Papst bittet Missbrauchsopfer um Vergebung
Papst Franziskus hat die Opfer sexuellen Missbrauchs durch Kleriker um Vergebung gebeten. „Ich fühle mich berufen, mich der Sache anzunehmen, des Bösen, das einige Priester getan haben (…), und um Vergebung zu bitten, für den Schaden, den sie angerichtet haben, für den sexuellen Missbrauch an Kindern.“ Das sagte Franziskus bei einem Treffen mit Vertretern des „internationalen katholischen Büros für Kinder“ im Vatikan. Die Passage befindet sich nicht im vorab verbreiteten Redemanuskript des Vatikans. Es scheint Franziskus ein persönliches Anliegen gewesen zu sein, deutliche Worte zum Thema Missbrauch zu setzen.
Erstmals Vergebungsbitte
Die Kirche sei sich der schlimmen Folgen der Taten bewusst, so Franziskus. „Es ist ein persönlicher und moralischer Schaden, verübt durch Männer der Kirche.“ Sie wolle keinen Schritt zurück machen bei der Behandlung des Problems und der Strafen, die zu verhängen seien. „Im Gegenteil, ich glaube wir müssen besonders hart sein.“ Es war das erste Mal, dass Papst Franziskus die Opfer um Vergebung bat. In der Vergangenheit hatte er zwar schon mehrfach den Missbrauch verurteilt und bestätigt, dass die Kirche den Weg fortsetzen werde, den Papst Benedikt XVI. eingeleitet hatte, aber eine Vergebungsbitte hatte es bisher nicht gegeben.
Mit seiner Einfügung [die oben im Zitat im ersten Absatz ausgelassen ist], es seien „ziemlich viele“ von der Zahl der Missbrauchsfälle gewesen, aber nicht der Gesamtzahl der Priester, zeigt Franziskus, dass er die Vorfälle ernst nimmt und sich der großen Zahl bewusst ist, vermeidet aber zugleich eine pauschale Verurteilung des Klerus. Der Schritt heute fügt sich ein in eine Reihe von Aussagen und Taten von Papst Franziskus zu diesem Thema. Schien es über einige Strecken des ersten Pontifikatsjahres so, als geriete das Thema etwas ins Hintertreffen, dürfte nach der Einrichtung der Missbrauchskommission am 22. März und dem heutigen Tag klar sein, Franziskus sieht Handlungsbedarf und verliert das Thema nicht aus den Augen. Die Kommission trifft sich Anfang Mai zum ersten Mal. Danach dürfte klarer werden, wie sie ihre Arbeit gestalten wird.
Kritik an Abtreibung
Direkt im Anschluss an die Kinderschutzorganisation traf sich Papst Franziskus heute Vormittag mit einer italienischen Lebenschutzorganisation. Dabei verurteilte er Abtreibung als „verabscheuungswürdiges Verbrechen“. Es sei ein „direkter Anschlag auf das Leben“, dem man „ganz entschieden Widerstand“ leisten müsse. Der Pontifex forderte, unschuldiges und ungeborenes Leben stärker zu verteidigen. Zugleich sprach er sich für Hilfen für schwangere Frauen aus. Franziskus hatte sich schon wiederholt so deutlich zum Lebensschutz geäußert. Zu Beginn des Pontifikats hatten einige konservativen Katholiken Sorge, Franziskus könnte beim Lebensschutz Abstriche machen, weil er sich stärker um sozialethische Fragen kümmert. In seinem Interview mit den Jesuitenzeitschriften hatte er ja auch von einer neuen Balance zwischen moralischen und anderen Fragen gesprochen. Für den Pontifex bedeutet dies allerdings nicht, dass er die traditionellen katholischen Positionen beim Lebensschutz aufweicht; sondern er will eine Fixierung auf die Moral aufbrechen. Dadurch will er erreichen, dass die katholische Kirche auch mit anderen Themen wahrgenommen wird.