Papst nimmt Rücktritt von Kardinal (fast) an
Das hat es lange nicht gegeben. Papst Franziskus hat den Rücktritt eines Kardinals vom Kardinalat angenommen. Es geht um den ehemaligen Erzbischof von Saint Andrews und Edinburgh, Keith Michael Patrick O’Brien. Der hatte im Februar 2013 sexuelle Übergriffe gegenüber Priesteramtskandidaten zugegeben und war zurückgetreten. Zum letzten Mal ist ein Kardinal 1927 von seinem „Kardinalsamt“ zurückgetreten. Allerdings verzichtete damals der Jesuit Louis Billot komplett auf Titel, Würde und Rechte. O’Brien wird – nach bisherigem Informationsstand – auch künftig den Kardinalstitel führen, nur die Rechte und Privilegien nicht ausüben.
Wegen Missbrauch zurückgetreten
Es ist eine kurze Erklärung des Dekans des Kardinalskollegiums, die allerdings einmal mehr viele Fragen offen lässt. Kardinal O’Brien habe am Ende eines „langen Weges des Gebets“ den Papst darum gebeten, die Rechte und Privilegien niederlegen zu dürfen und Franziskus habe der Bitte entsprochen. Die britische Zeitung Catholic Herald zitierte heute O‘Brien mit den Worten, dass er seine Vergebungsbitte vom März 2013 noch einmal wiederhole. Er werde weiterhin in Schottland nicht mehr öffentlich wirken und den Rest seines Lebens im Gebet zu verbringen.
Nachdem im Februar 2013 Vorwürfe gegen den Kardinal laut geworden waren, hatte dieser zunächst geleugnet. Benedikt XVI. hingegen handelte schnell und nahm wenige Tage nach Bekanntwerden der Vorwürfe das Rücktrittsgesuch O’Briens an, das dieser bereits, dem Kirchenrecht entsprechend, zu seinem 75. Geburtstag am 17. März 2013 eingereicht hatte. Zum 25. Februar 2013 musste O’Brien zurücktreten. Er nahm nicht am Konklave im März 2013 teil. Gestand allerdings Anfang März sexuelle Übergriffe und bat um Vergebung.
Anders als beim letzten Fall, in dem ein Kardinal „zurücktrat“ behält O’Brien den Kardinalstitel; allerdings eben ohne jegliche Rechte und mit dem Titel verbundenen Privilegien. O’Brien wird also nicht am nächsten Konklave teilnehmen, sollte es vor Volledung seines 80. Lebensjahres stattfinden, und auch nicht an Konsistorien. Der französische Jesuit Louis Billot (1846-1931) hatte 1927 auch den Kardinalstitel selbst zurückgegeben. Vorausgegangen waren Auseinandersetzungen mit Papst Pius XI.. Billot stand der rechtsextremen Action Francaise nahe. Vor wenigen Wochen hatte übrigens der Washingtoner Kardinal Donald W. Wuerl in seinem Blog an den Fall „Billot“ erinnert. Wuerl hatte sich mit Kardinälen auseinandergesetzt, die den Kurs von Papst Franziskus nicht mögen und damit indirekt Kardinal Raymond L. Burke kritisiert.
Marx bleibt im Amt
Kardinal Reinhard Marx wurde heute übrigens für weitere drei Jahre zum Präsidenten der ComECE gewählt, der Kommission der EU-Bischofskonferenzen. Nach seiner Wahl zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz vor einem Jahr war spekuliert worden, ob er auf eines seiner vielen Ämter verzichten würde. Dabei war auch über das ComECE-Amt spekuliert worden. Marx scheint für sich zur Überzeugung gekommen zu sein, dass er alle Aufgaben parallel meistern kann. Sein Amt im Kardinalsrat K9 ist übrigens nicht an dieses Europaamt geknüpft. Vatikansprecher Federico Lombardi hatte am Rande des ersten K9-Treffens betont, dass die Mitglieder nicht aufgrund ihrer sonstigen Funktionen ausgewählt wurden, sondern dass die Ernennung an die Person gebunden sei.