Die erste Reise steht

Jetzt ist es raus, das Programm der ersten Auslandsreise von Papst Franziskus. Acht Tage lang ist er vom 22. bis 29. Juli unterwegs. Mit der Veröffentlichung des Programms ist auch klar, dass Franziskus „nur“ nach Brasilien reisen wird. Lange war spekuliert worden, ob er vorher oder nachher noch ein anderes südamerikanisches Land besuchen wird etwa Kolumbien. Und obwohl Rio de Janeiro nur knapp drei Flugstunden von Franziskus’ Heimat Buenos Aires entfernt liegt, wird er auch keinen Abstecher an seine alte Wirkungsstätte machen. Die Menschen, die wir in den letzten Tagen in Buenos Aires getroffen haben, bedauern sehr, dass Franziskus dieses Jahr nicht mehr dorthin fährt. Denn wie schon berichtet, wird es wohl auch im Dezember keine Reise nach Argentinien gehen. Darüber war ja lange spekuliert worden.

Bunt wird der Weltjugendtag in Rio vom 23. bis 28. Juli.

Die Argentinier würden sich über einen Besuch „ihres“ Papstes sehr freuen; können aber auch verstehen, dass er noch ein wenig wartet mit der Visite. Im Herbst sind Parlamentswahlen. Man fürchtet, dass der Papstbesuch im Wahlkampf instrumentalisiert werden könnte. Es sei derzeit sowieso schon so, dass alle Parteien und Gruppierungen plötzlich den Papst auf ihrer Seite wähnen. So war es in den letzten Tagen in Buenos Aires zu hören. 2015 stehen Präsidentenwahlen an. Da könnte es auch wieder schwierig werden mit einem Papstbesuch. So hoffen nun viele Argentinier auf eine Visite im nächsten Jahr. Mehr dazu in den nächsten Tagen.

Heute noch kurz einige Anmerkungen zum Papstprogramm in Rio. Dieses ist nun stark auf Franziskus zugeschnitten: Er besucht ein Krankenhaus, eine Favela und trifft sich mit jugendlichen Strafgefangenen. Er macht am 24.7. einen Ein-Tages-Tripp in den Marienwallfahrtsort Aparecida. Mit diesen Terminen setzt Franziskus Zeichen. Es geht auch als Papst an die Peripherien. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass auch Benedikt XVI. das gemacht hat. Bei seiner Brasilienreise 2007 besuchte er die Fazenda der Hoffnung, eine Anlaufstelle für jugendliche Drogenabhängige, in Kamerun 2009 ein Krankenzentrum.

Papst Franziskus besucht in Rio auch eine Favela.

Franziskus nimmt in Rio an den zentralen Veranstaltungen des Weltjugendtags teil: die Willkommensfeier am 25.7. am Nachmittag an der Copacabana, am selben Ort einen Tag später dann der Kreuzweg, Samstagabend dann vor den Toren Rios die Gebetsvigil und am Sonntag der große Abschlussgottesdienst. Franziskus verliert dann keine Zeit. Noch am Abend des 28. Juli fliegt er nach Rom zurück, wo am 29. Juli gegen 11.30h die erste Auslandsreise seines Pontifikats endet. Von seinem Vorgänger übernommen hat er einen Termin, der Benedikt XVI. immer ganz wichtig war: das Treffen mit führenden Vertretern aus Politik und Gesellschaft. Benedikt XVI. nutzte diese Gelegenheit meist, um einen grundlegenden Diskurs über das Verhältnis von Glaube und Gesellschaft, Religion und Politik anzustoßen bzw. über die Grundlagen moderner Gesellschaft zu sprechen.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.