Papst in Schweden: Seligpreisungen 2.0
Zum Abschluss seines Besuchs in Schweden hat Papst Franziskus noch einmal zum Einsatz für die Ökumene aufgerufen. Beim Gottesdienst in einem Fußballstadion in Malmö zählte er die Ökumene zu den wichtigsten Herausforderungen der Christen heute. Mit einer Übersetzung der Seligpreisungen, einer der zentralen Botschaften Jesu, ins Heute entwarf er einen „Personalausweis“ der Christen im 21. Jahrhundert. Er machte deutlich, wer Christ ist, muss „für die volle Einheit der Christen beten und arbeiten“. Daneben gehören der Einsatz für die „Ausgesonderten“ und den Umweltschutz ebenso zur Identität des Christen 2.0 wie die Verbreitung des Evangeliums, eine Haltung des Verzeihens gegenüber denen, die Böses tun, sowie der Verzicht auf den eigenen Wohlstand zum Wohl anderer. Ein Christentum, das so verstanden wird, könnte durchaus anschlussfähig sein an eine zutiefst säkularisierte Gesellschaft, wie sie in Schweden und anderen Ländern Skandinaviens vorzufinden ist. Ein Papst, der moralische Prinzipien mit dem Zeigefinger verkündete, würde sicher weniger Gehör finden.
Meilenstein der Ökumene?
Ob die 17. Auslandsreise von Papst Franziskus wirklich ein Meilenstein in der Ökumene ist, wie das gestern Abend der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, Martin Junge, formulierte, ist unmittelbar nach dem Ende noch offen. Fest steht aber, dass sie atmosphärisch sicherlich viel verändert hat. Lutheraner und Katholiken haben sich in Lund als gleichberechtigte Partner auf Augenhöhe getroffen und gemeinsam das Reformationsgedenken eröffnet. Beide Seiten hielten sich mit Forderungen an den anderen Partner zurück, auch wenn die drängende Frage nach dem gemeinsamen Abendmahl immer präsent war. Und das nicht zuletzt dadurch, dass auf dem Logo des Tages und der gesamten Papstreise, dem Kreuz des salvadorianischen Künstlers Christian Chavarría Ayala, im Zentrum eine Abendmahlsszene dargestellt ist. Jesus lädt dort mit weit geöffneten Armen alle ein; doch die Kirchen sagen nein – ein Skandal!
Trotzdem hat Lund gezeigt, dass sich mit Lutheranern und Katholiken zwei Partner gefunden haben, die eine Art Motor in der Ökumene sind zwischen katholischer Kirche und den Kirchen, die aus der Reformation hervorgegangen sind. 1999 haben sie mit der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungserklärung das zentrale Hindernis auf dem Weg zur Einheit aus dem Weg geräumt. Mittlerweile hat sich auch der Methodistische Weltbund der Erklärung angeschlossen und im nächsten Jahr soll der Reformierte Weltbund folgen. Dieses Beispiel zeigt, dass es manchmal helfen kann, wenn einzelne Kirchen in bilateralen Gesprächen vorangehen, weil multilaterale Gespräche aufgrund der Vielfalt der unterschiedlichen Standpunkte einen Konsens verhindern würden.
Wer wird Vorreiter beim gemeinsamen Abendmahl?
Das gilt auf internationaler Ebene, wie auch auf nationaler Ebene. Die theologischen Gespräche zwischen katholischen und evangelischen Theologen in Deutschland haben maßgeblich die internationale Erklärung zur Rechtfertigungslehre vorbereitet. Vor kurzem haben Katholiken und Lutheraner in den USA ein interessantes Papier zum Thema Abendmahl vorgelegt. In der „Declaration on the Way“ kommen die Theologen zu dem Schluss, dass bei 32 „wichtigen Punkten“ zu Kirche, Amt und Eucharistie Übereinstimmung bestehe zwischen Katholiken und Lutheranern. Der vatikanische Ökumeneminister Kurt Koch betonte gestern Abend noch einmal in Lund, dass dieses Papier sehr hilfreich sei für die nächsten Schritte. Vielleicht können ja auch die deutschen Theologen in dem Sinne, wie Kardinal Reinhard Marx das am Sonntag in Rom angedeutet hat, einen Beitrag zur Klärung der schwierigen Frage beitragen; denn gerade in einem so klar konfessionell geteilten Land wie Deutschland brennt diese Frage unter den Nägeln.
7 Kommentare
Warum dieser doch etwas sehr verquere Sprachgebrauch von „Ökumene“ und „Einheit“, – gibt es hierfür keine bessere Wortwahl? Natürlich werden diese künstlichen Wortschöpfungen verwandt, weil dies der Sprech der Berufsgruppe der Theologen ist.
Doch Jesus Christus himself hat die Regelung der Beziehung der Nachfolger untereinander bereits vorgenommen. Recht langatmig z.B. in Mt. 23, das in der Primärbotschaft sinngemäß: „…aber Ihr seid untereinander alle Schwestern und Brüder…“ kulminiert. Das ganze Kapitel lohnt sich übrigens in Bezug auf „Ökumene“ & „Einheit“ sowie Theologen, zu lesen; denn es hat seit nahe 2000 Jahren an Aktualität nichts verloren.
Nur fragt man die Frösche, ob man ihren Teich trocken legen soll? Und so wird man beim offiziellen theologischen Sprachgebrauch samt Logen bleiben; der das geforderte richtige, nämlich geschwisterliche Verhältnis, nicht wiedergibt. Sondern allein dazu dient die Wichtigkeit der Kaste der Theo-logen heraus zu stellen. Die davon zufälligerweise ja auch materiell und vom Ansehen her ganz gut profitiert. Und so wird es mit ihnen auch nie eine ´Einheit´ der Konfessionen geben. Man ist ja noch nicht mal in der Lage das gemeinsame Abendmahl zu feiern! Was es mit Theologen geben wird ist jedoch weiterer Dissens bis in Ewigkeit und 3 Tagen, auch wenn der gut versteckt vor der Öffentlichkeit nur hinter der Fassade ausgetragen wird. Obwohl man es an der Basis der Gläubigen der verschiedenen Konfessionen durchaus anders sieht.
„Vor kurzem haben Katholiken und Lutheraner in den USA ein interessantes Papier zum Thema Abendmahl vorgelegt. In der „Declaration on the Way“ kommen die Theologen zu dem Schluss, dass bei 32 „wichtigen Punkten“ zu Kirche, Amt und Eucharistie Übereinstimmung bestehe zwischen Katholiken und Lutheranern.“
es dürfte ein viel brisanteres und eindringlicheres konsensdokument geben:
Die Apostolizität der Kirche. Studiendokument der Lutherisch/Römisch-katholischen Kommission für die Einheit. 2006. In: J. Oeldemann u.a. (Hgg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung. Sämtliche Berichte und Konsenstexte interkonfessioneller Gespräche auf Weltebene. Bd. 4: 2001-2006. Paderborn – Leipzig 2012, S. 527-678.
in diesem dokument wird festgehalten, dass es in der amtsfrage (also der frage, wer leitungsfunktionen in der kirche haben soll) ein konsens in wesentlichen punkten ERREICHT IST.
wenn man zudem das konsensdokument der altkatholisch/katholischen diskussion in der letzten verbliebenen frage – der der ordination von frauen – dazunimmt und nach der dogmatischen valenz dieses problems fragt, kommt (nur auf den ersten blick) erstaunliches zu tage: der satz „frauen sind weihbar“ ist aus der perspektive roms KEINE irrlehre, die aus der gemeinschaft der kirche ausschließt (eine häresie).
langer rede kurzer sinn: wenn man wirklich will (am papst zweifle ich keine sekunde, an der kurie schon eher und noch mehr an kleingeistigen bischöfen, die nachweisbar [!] afd-nah sind wie z.b. rudolf voderholzer), dann hat die theologie bereits alle steine, die dem gemeinsamen abendmahl im wege stehen, aus dem weg geräumt. und zwar kurioserweise, ohne dass auch nur eine kirche ein jota von ihrer position abweichen müsste.
Alberto Knox
01.11. 18:15 h
Lange Rede gar kein Sinn, diese Erbsenzählerei der Theologen, die Gottes Wort durch ihre eigene Kleingeisterei ersetzen wollen.
[…]*
die reformation hat sich an einem theologischen problem entzündet und luther wollte sein reformanliegen auch theologisch diskutiert wissen.
heute sind wir endlich in der lage, das auf augenhöhe und ohne gegenseitigen grobianismus zu tun, also löst man das problem dort, wo es entstanden ist: in der theologie.
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