Das eigentümliche „Mea culpa“ des Benedikt XVI.

Benedikt XVI. bittet die Betroffenen sexualisierter Gewalt um Entschuldigung und bringt diese doch gegen sich auf. Das liegt vor allem daran, dass er nicht bereit ist, klar Verantwortung für falsches Verhalten zu übernehmen. Er spricht zwar in deutlichen Worten von „übergroßer Schuld“, die er und ein nicht näher definiertes „wir“ auf sich geladen haben angesichts der Taten, des Wegsehens und der nicht konsequenten Aufarbeitung. Doch es fehlt der entscheidende Schritt, deutlich formuliert Verantwortung zu übernehmen. Stattdessen legt er seinem sehr persönlich gehaltenen Brief einen Faktencheck seiner Berater bei, die alle Vorwürfe, die rund um das Münchner Missbrauchsgutachten im Raum stehen, als falsch zurückweisen. Selbst wenn dem so wäre, stellt er sich nicht die Frage, ob er als Erzbischof, Präfekt und Papst auf jeden Fall eine moralische Verantwortung hat.

Erinnerung an Papst Benedikt XVI. im Münchner Liebfrauendom, wo er einst als Erzbischof wirkte. (Quelle: epa)

Bekenntnis „übergroßer Schuld“

Anders als die Einlassung zum Gutachten sowie die erste kurze Erklärung nach der Veröffentlichung am 20. Januar klingt das viereinhalbseitige Schreiben sehr stark nach Benedikt XVI. Die Tatsache, dass er sich zunächst über die scharfe Kritik beschwert, die stark spirituelle Färbung sowie Interpretation von Schuld und Gerechtigkeit sprechen für die starke Handschrift des Emeritus bei diesem Text. Zugleich gehören diese Punkte nicht nur für die Betroffenen zu den kritischen Punkten in dem Brief. Erst kommt der Dank an die Mitarbeitenden und der scharfe Ton gegenüber den Kritikern, dann erst richtet sich der Blick auf die Betroffenen und die eigentliche Frage: Wie steht es um Schuld und Verantwortung?

Dass Benedikt XVI. die Antwort zu geben versucht, indem er diese Briefpassage eng mit dem Schuldbekenntnis der Liturgie verbindet, macht die Passage einerseits stark, ja beinahe emotional. Zugleich läuft er dadurch Gefahr, dass die Frage nach Schuld und Verantwortung spiritualisiert wird und damit irdischen Kategorien entzogen. Doch genau in diesen sind die Betroffenen unterwegs und haben sie mit den Folgen der Taten zu kämpfen. Beängstigend konkret spricht der Emeritus davon, dass er „nun bald vor dem endgültigen Richter meines Lebens stehen“ wird. Doch zugleich formuliert er die Hoffnung auf die Gnade dieses Richters, womit dem Schuldbekenntnis bereits wieder die Spitze genommen wird.

Wo bleibt Übernahme von Verantwortung?

Der Gedanke der Vergebung Gottes blitzt auch schon in der Passage auf, in der er von der „übergroßen Schuld“ spricht angesichts der Taten, der Vertuschung und Verschleppung der Aufarbeitung. Damit bleibt auch die Passage, in der er über die Betroffenen spricht und das, was er aus den Begegnungen mit ihnen gelernt hat, stark in einer Ich-Perspektive, die vor allem den Verfasser des Briefs im Blick hat und nicht wirklich die Betroffenen. Die Scham, die „aufrichtige Bitte um Entschuldigung“, die Beteuerung, dass „jeder einzelne Fall eines sexuellen Übergriffs furchtbar und nicht wieder gut zu machen“ ist, der „Schmerz über die Vergehen und Fehler, die in meinen Amtszeiten und an den betreffenden Orten geschehen sind“, alles das findet sich im Brief. Doch am Ende fehlt die klare Übernahme von Verantwortung.

Dass Benedikt XVI. sich betroffenen zeigt angesichts der Debatten über seine Person und sein Handeln und er die Kritiker selbst kritisiert, ist kein neues Muster im Handeln des Emeritus und seines Stabs. Das gab es auch immer wieder in den Krisenmomenten des Pontifikats. Anstatt eigene Fehler einzugestehen, sieht sich Benedikt XVI. selbst als Opfer. Es passt in dieses Muster, dass er sich nicht schützend vor den Mitarbeiter stellt, der offenbar beim Erstellen der Einlassung für die Gutachter einen Fehler machte. Dieser führte zu der falschen Behauptung, er habe 1980 nicht an einer bestimmten Sitzung teilgenommen. Benedikt XVI. hat die Einlassung unterzeichnet. Statt die Verantwortung dafür zu übernehmen, wird im Faktencheck namentlich der betreffende Mitarbeiter benannt.

Das Benennen von Schuld und die Bitte um Entschuldigung sind sicherlich ein wichtiges Signal. Benedikt XVI. lies aber erneut eine Chance verstreichen. So droht in der öffentlichen Wahrnehmung das unterzugehen, was er für die Aufarbeitung von Missbrauch geleistet hat. Hier sind in seinem Pontifikat entscheidende Weichen gestellt worden. Es ist viel passiert durch Verschärfungen der Regeln, seine regelmäßigen Gespräche mit Betroffenen und das entschiedenere Vorgehen gegen Täter im Klerus. Doch es war nicht genug und es fehlte die letzte Konsequenz. Das einzugestehen hätte geholfen, den Betroffenen und der Kirche.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

42 Kommentare

  • Erasmus
    08.02.2022, 23:39 Uhr.

    SCHULD SIND IMMER DIE ANDEREN
    „Anstatt eigene Fehler einzugestehen, sieht sich Benedikt XVI. selbst als Opfer.“
    Es ist unerträglich, wie sich Benedikt mit Hilfe des Faktenchecks seines Beraterteams reinzuwaschen versucht.
    BEHAUPTUNG TEAM BENEDIKT: „Joseph Ratzinger hatte weder Kenntnis davon, dass Priester X. ein Missbrauchstäter ist, noch dass dieser in der Seelsorge eingesetzt wird.“
    Als im Jahr 2010 die Erzdiözese im Zentrum medialer Aufmerksamkeit stand, setzte Generalvikar Beer eine ARBEITSGRUPPE zur Überprüfung von Altfällen ein, die am 12.03.2010 eine PRESSEMITTEILUNG zum Fall X herausgab.
    „Als Kaplan wurde H. (Priester X.) auf Bitten des Bistums Essen im Januar 1980 in der Erzdiözese München und Freising aufgenommen. Er sollte in München eine Therapie machen. Aufgrund der Aktenlage muss die Arbeitsgruppe des Ordinariates davon ausgehen, DASS DAMALS BEKANNT WAR, dass er diese Therapie vermutlich wegen sexueller Beziehungen zu Jungen machen sollte. 1980 wurde beschlossen, H. Unterkunft in einem Pfarrhaus zu gewähren, damit er die Therapie wahrnehmen könne. DIESEN BESCHLUSS HAT DER DAMALIGE ERZBISCHOF MIT GEFASST. Abweichend von diesem Beschluss, wurde H. dann jedoch vom damaligen Generalvikar uneingeschränkt zur Seelsorgemithilfe in einer Münchner Pfarrei angewiesen.“
    DIE PERSPEKTIVE DES GESUNDEN MENSCHENVERSTANDES
    Anfang 1980 wandte sich das Bistum Essen mit einer Bitte an die Erzdiözese München-Freising. Kaplan H. sollte in München eine Therapie machen, womit verbunden war, dass aus dem Ruhrgebietspriester ein – Kardinal Ratzinger unterstellter – Diözesanpriester von München-Freising werden würde. Mit dieser Anfrage befasste sich am 15. Januar 1980 der Ordinariatsrat unter Anwesenheit des Erzbischofs.
    1. Es muss in dieser Sitzung die Warum-Frage gestellt worden sein.
    2. Nachdem maximal drei Therapiesitzungen pro Woche nicht zeitfüllend sind, muss auch über die seelsorgerliche Verwendung des Priesters X. gesprochen worden sein.
    Zu 1.
    Laut Pressemitteilung (siehe oben) war bekannt gewesen, das Peter H. die Therapie wegen sexueller Verfehlungen beginnen sollte.
    Zu 2.
    Das Sondergutachten zitiert aus dem Anweisungsschreiben (22.01.1980) von Generalvikar Gruber an Kaplan H.: „… werden Sie gemäß Beschluss der Ordinariatssitzung vom 15. Januar 1980 … zur hauptamtlichen Seelsorgemithilfe in der Pfarrei (St. Johannes Evangelist) mit den Rechten eines vicarius cooperator oberhirtlich angewiesen.“
    Warum sollte sich Generalvikar Gruber auf einen anderen Beschluss beziehen als auf den, wie er tatsächlich in der Ordinariatssitzung vom 15.01.1980 gefasst wurde?
    RESÜMEE
    Anders als der Emeritus in seiner ersten Stellungnahme gegenüber den Gutachtern behauptete, hat Erzbischof Ratzinger am 15. Januar 1980 an der Ordinariatssitzung teilgenommen. Verhandelt wurde die Übernahme des Kaplans H. alias Priester X. Der Kardinal will damals weder den Grund für die dem Jungpriester auferlegte Therapie erfahren haben, noch will er etwas von dem Beschluss mitbekommen haben, laut dem dieser als ‚Priester ohne eigene Pfarrstelle‘ in der Pfarrei St. Johannes Evangelist tätig werden sollte.
    Das ist in höchstem Maße unglaubwürdig.

  • Michael Galster, Mailand
    08.02.2022, 23:43 Uhr.

    Ich frage mich, welche persönlichen Fehler er denn hätte denn bekennen sollen, ohne etwas zu erfinden oder zu erhöhen? Natürlich hätte er/man heute nachgefragt, welcher psychiatrische Tatbestand z.B. im Fall Peter H. vorliegt, obwohl dies eigentlich zur Privatsphäre gehört und normalerweise nicht durch Dritte erörtert wird und auch nicht werden sollte. Vor allem aber in Jahr 1980, als ein großer Teil der kulturellen Elite in Deutschland und in Frankreich dabei war Sex mit Kindern zu normaliseren. Wie Sie richtig schreiben, war Ratzinger der Vorreiter in der Bekämpfung des Missbrauchs zu einer Zeit, als die Kentler in der aufgeklärten Gesellschaft gern gesehene Gäste waren. Vielleicht ist das seine wirkliche Schuld.

    • Jürgen Erbacher
      Jürgen Erbacher
      09.02.2022, 8:18 Uhr.

      Sexuelle Beziehungen mit Kindern sind zu keiner Zeit akzeptabel oder anerkannt (gewesen). Selbst wenn Erzbischof Ratzinger nichts über die Vorgeschichte wusste, stellt sich die Frage, ob er seiner Letztverantwortung als Erzbischof gerecht geworden ist, wenn er nicht nachhakt, warum ein Priester zu Therapiezwecken in seinen Verantwortungsbereich kommt. Rechte gehen mit Pflichten einher. Das gilt auch für die „katholische Hierarchie“.

    • Novalis
      09.02.2022, 9:45 Uhr.

      „ein großer Teil der kulturellen Elite in Deutschland und in Frankreich dabei war Sex mit Kindern zu normaliseren.“
      Es ist schlicht eine Lüge, mithin üble Nachrede – und eine schwere Sünde, derlei zu behaupten.

      • Mette
        09.02.2022, 20:53 Uhr.

        Habe sie etwa die Äußerungen von Daniel Cohn-Bendit vergessen, deren Geist noch immer bei den Grünen gang und gebe ist?

        • Novalis
          10.02.2022, 19:24 Uhr.

          Seit wann ist EINER mit einem GROSSEN Teil gleichzusetzen?

      • Wanda
        10.02.2022, 16:49 Uhr.

        Novalis 09.02. 9:45
        – Sie haben natürlich recht: es kann keine Rede davon sein, dass „ein grosser Teil der kulturellen Elite in Deutschland und Frankreich“ usw., usw… Allerdings darf man behaupten, dass Politiker namentlich der Grünen (der unsägliche Volker Beck und auch Daniel Cohn-Bendit wagten sich dabei hervor) Initiativen starteten, die zum Glück keine partei-entschluss wirksame Mehrheit fanden und von denen die sie heute nichts mehr wissen wollen…

        • Novalis
          10.02.2022, 19:26 Uhr.

          @Wanda. Und genauso wollte ich verstanden sein. Das waren – wie heute die Rechtsradikalen und Reaktionären – Miniminderheiten, die sich überproportional Gehör verschafft haben. Vor allem stimmt der Unsinn nicht, dass 1973 die Strafrechtsreform Kindesmissbrauch als Straftat abgeschafft habe.

          • Wanda
            12.02.2022, 15:49 Uhr.

            Einverstanden, vor allem was die Richtigstellung zur 73er Strafrechtsreform angeht…

  • Wanda
    09.02.2022, 0:58 Uhr.

    Wenn noch lebenden Menschen (oder sieht er sich als Halbgott?) bereits mit Denkmälern gehuldigt wird wie im Münchner Liebfrauendom, dann ist man ganz nahe am Götzendienst…

    • Novalis
      09.02.2022, 9:45 Uhr.

      Das stimmt allerdings.

    • Greti
      09.02.2022, 19:39 Uhr.

      Das Bild hat mit Sicherheit der Joseph Ratzinger selbst aufgehängt, zu seiner Ehre.

    • Petra Krafft
      10.02.2022, 12:36 Uhr.

      Was aber nicht an dem noch lebenden „Denkmal“ liegt sondern an den Menschen die solche „Götzenbilder“ in Auftrag geben. Ich denke/bin mir sicher/ nicht der ehemalige Papst hat das in Auftrag gegeben.

      • Wanda
        10.02.2022, 22:29 Uhr.

        …vermutlich seine alles ausblendenden blinden Gefolgsleute

  • Svenja Prantl
    09.02.2022, 6:59 Uhr.

    Für die deutsche Bätzingkirche ist allein die Existenz dieses heiligmäßigen Mannes eine Provokation. Deshalb ist ihr keine Gelegenheit zu erbärmlich, ihn in den Schmutz zu ziehen.

    Ich schäme mich für diese deutschen „Theologen“ und Bischöfe.

    • Novalis
      09.02.2022, 9:43 Uhr.

      Was bitte ist heiligmäßig an der – schriftlich dokumentierten – Niedertracht, die Joseph Ratzinger gegenüber dem Moraltheologen Böckle gezeigt hat, der an Krebs erstickt ist, was Ratzinger einem „gnädigen Gott“ zuschreibt?

      • Heilbründl
        09.02.2022, 20:09 Uhr.

        Um was geht es hier? Danke!

        • Novalis
          10.02.2022, 19:29 Uhr.

          Ich zitiere Joseph Ratzinger 2019: „Unvergessen bleibt mir, wie der damals führende deutsche Moraltheologe Franz Böckle, nach seiner Emeritierung in seine Schweizer Heimat zurückgekehrt, im Blick auf die möglichen Entscheidungen der Enzyklika „Veritatis splendor“ erklärte, wenn die Enzyklika entscheiden sollte, daß es Handlungen gebe, die immer und unter allen Umständen als schlecht einzustufen seien, wolle er dagegen mit allen ihm zur Verfügung stehenden Kräften seine Stimme erheben. Der gütige Gott hat ihm die Ausführung dieses Entschlusses erspart; Böckle starb am 8. Juli 1991.“

          Böckle ist an Krebs erstickt. So etwas zu schreiben, wie Ratzinger es getan hat, ist niederträchtig. Über google werden Sie sicher den Gesamttext finden.

        • Novalis
          10.02.2022, 20:33 Uhr.

          Und ich verbessere mich gleich. Ratzinger schrieb vom gütigen, nicht vom gnädigen Gott.

    • Erasmus
      09.02.2022, 12:32 Uhr.

      „DIE EXISTENZ DIESES HEILIGMÄSSIGEN MANNES“ (Svenja Prantl)
      Christiane Florin hat heute im DLF Joseph Ratzinger sehr treffend charakterisiert: „HOCHMUT, der als Demut daherkommt.“ Er war als Erzbischof Teil des ubiquitären katholischen Systems der Vertuschung, das die Opfer sexueller Gewalt ignoriert hat und die Verantwortlichen aus der Verantwortung nahm (Verantwortungsverdunstungsbetrieb). Innerhalb des kirchlichen Schweigekartells stand die Solidarität mit Mitbrüdern, die gefehlt hatten, über Recht und Moral. Oberstes Gebot war der SYSTEMERHALT.
      Es war insbesondere Joseph Ratzinger, der das Bild der REINEN KIRCHE in Ehren hielt, die vor jeglicher Beschmutzung zu bewahren ist. Dieser heiligmäßigen Kirche steht dann selbstverständlich ein heiligmäßiger Papst vor. Es kann und darf also nicht sein, dass ein heiligmäßiger Benedikt als Erzbischof Schuld auf sich geladen hat.
      Erzbischof Ratzinger ist mit delikaten Fällen nicht anders umgegangen wie seine Mitbischöfe auch, und man könnte von daher die individuelle Zurechenbarkeit von Schuld durch Systemzwänge und zeitbedingte Faktoren relativieren. Aber der Emeritus will ja völlig schuldlos gewesen sein, gerade um das IDEAL DER HEILIGKEIT hochzuhalten.
      Benedikts vermessene Bewahrung von Heiligkeit auf Teufel komm raus hat sich in ihr Gegenteil verkehrt und wurde in ihrer Konsequenz von dem Kirchenrechtler Thomas Schüller auf den Punkt gebracht:
      „Ratzinger legt die AXT an das Papstamt und beschädigt die katholische Kirche in ihren Grundfesten.“

    • Alberto Knox
      09.02.2022, 14:21 Uhr.

      ich bete für sie, dass sie die augen öffnen und sehen, dass joseph ratzinger alles andere als heiligmäßig war, ist und agiert hat.

    • Wanda
      09.02.2022, 17:00 Uhr.

      Svenja Prantl 09.02. 6:59
      – Ernst gemeinte Frage: haben Sie bei Ihrem Kommentar wirklich alle Ereignisse um diesen „heiligmässigen“ Mann vor Ihrem geistigen Augen ablaufen lassen, oder blieb ein Auge geschlossen ? Anscheinend spielten die kindlichen Missbrauchsopfer dabei überhaupt keine Rolle oder wurde wie bei dem „heiligmässigen“ Mann ganz einfach ausgeblendet…

  • Novalis
    09.02.2022, 7:49 Uhr.

    Nur so am Rand: Ratzingers Generalvikar hat eingeräumt, seinen Erzbischof informiert zu haben. Ratzinger bewegt sich weiter am Rand der Halbwahrheiten. Für einen „Mitarbeiter der Wahrheit“, der die Dikatur des Relativismus bekämpfte ein beinahe amüsantes Verhältnis zur Wahrheit – wenn die Umstände nicht so schlimm wären.

  • YaLob
    09.02.2022, 11:26 Uhr.

    Ein „echter Ratzinger!“

    Ich finde es DIABOLISCH wie hier ein Sachverhalt umgewidmet wird und dabei der Eindruck erweckt werden soll, ein Herr Ratzinger kann für die Taten selbst keine Schuld übernehmen.

    Dieses Fabulieren über Schuld ist unerträglich.

  • Alberto Knox
    09.02.2022, 15:14 Uhr.

    kardinal wetter hat die ehrenbürgerwürde von landau zurückgegeben und will damit dem stadtrat eine diskussion ersparen. er hat auch seine mitschuld eingeräumt. VON DIESEM VERHALTEN sollte sich ratzinger mal ein paar scheiben abschneiden. kardinal wetter steht wenigstens zu seinen fehlern.
    joseph ratzinger macht dagegen keine fehler? warum? weil joseph ratzinger eben per definitionem eben keine fehler macht!

  • Erasmus
    10.02.2022, 11:48 Uhr.

    BENEDIKT UND SEINE SÜNDENBÖCKE
    Als es im Jahr 2010 darum ging Papst Benedikt aus dem Fadenkreuz der Medien zu bekommen, musste der seit 1998 im Ruhestand weilende Generalvikar Gruber dafür herhalten, die volle Verantwortung für die VERTUSCHUNG von sexuellem Missbrauch in der Erzdiözese zu übernehmen.
    Auch im Jahr 2022 wird ein SÜNDENBOCK benötigt. Die vom Emeritus unterschriebene Stellungnahme gegenüber den Gutachtern enthielt die gravierende Falschaussage, NICHT an der Ordinariatssitzung vom 15. Januar 1980 teilgenommen zu haben. Am 08.02.2022 legt Benedikt offen, wer seine drei Berater waren und benennt Dr. Korta als denjenigen, der sich eines „Übertragungsfehlers“ schuldig gemacht hat.
    Aus psychologischer Perspektive handelte es sich bei der Falschdarstellung nicht um ein Versehen oder einen Fehler, sondern um die unterbewusste ERFÜLLUNG DES ÜBERMÄCHTIGEN WUNSCHES, den Glanz der Heiligkeit des Heiligen Vaters nicht zu verfinstern. Denn wäre Erzbischof Ratzinger bei der im Fokus stehenden Sitzung nicht dabei gewesen, wäre das Narrativ des unschuldigen Erzbischofs WASSERDICHT aufrecht zu erhalten gewesen.
    So aber muss das Team Benedikt mit der unplausiblen Krücke hantieren, dass Generalvikar Gruber EIGENMÄCHTIG gegen den von Kardinal Joseph Ratzinger am 15.01.1980 mitgefassten Beschluss gehandelt hätte, als er am 22. Januar 1980 den pädokriminellen Priester Peter H. zur Seelsorgemithilfe in der Pfarrei St. Johannes Evangelist in München anwies.

  • Petra Krafft
    10.02.2022, 12:44 Uhr.

    Eine Frage habe ich weshalb übernimmt Josef Ratzinger und emeritierte Papst nicht die Verantwortung. Das erschließt sich mir nicht. Zum einen hat er schon die Verantwortung übernommen als er zurück getreten ist und nicht nur für den Missbrauch, nein auch für den ganzen Sumpf der katholischen Kirche.

  • Novalis
    10.02.2022, 22:25 Uhr.

    „Jede Verfehlung gegen die Gerechtigkeit und die Wahrheit bringt die Verpflichtung zur Wiedergutmachung mit sich, selbst dann, wenn ihrem Urheber Vergebung gewährt worden ist. Falls es unmöglich ist, ein Unrecht öffentlich wiedergutzumachen, muß man es insgeheim tun; wenn der Geschädigte nicht direkt entschädigt werden kann, muß man ihm im Namen der Liebe moralische Genugtuung leisten. Die Pflicht zur Wiedergutmachung betrifft auch die Verfehlungen gegen den guten Ruf eines anderen. Diese moralische und zuweilen auch materielle Wiedergutmachung ist nach der Größe des verursachten Schadens zu bemessen. Sie ist eine Gewissenspflicht.“ (Katechismus, 2487)

    „Francesco Zanardi, der selbst als Junge von einem Priester missbraucht wurde und heute die Vereinigung Rete l’abuso (Netzwerk Missbrauch) leitet,… antwortet mit einer Einlassung direkt zu Joseph Ratzinger. Der habe im Jahr 2003, als damaliger Präfekt der Glaubenskongregation, direkten Anteil an der Vertuschung auch des von ihm durchlittenen Missbrauchsfalls gehabt: In einem Brief habe der damalige Bischof von Savona Ratzinger selbst über das Treiben des Priesters informiert, das habe aber keinerlei Reaktion der Glaubenskongregation nach sich gezogen, und jener Priester habe noch über Jahre hinweg weiter sein Unwesen treiben können.“ So heute im Artikel „Lieber nicht mit der Kirche anlegen“ in der Zeit online.

    Joseph Ratzinger als heiligmäßig zu bezeichnen ist purer Hohn. Eine Sünde gegen die Wahrheit. Angesichts der Schmerzen für die Opfer des Missbrauches sogar eine schwere Sünde.

  • Novalis
    11.02.2022, 10:03 Uhr.

    Heute vor 9 Jahren hat Benedikt seinen Rücktritt angekündigt. Auf seinem Pontifikat lag kein Segen. Er hat selber von sich gesagt, dass er ungeeignet für das Amt war. Wenn er Anstand hätte, würde er auf die weiße Soutane und den Papstnamen verzichten.

  • Silvia
    11.02.2022, 12:19 Uhr.

    Ich möchte keine persönliche Stellungnahme zum Verhalten des emeritierten Papstes abgeben, dazu ist mir die Gemengelage zu undurchsichtig, sondern nur darauf hinweisen, dass Papst Franziskus hinter Benedikt steht, so gelesen gestern auf katholisch.de

    • Novalis
      12.02.2022, 17:08 Uhr.

      Mit Datum 10.2. gibt es keinen Beitrag auf katholisch.de, dessen Inhalt ist, dass Franziskus hinter Benedikt stehe. Mit Datum vom 9.2. gibt es einen Betrag, in dem es heißt, Franziskus danke Benedikt für dessen Reflexion auf seinen baldigen Tod:
      „Papst Franziskus hat dem emeritierten Papst Benedikt XVI. für seine aufrichtigen Worte zum bevorstehenden Tod gedankt. Benedikt XVI. habe jüngst davon gesprochen, dass er bald vor der „dunklen Tür des Todes“ stünde, sagte Franziskus am Mittwoch bei der Generalaudienz. „Wir danken dem Papst, der mit 95 Jahren diese Klarheit hat. Für diesen wunderbaren Rat, den er uns gegeben hat“, so der Papst.“
      In diesem Artikel heißt es ausdrücklich: „Auf Benedikts Aussagen zum Gutachten und Missbrauch selbst ging Franziskus nicht ein“.
      Sollte dieser Beitrag gemeint sein, hat @Silvia den Aussagegehalt des Textes schlicht nicht verstanden oder verstehen wollen.

      • Jürgen Erbacher
        Jürgen Erbacher
        13.02.2022, 10:04 Uhr.

        Es gibt zwei Vorgänge. Zum einen eine Solidaritätsbekundung von Franziskus gegenüber Benedikt XVI. in der Zeit zwischen der Veröffentlichung des Gutachtens und dem Brief des emeritierten Papstes, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Dieser Vorgang geschah nicht öffentlich und ist aus dem Brief Benedikts bekannt. Zum anderen gab es die Äußerung von Franziskus bei der Generalaudienz am vergangenen Mittwoch zur Passage über den nahen Tod.

        • Novalis
          13.02.2022, 16:43 Uhr.

          Es geht um einen katholisch.de-Artikel, nicht um die Solidaritätsbezeugung.

  • Novalis
    12.02.2022, 17:26 Uhr.

    Correctiv weist darauf hin, dass Dr. Korta seit 2010 in der causa des Priesters H. eingearbeitet, ja der Topspezialist in dieser Sache gewesen sei. Da die Gutachter nicht einmal, sondern dreimal hinsichtlich der Anwesenheit Ratzingers gefragt haben, ist im Grunde genommen ein Versehen bei der Übertragung schlicht auszuschließen. Ich persönlich gehe weiterhin davon aus, dass Ratzinger und Co. meinten mit einer Lüge durchzukommen, weil doch niemand es wagen würde, den ehemaligen Papst einer Lüge zu zeihen. Dumm gelaufen.
    Ich kann nur nochmal darauf hinweisen, dass Ratzinger als Kardinal Paul VI. durch den Kakao zog, weil dieser die unreformierte Messe abgeschafft habe, und als Papst behauptete, Paul VI. habe die unreformierte Messe nie abgeschafft. Wer einmal – nachweislich schwarz auf weiß – lügt, dem glaubt man nicht mehr.

    • Jürgen Erbacher
      Jürgen Erbacher
      13.02.2022, 10:01 Uhr.

      Es war bereits vor der Einlassung für das Gutachten bekannt und durch Benedikt XVI. bestätigt, dass er an der betreffenden Sitzung teilgenommen hat. Daher ist die Frage, wie es zu der anderen Aussage in der Einlassung kommen konnte. Mit dem Vorwurf der Lüge bin ich daher vorsichtig. Dennoch gilt: Benedikt XVI. hat die Einlassung unterzeichnet und müsste für den Fehler auch Verantwortung übernehmen.

      • Novalis
        13.02.2022, 16:41 Uhr.

        „Wer einmal – nachweislich schwarz auf weiß – lügt, dem glaubt man nicht mehr.“ Bitte genau lesen. Das bezog sich auf die Lüge mit der (Nicht)abschaffung der nichtreformierten Messe.

  • ZufälligerGastleser
    12.02.2022, 20:35 Uhr.

    Am Mittwoch glossierte in der FAZ der gar nicht konservative Christian Geyer zu „Ratzingers Brief“ etwas nachdenklicher. Lektüre lohnt. Für die nicht klerusfreundliche, aber hier und da mit Kommentaren doch nuancierende und abwägende FAZ zahle ich freiwillg; warum sind die Medien, für welche ich unfreiwillig zahle, in ihrem Urteil bloß immer so durchaus vorhersagbar einseitig, hämisch und tribunalisierend? Herr Erbacher, Sie kennen den Text sicher; und von ihm her frage ich mich, warum man dergleichen bestimmt niemals, niemals, niemals in einem TV-Kommentar, egal ob ARD oder ZDF, hören wird? Übrigens, die Deutschen und der Herr Ratzinger, ein trauriges Stück Nationalpathologie!

    • Novalis
      13.02.2022, 16:40 Uhr.

      „vorhersagbar einseitig, hämisch und tribunalisierend“ – „deutsche Nationalpathologie“. Wer mit einem Finger auf die anderen zeigt, zeigt mit vieren auf sich.

  • Loriot
    15.02.2022, 13:55 Uhr.

    Die Deutschen erstaunen mich immer wieder!

    Die ganze Welt diskutiert über Missbrauch in der Kirche, und den Deutschen fällt dazu nichts Besseres ein, als wochenlang darüber zu streiten, ob der emeritierte Papst gelogen hat oder nicht.

    Die Kardinäle Wendel, Döpfner und Wetter sind makellose […]*, was man nach der Lektüre des Gutachtens über Benedikt XVI. nicht behaupten kann. Aber darüber redet niemand.

    Andererseits ist es ja auch logisch. Döpfner ist ja das goldene Kalb, um das sich die Liberalen sammeln. Auf ihn darf kein Schatten fallen. Deshalb spielt er in den Medien praktisch keine Rolle.

    Benedikt XVI. war immer ein Dorn im Auge der Liberalen, und jetzt endlich hat man den Hebel, um ihn zu diskreditieren.
    Die Schadenfreude springt einem im einen oder anderen Kommentar hier förmlich an.

    Was die Heiligmässigkeit Benedikts betrifft, so liegt es nicht an uns, darüber zu befinden. Wenn ich aber sehe, welche Menschen wir in der Kirche als Heilige verehren (z. B. makellose Massenmörder wie Karl Borromäus [Verbrennung hunderter Protestanten]), dann muss ich sagen, wäre Benedikt einer der harmlosesten.

    *Der Beitrag wurde wegen des Verstoßes gegen die Netiquette editiert.

  • Wanda
    15.02.2022, 15:08 Uhr.

    Heute meldet sich Gänswein und gibt seine Sicht der Dinge um Ratzinger wieder (BR), in dem er desssen Kritiker scharf angreift, denn der emerierte Papst sei für diese auf ihrem (falschen) pro-synodalen Weg DAS grosse Hindernis. Also macht er Ratzinger schlichtweg zum Märtyrer. Die Vorwürfe im Missbrauchs-Skandal sind für Gänswein nur das Vehikel um den völlig unschuldigen Benedikt zu schaden…

  • Wanda
    16.02.2022, 16:58 Uhr.

    Endlich eine gewissermassen Reaktion von staatlicher Stelle, wenn auch nur in einer Art beschämender Bilanz des Missbrauchsbeauftragten Wilhelm Röhrig, der eine stärkere Verantwortungsübernahme bei Kindesmissbrauch in staatlichem Kontext forderte. Für ihn stehe der Staat bei Kindesmissbrauch „uneingeschränkt“ in der Pflicht ! Interessant, dass er bereits 2013 forderte, eine gesetzlich verankerte Aufarbeitungskommission für „verjährte“ Fälle gesetzlich zu verankern. Die damalige Regierung Merkel(!) habe ihn aber nicht unterstützt. Welche Lobby mag da wohl Einfluss genommen haben ? DAS sollte man sich gut merken…

  • Erasmus
    17.02.2022, 12:48 Uhr.

    BENEDIKTS FREUNDE
    „Besonders danken möchte ich der kleinen Gruppe von Freunden, die selbstlos für mich meine 82-seitige Stellungnahme … verfaßt (sic!) hat.“ (Benedikt)
    Vor elf Monaten wurde in Köln das GERCKE GUTACHTEN vorgestellt, dessen Ergebnis – KEINE PFLICHTVERLETZUNG durch Erzbischof Woelki – es diesem ermöglichte, sich von seinem Mentor Kardinal Meißner zu distanzieren und durch die Trennung von langjährigen Führungskräften die eigene angebliche Unbescholtenheit zu inszenieren. Wer es geschafft hat, Kardinal Woelki herauszuhauen, der könnte doch auch Benedikt von Nutzen sein. Professor Pree und Dr. Korta gehörten dem Gercke Team an und Dr. Brennecke war Woelkis presserechtlicher Berater.
    Den Professor für Kirchenrecht, Helmuth Pree, berief Benedikt XVI. 2011 zum Berater der Kurie. Dr. Stefan Korta war Leiter des Rechtsreferates der Erzdiözese München und war von 2010 bis 2012 mit der Voruntersuchung des FALLES PETER H. betraut. Dr. Carsten Brennecke aus der prominenten PRESSERECHTSKANZLEI Höcker – die auch schon Recep Tayyip Erdogan und die AfD vertreten hat – ist als öffentlicher Kritiker des Kölner WSW Gutachtens in Erscheinung getreten und brachte seine Erfahrungen mit der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl mit. Wenn der Emeritus von seinen „SELBSTLOSEN Freunden“ spricht, so kontrastiert das damit, dass Woelki für Rechts- und PR-Dienstleistungen 2,8 Millionen EUR ausgab.
    Der vierte Freund, Stefan Mückl, ist Priester der Personalprälatur Opus Dei und lehrt seit 2010 Kirchenrecht an der päpstlichen Opus Dei Universität „Santa Croce“ in Rom. Er kondensierte 8000 elektronisch übermittelte Aktenseiten auf eine Zusammenfassung von ungefähr 20 Seiten, die an das Woelki-Benedikt-Team gingen.
    Dass es zu dem verhängnisvollen Verwechslungsfehler kam, liegt wohl an erster Stelle daran, dass Benedikts Unterstützer kein Face-to-Face Team waren. Meiner Vermutung nach erstellte die Endfassung Dr. Brennecke, der der WSW-Kanzlei eine WASSERDICHTE STELLUNGNAHME Benedikts servieren wollte. Denn wenn Kardinal Ratzinger bei der Ordinariatssitzung am 15.01.1980 nicht zugegen gewesen wäre, könnte auch zukünftig nicht mehr darüber diskutiert werden, was – über das vermutlich manipulierte Protokoll hinaus – in dieser Sitzung zu besprechen war. Dass Dr. Wastl der Welt den Kardinalfehler der Stellungnahme bei der Gutachtenvorstellung am 20. Januar so genüsslich präsentierte, impliziert auch den Aspekt des Triumphes über seinen Zunftgegner Dr. Brennecke.

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