Der Papst in Südostasien – Tag 1

Die 45. Auslandsreise von Papst Franziskus ist die längste und aufgrund des Alters sicher auch die mit beschwerlichste des Pontifikats. Elf Tage ist Papst Franziskus unterwegs mit Stationen in Indonesien, Papua-Neuguinea, Ost-Timor und Singapur. 2020 schon wollte er diesen Trip machen, musste ihn aber wegen Corona absagen. Jetzt hat er sich gegen alle Bedenkenträger durchgesetzt und ist nach einem Jahr Pause bei den Auslandsreisen wieder unterwegs. Im Mittelpunkt der Reise steht der Dialog der Kulturen und Religionen, der Klimawandel sowie Fragen der sozialen globalen Gerechtigkeit.

Wie immer gab es viel Getümmel bei der Begegnung von Papst Franziskus mit den Journalisten. (Quelle: Erbacher)

Reise mit kleiner Delegation

Der erste Tag dient der Akklimatisierung. Nach rund 13h Flug landete Papst Franziskus am Dienstag kurz vor Mittag in Jakarta, der langjährigen Hauptstadt Indonesiens. Unterwegs nahm er sich am Montagabend eine gute halbe Stunde Zeit, um mit den rund 80 mitreisenden Journalisten zu sprechen. Auf seinen Stock gestützt ging er durch die Reihen und begrüßte jeden einzeln. Es bereitete dem 87-Jährigen sichtlich Mühe; allerdings lag bereits ein langer Tag hinter ihm. Der Pontifex beginnt sein Tagwerk stets gegen 5 Uhr am Morgen. Bei der Landung in Jakarta wirkte er am Dienstagmittag wieder gut gelaunt. In der Nuntiatur begrüßte ihn eine Gruppe von Geflüchteten, die unter anderem aus Sri Lanka, Somalia und Myanmar kamen, darunter auch Rohingya.

Kurzfristig muss Franziskus bei dieser Reise auf die Begleitung seines Chefdiplomaten verzichten. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin reiste nicht mit, da seine Mutter am Wochenende verstarb. Ob er zu einem späteren Zeitpunkt dazustoßen wird, ist ungewiss. So reist Papst Franziskus mit einer kleinen Delegation, nachdem bereits der für den interreligiösen Dialog zuständige Kardinal Miguel Ayuso krankheitsbedingt nicht mitfliegen konnte. Mit dabei sind Kardinal Luis Antonio Tagle, der im Vatikan für die traditionell als Missionsgebiete bezeichneten Länder zuständig ist, der vatikanische Außenminister, Erzbischof Paul Gallagher, und der Innenminister, Erzbischof Edgar Pena-Parra. Erstmals hat Franziskus auch seine beiden Sekretäre mit auf eine Auslandsreise genommen.

Arbeitsreicher Herbst

Für Franziskus beginnt mit dieser Reise ein arbeitsreicher Herbst. Ende September besucht er Luxemburg und Belgien, im Oktober steht die zweite Vollversammlung der Bischofssynode zur Synodalität an. An Weihnachten beginnt das Heilige Jahr und davor wird noch über eine Reise nach Paris zur Wiedereinweihung von Notre Dame Anfang Dezember und ein Konsistorium zur Kreierung neuer Kardinäle spekuliert. Mitte Dezember wird Franziskus 88. Mit eisernem Willen scheint er seinen Kritikern zeigen zu wollen, dass auch noch im hohen Alter mit ihm zu rechnen ist. Die kommenden elf Tage sind ein erster Test, inwieweit das wirklich zutrifft.

P.S. Weitere Informationen zur Reise gibt es bei ZDFheute. Bitte hier klicken. 

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

Ein Kommentar

  • Novalis
    03.09.2024, 20:50 Uhr.

    Angesichts seiner Krankheitsgeschichte ist unser Papst echt fit; das möchte ich auch noch sein, wenn ich so alt werden sollte. Starrsinn, altersbedingte Ausfälle und Senilität sind im Gegensatz zu seinen Vorgängern offenkundig und gottlos nicht sein Problem.

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