Blutige Ostern
Einmal mehr hat es zu einem Hochfest Anschläge auf Christen gegeben. Die Nachrichten zu Weihnachten oder Ostern sind beinahe schon Routine. Vertreter aus Politik, Kirchen und anderer Religionen haben die Anschläge in Sri Lanka scharf verurteilt. Angesichts von Extremismus in den Religionen wird der Dialog der moderaten Kräfte umso wichtiger. Diesen Weg beschreiten die Päpste seit vielen Jahren. Aus katholischer Sicht ebnete das II. Vatikanische Konzil dazu den Weg. Seitdem suchen die Päpste den Dialog auf unterschiedlichen Wegen. Die Friedensgebete von Assisi sind ein Beispiel dafür, die päpstlichen Reiseaktivitäten eine andere. 2015 besuchte Franziskus Sri Lanka. „Zu viele Jahre lang sind die Menschen dieses Landes Opfer von inneren Unruhen und Gewalt gewesen. Was jetzt notwendig ist, sind Heilung und Einheit, nicht mehr Konflikt und Spaltung“, erklärte das katholische Kirchenoberhaupt bei der interreligiösen Begegnung in Colombo.
Wie immer nutzte Franziskus das Osterfest, um zu Frieden in der Welt aufzurufen. Syrien, der Nahe Osten und der Jemen, die Konflikte in Afrika sowie die angespannte Situation im Osten der Ukraine, in Venezuela und Nicaragua – die Reihe der Konflikte ist wie immer lang. Viele stehen seit Jahren im Redemanuskript der Päpste beim Urbi et orbi zu Weihnachten und Ostern. Ihnen bleibt die Rolle, die Konflikte zu den Feiertagen immer wieder in Erinnerung zu rufen. Allerdings sind die Päpste und die katholische Kirche auch nicht untätig. Auf verschiedenen Ebenen bemühen sie sich um Mediation und setzen sich für gerechtere Strukturen ein. Denn ein entscheidender Schlüssel auf dem Weg zum Frieden ist die Gerechtigkeit. Wenn sich die Päpste, und Franziskus noch einmal verstärkt, für Bildung, Arbeit und gleichberechtigte Chancen auch für Minderheiten einsetzen, dann zielt das genau daraufhin ab.
Dieses Osterfest hat aber auch einmal mehr gezeigt, wie bedroht die Christen gerade auch im 21. Jahrhundert sind. Auch darauf weisen die Päpste und die Kirchen unermüdlich hin. Es ist allerdings ein Phänomen, das in der Öffentlichkeit nur wenig wahrgenommen wird. Seit vielen Jahren begeht die Deutsche Bischofskonferenz den 2. Weihnachtstag, den Stephanustag, als Gedenktag für verfolgte und bedrängte Christen in der Welt. Der Einsatz der Päpste für Gewissens- und Religionsfreiheit, wie zuletzt von Franziskus bei seinen Besuchen in Abu Dhabi und Marokko, gehört auch in diesen Kontext. Eine Gesellschaft kann sich nur in Frieden entwickeln, wenn diese Grundrechte gewährt werden. Deshalb ist es wichtig, dass Franziskus nicht nur katholische Stammlande besucht, sondern gerade auch dorthin geht, wo die Christen eine Minderheit sind und oft nur unter schwierigen Bedingungen ihren Glauben leben können. Es gleicht einer Sisyphos-Arbeit.
9 Kommentare
Nun, die lange Tradition des Segen Urbi et orbi hat wohl bislang nicht viel an Heilswirkung gebracht oder braucht noch einige Jahrtausende, will man denn überhaupt an der Hoffnung festhalten. . .
– Eines war schon immer klar und da spricht die Geschichte eine umissverständliche Sprache: Religions“ausübung“ ist nie oder nur selten friedlich – aktuell ist z.B. der angeblich gewaltlose, friedfertige und undogmatische Buddhismus beteiligt. Ob es Amts-Religionen in ihrem Kern überhaupt sind, darf grundsätzlich angezweifelt werden.
Was also bleibt dem Menschen, sowohl dem Gläubigen als auch dem Ungläubigen ? Eigentlich nichts anderes, als die unbezweifelten ethischen Werte einer religiösen Idee oder Philosophie wie ein Extrakt für sich zu isolieren und zu schätzen. Danach zu leben ist, zugegeben, schon schwieriger. Dazu braucht es jedoch keinen Gottesglauben, keine Bindung an irgendein Wesen oder eine mglw. bewundernswerte Person als Heilsbringer, denn Letztere brachten nie Heil sondern immer (ungewollt) und zwangsläufig auch Zwist, Gewalt und Intoleranz.
– Wer einen Beweis braucht, schaue in die über weite Strecken inhumane Geschichte, die den Religions-Gründern folgte. Wobei sich besonders die offiziellen, oft dogmatisch ausgerichteten Glaubensgemeinschaften oder Amtskirchen hervortaten, was diese aber nicht hinderte/hindert sich ständig auf ihre Gründer zu berufen.
Nimmt man jedoch deren Präsenz und Wirken zum Vergleich, so ist wie im Falle der röm.-kath. Kirche vom Leben des armen Wanderpredigers aus Nazareth nichts, aber auch gar nichts mehr erkennbar.
Eine deprimierende Bilanz…
„Nun, die lange Tradition des Segen Urbi et orbi hat wohl bislang nicht viel an Heilswirkung gebracht“. Wer auch nur ironisch so denkt, hat nicht begriffen, was ein Segen sein soll. Überhaupt ist ätzende Ironie wirklich das Letzte, das die Todesopfer in Sri Lanka jetzt brauchen. […]*
*Der Beitrag wurde wegen des Verstoßes gegen die Netiquette editiert.
Ich war geschockt, dass die schlimmen Attentate in der Osternacht in Sri Lanka, heute im Ostergottesdienst in Rom überhaupt nicht erwähnt wurden. Erst nach dem Segen Urbi et Orbi – so quasi als PS dann doch noch nachgetragen wurden.
Ob der Papst selber heute noch keine Nachrichten gehört hatte und seine Mitarbeiter ihn darüber nicht informiert haben? Natürlich stand davon noch nichts in den vorbereiteten Manuskripten, aber in den Kommentaren heute wurde die Spontaneität des Papstes mehrfach erwähnt. Deshalb ist dieses Verhalten für mich nach wie vor unverständlich.
Zunächst einmal allen hier ein frohes Osterfest, trotz der traurigen Vorgänge in Sri Lanka.
„Dieses Osterfest hat aber auch einmal mehr gezeigt, wie bedroht die Christen gerade auch im 21. Jahrhundert sind. Auch darauf weisen die Päpste und die Kirchen unermüdlich hin. Es ist allerdings ein Phänomen, das in der Öffentlichkeit nur wenig wahrgenommen wird.“
Leider wahr. Die Gründe, warum dies so ist, liegen allerdings auf der Hand. Es hat viel mit Ideologie zu tun. Francis Fukuyama hat in seinem Buch über Identität geschrieben, dass die Identität u.a. von Christen wenig zähle…
Noch ein Punkt, den Wrightflyer angesprochen hat: Sie rühmte die Geste des Papstes im Südsudan, eine Geste der Erniedrigung. Ich lasse beiseite, dass plötzliche Läuterungen, wie die des Innominato in Manzonis Erzählung „I promessi sposi“, der beim Anblick des Heiligen Carlo Borromeo eine plötzliche Läuterung seiner Seele erfährt, eine Sache eher der Literatur sind. Der Konflikt im Südsudan hat realpolitische Gründe und kann daher nicht durch Gesten überwunden werden, sondern nur durch Analyse der Ursachen. Ich halte die Geste auch für falsch, weil sie nichts mit dem Christentum zu tun hat. Jesus Christus hat sich nicht erniedrigt, er ist für unsere Sünden gestorben nach dem Glaubensbekenntnis. Das ist etwas anderes. Er hat auch nicht jedermann die Füße gewaschen, sondern seinen Jüngern, um ihnen deutlich zu machen, dass ihre Mission ein Dienst ist. Es geht nicht um Erniedrigung. Leider wird das oft falsch verstanden.
btw, der Demütigste ist auch nicht derjenige, der alle Welt bei jeder Gelegenheit wissen lässt, wie demütig er ist…
„Deshalb ist es wichtig, dass Franziskus nicht nur katholische Stammlande besucht, sondern gerade auch dorthin geht, wo die Christen eine Minderheit sind und oft nur unter schwierigen Bedingungen ihren Glauben leben können. Es gleicht einer Sisyphos-Arbeit.“
Gleichwohl ist es keine vergebliche Arbeit. Denn Franziskus zeigt sich hier als jemand, der versöhnen will. Das ist zwar kurzfristig sicher nicht so erfolgreich wie die Arbeit von Spaltern, aber es wird Früchte tragen.
@Carla Maltese: DANKE, dass Sie wieder hier sind. Ich habe Ihre vernünftige Stimme – die Stimme einer Frau, die in der Gegenwart als Christin leben will und trotz soliden Kenntnissen nicht meint, als Oberlehrerin auftreten zu müssen – wirklich vermisst.
Laut einer @zdf-Eilmeldung macht die Regierung Sri Lankas eine einheimische Islamistengruppe für die Anschläge auf Kirchen und Hotels verantwortlich, bei denen mehr als 290 Menschen starben.
Rücksichtsloser religiöser Fundamentalismus und Terrorismus scheinen wohl wieder die größten Herausforderungen eines 3. Jahrtausends zu werden, nach jenen der ersten beiden Jahrtausende, besonders in Europa. Bei denen die rk-Kirche keine rühmliche Rolle gespielt, mutmaßlich wohl aber dazugelernt hat.
Insofern ist Papst Franziskus nur darin zu unterstützen, das er bereits seit Beginn seines Pontifikats, durch engagierte Bemühungen um Annäherung der großen Weltreligionen und Friedensarbeit, in kluger Weitsicht gegensteuert. Was wohl auch die nur einzig wirkliche Chance zu sein scheint, um einen möglicherweise langandauernden weltweiten Konflikt eines ´Clash of Civilizations´, vielleicht doch noch friedlich einhegen zu können.
Mögen die Opfer – egal ob religiös oder nicht – in Gottes Frieden ruhen.
„wird der Dialog der moderaten Kräfte umso wichtiger. Diesen Weg beschreiten die Päpste seit vielen Jahren. Aus katholischer Sicht ebnete das II. Vatikanische Konzil dazu den Weg. Seitdem suchen die Päpste den Dialog auf unterschiedlichen Wegen.“
Das ist auch gut so. Wenn auch nicht alle Päpste seit dem Konzil. Joseph Ratzinger hat ja jüngst öffentlich gemacht, dass Juden nicht mehr missioniert werden oder gar bekehrt werden müssen.
Vor 10 Jahren war er, damals war er noch Papst, noch anderer Meinung. Da ging es ihm noch um Erleuchtung der Juden. Erleuchtet werden muss ja nur, wer perfide, blind und verblendet ist (und so hieß und heißt es tatsächlich in der antisemitischen Judenfürbitte des Karfreitag, wie sie von den Piusbrüdern gebetet wird: man betet trotz perfidia der Juden gegen deren obcaecatio). Wie dieser Meinungsumschwung aber gerechtfertigt werden kann, wenn der Satz stimmt: „Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein“, weiß ich nicht. Halten wir fest: Weil es früheren Generationen heilig war, gegen die Verblendung der treulosen Juden zu beten, ist dieses Beten gegen die Blindheit der treulosen Juden für Joseph Ratzinger auch heute noch etwas Großes und Heiliges.
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