Bewegung beim Thema Missbrauch
Papst Franziskus hat am Samstag (endlich) die ersten Mitglieder der Kommission zum Schutz von Minderjährigen vor Missbrauch eingesetzt. Im Dezember hatte er die Einrichtung der Kommission auf Rat des K8 bekannt geben lassen. Seitdem hörte man nichts mehr von dem Gremium. Ob dies auch mit internen Ränkespielen zusammenhing, welche Kompetenzen die Kommission haben soll und wo sie angesiedelt sein wird, ist bisher schwer zu sagen. Fest steht, es ist eine dieser „typischen“ Franziskus-Einrichtungen eines neuen Gremiums. Die ersten Mitglieder werden ernannt, konkrete Statuten gibt es noch nicht, sondern diese müssen erst vom Gremium selbst ausgearbeitet werden. Das war vor wenigen Wochen beim neuen „Finanzministerium“ und dem dazu gehörenden Wirtschaftsrat ähnlich. Selbstverständlich gibt es im Hintergrund konkrete Vorstellungen, die auch mit Franziskus abgestimmt sind, aber die Gremien bauen sich relativ autonom auf. D.h. auch relativ unabhängig vom Einfluss vatikanischer Stellen.
Unabhängige Kommission?
Noch am 31. Januar hatte Franziskus beim Treffen mit den Mitgliedern der Glaubenskongregation erklärt, dass er überlege, die neue Kommission dort anzusiedeln. Zwar gab es bei der Bekanntgabe der Mitglieder der Kommission am Samstag keine konkreten Angaben. Doch es scheint klar, die Kommission arbeitet unabhängig und könnte damit auch als Kontrollorgan für die Vorgänge rund um die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der Glaubenskongregation dienen. Dort werden die Fälle zentral behandelt. Aufgrund knapper Personalressourcen dauert die Bearbeitung oft sehr lange. Daher hatte Papst Franziskus bei seinem ersten Konsistorium mit den in Rom anwesenden Kardinälen am 30. September 2013 in einem nicht öffentlichen Teil darüber beraten, die Bearbeitung der Fälle zu dezentralisieren und etwa an die Bischofskonferenzen abzugeben. Bisher ist aber in dieser Sache nichts weiter passiert.
Missbrauchsopfer berufen
Aufsehen erregte bei der Auswahl der Kommissionsmitglieder vor allem die Ernennung von Marie Collins. Die Irin wurde in den 1960er Jahren im Alter von 13 von einem Priester missbraucht. Sie gehört zu den profiliertesten irischen Aktivistinnen, die von der katholischen Kirche eine konsequente Aufarbeitung der Missbrauchsfälle einfordert. Eine Ernennung von Collins in ein solches vatikanisches Gremium wäre noch vor Jahren undenkbar gewesen. 2012 nahm sie als einzige Vertreterin von Opfern an einer Konferenz zum Thema Missbrauch an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom teil. Diese wurde damals federführend von dem deutschen Jesuiten und Psychologen Hans Zollner organisiert – mit Rückendeckung durch Papst Benedikt XVI.
Hans Zollner gilt als einer der besten Experten der katholischen Kirche auf dem Gebiet. Er leitet das Psychologische Institut der Jesuitenuniversität Gregoriana. Er wurde von Papst Franziskus ebenfalls in die neue Kommission berufen. Als Jesuit ist er ein unabhängiger Geist und scheut auch nicht vor Kritik an Vatikan und Bistümern, die aus seiner Sicht nicht konsequent genug Missbrauchsfälle aufarbeiten und Präventionsmaßnahmen umsetzen. Zweiter Jesuit in dem neuen Gremium ist der Argentinier Humberto Miguek Yánez, ein Vertrauter des Papstes. Yánez ist Moraltheologe an der Gregoriana und nahm ebenfalls 2012 an dem Symposion teil.
Drei Kleriker, fünf Laien
Der dritte Kleriker in dem neuen Gremium ist Kardinal Sean-Patrick O’Malley. Er ist Mitglied der K8. Damit ist die Kommission direkt an den Papst rückgebunden. O’Malley hat sich in den USA einen Namen gemacht in der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle und zwar über sein Bistum Boston hinaus. Bisher ist die neue Kommission mehrheitlich mit Laien besetzt. Neben Marie Collins sind dies noch die ehemalige polnische Ministerpräsidentin Hanna Suchocka, die französische Jugendpsychaterin Catherine Bonnet sowie der italienische Jurist und Kirchenrechtler Claudio Papale. Die Kommission soll später mit weiteren Experten aus allen geografischen Gebieten erweitert werden so Vatikansprecher Federico Lombardi am Samstag.
Am Montag wird übrigens der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, das Design der neuen Missbrauchsstudie der Bischofskonferenz vorstellen. Anfang 2013 ist ja der erste Versuch, die Missbrauchsfälle wissenschaftlich aufzuarbeiten, mit lautem Getöse gescheitert. Auf ihrer Vollversammlung in Münster vor zwei Wochen haben die Bischöfe nun einer Neuauflage zugestimmt. Die wird Ackermann jetzt vorstellen.
P.S. Eindrucksvoll war die Begegnung von Papst Franziskus mit Opfern der Mafia am Freitagabend. Dabei fand der Pontifex einmal mehr deutliche Worte. In seiner kurzen Ansprache rief er die Mafiosi auf, von ihrem bösen Tun abzulassen. „Kehrt um! Noch ist Zeit dafür, damit ihr nicht in der Hölle endet!“ Leider gibt es bisher noch keine offizielle Übersetzung der Ansprache. Eine Zusammenfassung gibt es allerdings bei Radio Vatikan.
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