Papst in Afrika – Tag 4
Franziskus will den Menschen in Uganda und darüber hinaus auf dem afrikanischen Kontinent Hoffnung machen, dass es trotz vieler Schwierigkeiten auch eine gute Zukunft geben kann. Dabei spart er nicht mit Kritik; allerdings sind das eher leise Töne, gerade wenn es in Richtung Politik geht. Er schimpft nicht auf böse externe Faktoren sondern er erinnert die Einheimischen an ihre Verantwortung für eine bessere Zukunft. Dabei gilt für den Papst, auch mit kleinen Schritten kann man die Welt verändern. Am Abend erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi, dass man an den Reiseplänen für die Zentralafrikanische Republik wie vorgesehen festhalte. So wird Franziskus am Sonntagmorgen von Kampala in Richtung Bangui aufbrechen. Die Rückreise nach Rom ist für Montag geplant.
Gerechte Gesellschaft aufbauen
Der Tag in Uganda bot ein volles Programm. Am Morgen besuchte Franziskus die beiden Gedenkstätten für die anglikanischen und katholischen Märtyrer Ugandas. Im 19. Jahrhundert wurden 25 Christen, drei Anglikaner und 22 Katholiken, während der Christenverfolgung brutal ermordet. Sie waren die ersten afrikanischen Heiligen der Neuzeit. Das Gedenken an ihre Heiligsprechung 1964, also vor gut 50 Jahre, durch Papst Paul VI. war Anlass für den Besuch in Uganda. Für die katholische Kirche im Land sind die Märtyrer ein wichtiger Identifikationspunkt. Aus ganz Afrika und darüber hinaus kommen jedes Jahr Pilger in das Heiligtum. Papst Franziskus feierte heute Morgen dort einen Gottesdienst, an dem nach offiziellen Angaben 300.000 Menschen teilgenommen haben.
Seine Botschaft an die Ugander: setzt euch für das Gemeinwohl ein. Er mahnte dazu, sich nicht voneinander abzugrenzen, sondern gemeinsam zu handeln. Es gehe darum, „mit den anderen für das Gemeinwohl zusammenzuarbeiten und eine gerechtere Gesellschaft aufzubauen, welche die Menschenwürde fördert und niemanden ausschließt, eine Gesellschaft, die das Leben verteidigt, das ja ein Geschenk Gottes ist, und die Wunder der Natur, die Schöpfung, unseres gemeinsamen Hauses schützt“. Vatikansprecher Lombardi wies am Abend darauf hin, dass die Formulierung „niemanden ausschließen“ auch auf Homosexuellen hin zu deuten sei. Dies sei die Antwort des Papstes, ja der katholischen Kirche auf die Vorgänge in Uganda. Hier ist Homosexualität eine Straftat und kann mit Geld- oder mehrjährigen Haftstrafen geahndet werden. Unter den Journalisten löste diese Deutung Lombardis Verwunderung aus, hätte man doch eine deutlichere Positionierung erwartet.
Politisch eher leise Töne
Aber Franziskus hält sich mit Kritik zurück. Von der Jugendveranstaltung gestern in Nairobi abgesehen. Heute sprach er etwa von „Ehrlichkeit und Integrität“ des Lebens. Gestern bei seiner ersten Rede in Uganda vor Politikern und Diplomaten hatte er von einer „guten und transparenten Regierung“ angemahnt sowie eine „breite Beteiligung am nationalen Leben sowie eine vernünftige Verteilung der Güter“. Das ist in einem Land, in dem Staatschef Yoweri Kaguta Museweni mittlerweile seit fast 20 Jahren in einem zunehmend autokratischeren Stil regiert, sehr zurückhaltend. Sieht man etwa die Rede von Papst Benedikt XVI. vor dem gleichen Publikum in Benin im November 2011, stellt man fest, dass er die Probleme wie Korruption und fehlende demokratische Strukturen deutlich angesprochen. Vielleicht sieht Franziskus mehr Chancen, wenn er an die Jugend appelliert, sich von den teils fragwürdigen Praktiken und Lebensweisen der Erwachsenen zu distanzieren und neue Wege einzuschlagen.
Das zeigte sich gestern beim Jugendtreffen in Nairobi ebenso wie heute beim Treffen mit den Jugendlichen in Kampala. Wie schon gestern legte Franziskus seine vorbereitete Rede beiseite und sprach frei. Er antwortete auf die Zeugnisse von zwei Jugendlichen. Emannuel Odokonyero berichtete, wie er 2003 zusammen mit 40 weiteren Schülern von der Lord’s Resisteance Army entführt und gefoltert wurde. Nach drei Monaten Gefangenschaft konnte er fliehen. Zahlreiche seiner Mitschüler sah er in Gefangenschaft sterben. Elf sind noch immer in der Gewalt der Rebellengruppe. Winnie Nansumba berichtete über die Schwierigkeiten in ihrem Umfeld sowie ihre Selbstzweifel, weil sie von Geburt an HIV-positiv ist. Franziskus erklärte, es gebe immer die Möglichkeit, dass sich ein Horizont öffne. Er fragte die Jugendlichen, ob sie bereit seien, das negative Dinge in positive zu verwandeln, Hass in Liebe, Krieg in Frieden! Wie schon in Nairobi machte der Papst deutlich, dass man sich nicht dem Negativen und Schlechten schicksalsergeben hingeben dürfe. Vielmehr gebe der christliche Glaube Hoffnung, dass man Dinge verändern könne.
Aufruf zum Handeln
Bei seinem anschließend Besuch im Caritashaus stellte er fest: „Durch einfach und hingebungsvolle Taten (…) lassen wir die Kraft seiner Liebe [Christi] in die Welt eindringen und verändern sie wirklich.“ In dem Caritashaus werden alte Menschen sowie Menschen mit Behinderung oder Krankheiten wie AIDS gepflegt und versorgt. Franziskus nutzte die Gelegenheit, um für die „große und fruchtbare Arbeit mit den an AIDS erkrankten Menschen“ durch kirchliche Gruppen zu danken. Er verband dies einmal mehr mit dem Appell an Pfarreien und Gemeinschaften in ganz Afrika, „die Armen nicht zu vergessen“. Vielerorts breiteten sich Egoismus und Gleichgültigkeit aus. „Es ist tarurig, wenn unsere Gesellschaften zulassen, dass die alten Menschen ausgesondert oder vergessen werden! Es ist verwerflich, wenn die jungen Menschen durch die aktuelle Sklaverei des Menschenhandels ausgebeutet werden!“ Die Christen dürften da „nicht einfach zuschauen“. „Etwas muss sich ändern“, so Franziskus. Nach seiner Rede ging Franziskus durch zehn Krankenzimmer und besuchte die Menschen dort.
Damit war der Tag aber noch längst nicht zu Ende. Franziskus stand noch ein Treffen mit den Bischöfen Ugandas bevor sowie eine Begegnung mit Ordensleuten, Priestern und Seminaristen in der Kathedrale von Kampala. Hatte er schon beim Besuch im Caritashaus müde gewirkt, sah man in der bei Kathedrale, dass die Reise den Papst doch sehr anstrengt. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, seine vorbereitete Rede dem zuständigen Bischof zum Verteilen zu übergeben und kurz frei zu den Anwesenden zu sprechen. Sicher dürften ihn auch die vielen und langen Fahrten mit dem offenen Papamobil anstrengen. Aber hier in Kampala säumten seit gestern Abend hunderttausende Menschen die Straßen, um den Papst zu sehen. War in Kenia die Stimmung doch nahezu während des ganzen Aufenthalts eher zurückhaltend, scheint Franziskus in Uganda im Herzen Afrikas angekommen zu sein. Das wurde bereits gestern Abend bei der Begegnung mit den Katecheten deutlich, bei der Franziskus mit traditionellen Klängen und Tänzen empfangen worden war.
- Auf dem Weg vom Stadtzentrum in Kampala zum Heiligtum. (Quelle: Erbacher)
- Ein Slum von Kampala. (Quelle: Erbacher)
- Auch hier gibt es keine befestigten Straßen, sobald man in den Slum hineingeht. (Quelle: Erbacher)
- Das katholische Heiligtum der Märtyrer Ugandas in Namugongo. (Quelle: Erbacher)
- Die 22 katholischen Märtyrer Ugandas. (Quelle: Erbacher)
- Die Gedenkstätte war heute geschlossen. Daher beteten viele Pilger davor. (Quelle: Erbacher)
- An den Zugängen zur Messe bildeten sich lange Schlangen. (Quelle: Erbacher)
- Neugierig schaut er in die Kamera eines Fotografen (Quelle: Erbacher)
- Es waren auch viele Kinder beim Gottesdienst heute Morgen. (Quelle: Erbacher)
- Anders als in Nairobi waren beim Gottesdienst heute in Kampala sehr viele Frauen. (Quelle: Erbacher)
- Teilweise waren die Frauen schon gestern am Heiligtum angekommen. (Quelle: Erbacher)
- Freude pur. (Quelle: Erbacher)
- Sie wartete vor der Kathedrale auf Papst Franziskus. (Quelle: Erbacher)
- Ein Gruß für die Journalisten. (Quelle: Erbacher)
- Beim Gottesdienst wurden auch zwei Reliquienschreine zum Altar getragen. (Quelle: Erbacher)
- Sicherheit auch zu Wasser. (Quelle: Erbacher)
- Der Altarraum ist eine Insel auf einem künstlichen See. (Quelle: Erbacher)
- Auch heute gab es beim Gottesdienst Tänzerinnen. (Quelle: Erbacher)
- Beim Gottesdienst waren Pilger aus vielen afrikanischen Ländern, aber auch aus Europa und Australen. (Quelle: Erbacher)
- Papst Franziskus: Die Kirche schließt niemanden aus. (Quelle: Erbacher)
- Ein ungewöhnlicher Ort für einen Gottesdienst. (Quelle: Erbacher)
- Auch in der Bar neben dem Heiligtum wurde der Gottesdienst am Fernseher verfolgt. (Quelle: Erbacher)
- Eine kleine Bar am Wegesrand. (Quelle: Erbacher)
- Ein Teil der Küche ist gleich nebenan. (Quelle: Erbacher)
- Siedlung beim Heiligtum. (Quelle: Erbacher)
- Beim Vorprogramm hielt es kaum jemand auf den Bänken. (Quelle: Erbacher)
- Und auf der Bühne wurde vorgetanzt. (Quelle: Erbacher)
- Musik, bei der alle mitgehen. (Quelle: Erbacher)
- Beten mit Leib und Seele. (Quelle: Erbacher)
- Neben viel Tanz und Begeisterung gab es im Vorprogramm auch Momente des Gebets. (Quelle: Erbacher)
- Momente des Gebets. (Quelle: Erbacher)
- Die Bühne beim Jugendtreffen war etwas klein ausgefallen. (Quelle: Erbacher)
- Aus der Ferne kommt der Papst. (Quelle: Erbacher)
- Viel Schwarz – eigentlich sucht der Papst die Nähe zu den Menschen. (Quelle: Erbacher)
- Das Kuscheltier durfte auch mit zum Treffen mit Papst Franziskus. (Quelle: Erbacher)
- Tausende säumten auch heute die Straße in Kampala. (Quelle: Erbacher)
- Warten auf den Papst. (Quelle: Erbacher)
- Viele hofften, den Papst persönlich begrüßen zu können. (Quelle: Erbacher)
- Besuch im Caritas-Haus am Nachmittag. (Quelle: Erbacher)
- Ein müder Papst. (Quelle: Erbacher)
- Ohne Worte. (Quelle: Erbacher)
- Eines der Zimmer im Caritas-Haus. (Quelle: Erbacher)
- Der Vorplatz der Kathedrale von Kampala. (Quelle: Erbacher)
- Blick vom Kathedralplatz auf Kampala. (Quelle: Erbacher)
- Sonneruntergang bei der Kathedrale. (Quelle: Erbacher)
- Ein Blick in die Kathedrale von Kampala. (Quelle: Erbacher)
- Die Ordensfrauen dominierten das Bild in der Kathedrale. (Quelle: Erbacher)
- Wenn der Papst kommt, gibt es auch für die Ordensfrauen kein Halten mehr. (Quelle: Erbacher)
- Freude und Zufriedenheit über die Anwesenheit und Worte des Papstes. (Quelle: Erbacher)
- Trotz Erschöpfung sprach Papst Franziskus am Abend in der Kathedrale frei. (Quelle: Erbacher)