Armee, die beide zugesagt hätten, sich um die Sicherheit zu kümmern. Noch vor einigen Tagen hatte Frankreich mitgeteilt, dass sich die eigenen Truppen nicht um den Papstbesuch kümmern könnten, sondern lediglich für den Schutz des Flughafens zuständig seien. Nun gab es dem Vernehmen nach zuletzt wohl doch eine Zusage mitzuhelfen, dass der Besuch für den Papst und die Teilnehmer an den Veranstaltungen sicher verlaufen könne.