Orthodoxes Konzil eröffnet

Mit einem Appell zur Einheit unter den orthodoxen Kirchen ist heute auf der griechischem Insel Kreta das „Heilige und Große Konzil“ der orthodoxen Kirchen eröffnet worden. Bei der feierlichen Göttlichen Liturgie zum orthodoxen Pfingstfest sagte das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirchen, Patriarch Bartholomäus I., in einer Welt voller Unfrieden seien das Zeugnis von Liebe und Einheit umso wichtiger. Diese dürften aber nicht nur auf einer theoretischen Ebene realisiert werden, sondern erforderten eine praktische Einheit. „Die fehlt derzeit leider.“ Vier orthodoxe Kirchen sind nicht zum Konzil nach Kreta angereist. Die zehn anwesenden Kirchen gehen trotzdem von der vollen Gültigkeit des Konzils und seiner Beschlüsse aus. Papst Franziskus bat heute beim Mittagsgebet die Gläubigen, für den Erfolg des orthodoxen Konzils zu beten.

Der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Augoustinos, ist Mitglied der Delegation des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel. Im ZDF-Interview spricht er über die Bedeutung des Konzils und seine Erwartungen an die Versammlung.

Eine Woche voller Spannung auf Kreta

Am Freitag hatten die zehn Kirchenführer, die nach Kreta angereist waren, bei einem letzten Vorbereitungstreffen an ihre fehlenden Kollegen appelliert, doch noch zum Konzil zu kommen. Aber die Patriarchen der orthodoxen Kirchen aus Bulgarien, Georgien und Russland sowie der Patriarch von Antiochien blieben bei ihrer Entscheidung. Der Moskauer Patriarch Kyrill schickte am Freitag eine Botschaft nach Kreta. Darin zeigte er sich überzeugt, „dass bei Vorhandensein guten Willens das Treffen auf Kreta ein wichtiger Schritt zur Überwindung der aufgetretenen Meinungsverschiedenheiten sein kann“. Es könne einen Beitrag zur Vorbereitung auf jenes Heilige und Große Konzil leisten, „das dann ohne Ausnahme alle autokephalen lokalen Kirchen vereint und ein sichtbarer Ausdruck der Einheit der Heiligen Orthodoxen Kirche Christi wird“. Wie die Unstimmigkeiten überwunden werden können, wenn man nicht auf Kreta miteinander spricht, lies Kyrill offen.

Die serbisch-orthodoxe Kirche hatte am Mittwoch vergangener Woche einen Rückzieher von ihrem Rückzieher gemacht. Patriarch Irinej kam am Donnerstag mit seiner Delegation nach Kreta angereist. Allerdings hatte er angekündigt, sofort wieder abzureisen, sollten die zuletzt aufgekommen Streitfragen beim Konzil ausgeklammert bleiben. Die eigentlichen Beratungen beginnen morgen. Dann wird man sehen, ob es einen Grundkonsens für gemeinsame Beratungen gibt. Das Konzil war von vornherein nur auf eine Woche angelegt. Daher wird man sehr schnell sehen, ob und wie das Miteinander gelingt. Um den Druck von dieser kurzen Session zu nehmen, am Ende alle Punkte einstimmig verabschieden zu müssen, haben die orthodoxen Kirchenführer bei einem Treffen im Januar im schweizerischen Chambesy bereits beschlossen, dass es mehrere Treffen geben soll. Daher dürfte es jetzt erst einmal wichtig sein, dass man sich trifft und miteinander spricht.

 

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.