Papst verlangt Gehorsam
Es passt nicht so recht ins Bild des lieben und freundlichen Franziskus, was sich da seit Ende vergangener Woche abspielt. In einem beispiellosen Akt verlangt der Papst Gehorsam vom Klerus der nigerianischen Diözese Ahiara. Die rund 70 Priester des Bistums sowie viele Laien verweigern seit mehreren Jahren die Anerkennung des noch von Papst Benedikt XVI. ernannten Bischofs für ihr Bistum, Peter Ebere Okpaleke. Der 54-Jährige musste außerhalb seines Bistums geweiht werden und konnte bisher nicht von diesem Besitz ergreifen. Franziskus forderte die Priester des Bistums nun auf, binnen 30 Tagen in einem Brief, den sie das Kirchenoberhaupt persönlich richten müssen, um Vergebung für das bisherige Verhalten zu bitten sowie die Entscheidung seines Vorgängers anzuerkennen. Wer das Schreiben nicht in der geforderten Frist schicke, werde suspendiert.
Papst: Es geht nicht um ethnischen Konflikt
Lange hat sich Franziskus das Treiben in der nigerianischen Diözese angesehen. 2013 ernannte er den Erzbischof von Abuja, Kardinal John Onaiyekan, zum Administrator von Ahiara, verbunden mit der Hoffnung, dass dieser die Situation befrieden könnte. Doch das scheint nicht gelungen. Ende vergangener Woche empfing Franziskus eine Delegation aus Ahiara. Ihr gehörten neben Kardinal Onaiyekan der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Metropolit der zuständigen Kirchenprovinz, der ernannte Bischof von Ahiara sowie zwei Priester, eine Ordensfrau und ein Stammesoberer der Bistums Ahiara an. Die Gruppe hatte zudem Gespräche mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und den Spitzen der zuständigen Missionskongregation geführt. Am Ende der Beratungen kam der Papst zu dem Schluss, dass es sich bei den Auseinandersetzungen um den Bischof nicht um einen ethnischen Konflikt handle, sondern um eine widerrechtliche „Aneignung des Weinbergs des Herrn“.
In der Vergangenheit hatten die Gegner der Ernennung von Bischof Okpaleke ihren Widerstand unter anderem damit begründet, dass dieser nicht aus dem Diözesanklerus stamme und nicht der Ethnie der Mbaise angehöre, die die meisten Katholiken im Bistum Ahiara angehören. Sie sahen zudem im Hintergrund Kardinal Francis Arinze am Werk, der versuche, mit Okpale ein weiteres Mitglied seines Stamms der Igbo in eine kirchliche Führungsposition zu bringen. Papst Franziskus ließ das Argument nicht gelten. Er sieht als Ursache nicht die unterschiedliche Ethnie, sondern eine Manipulation der Priester „vielleicht auch aus dem Ausland und außerhalb der Diözese“. Er kam zu dem Schluss: Wer sich der Amtsübernahme von Okpaleke widersetze, wolle „die Kirche zerstören“. Als Papst könne er daher nicht gleichgültig bleiben. Die Kirche sei eine Mutter und wer sie verletzte, „begeht eine Todsünde“. Er habe zwischenzeitlich darüber nachgedacht, das Bistum aufzulösen, so Franziskus in seiner Ansprache an die Delegation. Doch er habe sich für das jetzt angeordnete Verfahren entschlossen. Das bedeutet: Bischof Okpaleke bleibt im Amt und der Klerus muss Abbitte leisten.
Seit Papst Paul VI. ist es durchaus üblich, dass der Vatikan im Bereich der „jungen Kirchen“ für ein Bistum einen Bischof auswählt, der nicht der Mehrheitsethnie angehört. Damit möchte man dem universalen Charakter der katholischen Kirche Ausdruck verleihen, und ein Übertragen des Stammesdenkens in kirchliche Strukturen und kirchliches Handeln hinein vermeiden. Im vorliegenden Fall sahen die Priester des Bistums Ahiara eine Art „innernigerianische Kolonisierung“ durch eine andere Ethnie. Ob Franziskus durch seine Gehorsamsforderung den Konflikt wird befrieden können, ist ungewiss. Der Vorgang zeigt aber, am Ende fordert auch dieser Papst einen absoluten Gehorsam gegenüber der obersten kirchlichen Autorität.
15 Kommentare
“ Der Vorgang zeigt aber, am Ende fordert auch dieser Papst einen absoluten Gehorsam gegenüber der obersten kirchlichen Autorität.“
Alles andere wäre auch unlogisch, schließlich ist und bleibt er der Papst. Er lässt offenbar Dinge so lange laufen, wie er es für sinnvoll (Prozess bei AL) oder für tragbar hält, aber wenn er der Meinung ist, nun lange genug zugeschaut zu haben, greift er genauso hart durch wie seine Vorgänger.
Nunja, unter der gesamten Christenheit gab und gibt es auch 2000 Jahre nach Auftreten des Heilandes noch genügend Stammesdünkel. – Sofern man die Konfessionen als „Stämme“ ansieht, was ich hiermit gerne tun will 🙂
Das Ansinnen von Jesus Christus war es wohl per se nicht („…ihr aber seid alle Brüder und Schwestern“ – sinngem. Matth. 23,8).
Liebe Wrightflyer, […]*
Möchten Sie jedesmal vers ichert bekommen, dass Sie hier schreiben dürfen? Wenn Sie nicht dürften, würde es nicht freigeschaltet werden, vermute ich. Sollte Ihnen niemand antworten, könnte es vielleicht daran liegen, dass es die anderen doch nicht so interessiert hat.
*Der Beitrag wurde wegen des Verstoßes gegen die Netiquette editiert.
Sie würden mir fehlen
lieber herr erbacher, hört man denn schon was über eine zweite amtszeit von kardinal müller? dessen erste amtszeit läuft doch anfang juli aus, oder?
Bisher habe ich dazu nichts gehört.
Was eine eventuelle 2. Amtszeit von Kardinal Müller angeht, da bin ich auch sehr gespannt.
Also ich wette darauf, dass er Glaubenspräfekt bleiben wird.
Und nein, ich bin alles andere als ein Fan von Müller. Aber nachdem Bischof Huonder in der Schweiz nach Erreichen der Altersgrenze noch zwei Jahre Verlängerung bekommen hat, obwohl er extrem unbeliebt ist, denke ich, auch Müller wird bleiben.
Ich gehe auch davon aus, dass er bleibt, auch wenn ich dafür wäre, dass er den Sonderseelsorgsbereich Mars zugeteilt bekommt für die vielen schlimmen Dinge, besonders die Missbrauchsfallvertuschungen, auf die auch P. Mertens SJ hingewiesen hat.
Das Gute ist: Sowohl Kongregation als auch Präfekt sind faktisch kaltgestellt. Viel Unheil geht im Moment nicht von ihm aus. Schade um eine Institution, die segensreich wirken könnte und sollte. Aber die Kaltstellung ist berechtigt.
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