Papst benennt neue Kardinäle

Es gibt bald einen neuen Kardinal aus Deutschland. Papst Franziskus nimmt den Vatikandiplomat Erzbischof Karl-Josef Rauber am 14. Februar zusammen mit 19 weiteren Bischöfen ins Kardinalskollegium auf. Rauber ist bereits 80 Jahre und wird damit nicht an einem künftigen Konklave teilnehmen. Insgesamt sind fünf der 20 neuen Kardinäle bereits über 80. Bei den 15 „Wahlkardinälen“ setzt Franziskus ein klares Zeichen: unter ihnen ist nur ein Kurienkardinal; nur fünf Kardinäle sind aus Europa, zehn aus den so genannten „Ländern des Südens“. Die 15 neuen Kardinäle kommen aus 14 Ländern. Wie schon bei der ersten Kardinalsernennung vor einem Jahr gingen traditionelle Kardinalssitze leer aus; dafür ernannte Franziskus erstmals Kardinäle in Tonga, Myanmar und den Kapverden.

Mehr Kardinäle aus der Peripherie

Das Anliegen von Papst Franziskus ist klar: weg von der Dominanz der Kurie, die beinahe ein Viertel der Wahlkardinäle ausmachen, und der Europäer, die bisher rund die Hälfte der Papstwähler stellten, hin zu einer weiteren Internationalisierung des Kardinalskollegiums sowie einer Angleichung an die tatsächliche Verteilung der Katholiken nach Kontinenten; weg von so genannten „traditionellen“ Kardinalssitzen hin zu stärkerer Berücksichtigung der jeweiligen Person bzw. auch einer gewissen „politischen“ Akzentsetzung. So müssen die Erzbischöfe von „traditionellen“ Kardinalssitzen wie Turin, Venedig, Chicago oder Madrid weiter auf „ihren“ Kardinalstitel warten. Auch Erzbischof Jean-Louis Brugues, der „Archivar und Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche“, der früher stets im Kardinalsrang war, ging schon zum zweiten Mal leer aus. Dafür setzt Franziskus inhaltliche Akzente.

Das Erzbistum Santiago auf den Kapverdischen Inseln ist eine der ältesten Diözesen Afrikas. Die Diözese Morelia in Mexiko liegt in einer Region, die von besonders hoher Gewalt geprägt ist. Der Bischof von Tonga ist zugleich Vorsitzender der Bischofskonferenz des Pazifiks. Im sizilianischen Erzbistum Agrigent ist der Kampf gegen die Mafia ein großes Thema; zudem wurden die meisten Flüchtlinge, die über das südliche Mittelmeer nach Europa kamen, zuletzt nicht mehr auf der Insel Lampedusa, die ebenfalls zum Bistum Agrigent gehört, sondern in Agrigent untergebracht. Erzbischof Francesco Montenegro ist zudem Chef der Migrationskommission der Italienischen Bischofskonferenz.

Mit der Kardinalswürde stärkt Franziskus zum einen den Bischöfen in ihrer Arbeit den Rücken; zum anderen holt er die Probleme und Erfahrung an den Rändern der Kirche ins Zentrum hinein, ins Kardinalskollegium, das noch immer zu den wichtigsten Beratergremien des Papstes gehört. Mitte Februar wird Franziskus zwei Tage lang mit den „Senatoren“ der Kirche beraten. Dazu hat er alle Kardinäle nach Rom berufen. Es soll um die bisherige Arbeit des Kardinalsrats, K9, gehen, d.h. um die Vorbereitungen der Reform der Kurie aber auch die neue Balance zwischen römischer Zentrale und den Ortskirchen.

Vatikandiplomat Rauber wird Kardinal

Bei diesen Beratungen dürfen dann auch die über 80-jährigen Kardinäle mit dabei sein, auch die fünf neuen. Franziskus betonte heute bei der Bekanntgabe der Namen, dass die Kandidaten sich durch ihre pastorale Tätigkeit in den Bistümern, aber auch im diplomatischen Dienst des Vatikans besondere Verdienste erworben hätten. Deshalb nehme er sie ins Kardinalsgremium auf. Der deutsche Erzbischof Karl-Josef Rauber war lange Jahr im diplomatischen Dienst des Vatikans tätig. Er vertrat den Heiligen Stuhl unter anderem in Uganda, der Schweiz, Ungarn und Moldawien, Belgien und Luxemburg. In seiner Zeit in der Schweiz musste er als Nuntius die schwierigen Auseinandersetzungen um den Bischof von Chur, Wolfang Haas, managen. Von 1990 bis 1993 war er Leiter der Päpstlichen Diplomatenakademie. Seit seiner Emeritierung im Jahr 2009 lebt der im Bistum Mainz geborene Rauber in einem Haus der Schönstatt-Bewegung in Ergenzingen bei Rottenburg.

Es ist das zweite Mal, dass Papst Franziskus neue Kardinäle ernennt. Bereits vor einem Jahr zeichnete sich ab, dass der Pontifex den Akzent weniger auf die Kurie und mehr auf die Diözesen in der Weltkirche legt. Von den 16 neuen Kardinälen waren damals nur vier aus der Kurie, darunter der neue Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und der Chef der Glaubenskongregation Gerhard Müller. Auch bei der geografischen Verteilung fiel auf, dass neben den vier Kurialen, die alle aus Europa stammten, unter den 12 Diözesanbischöfen nur noch zwei Europäer und ein Kanadier waren, die anderen aus Afrika (2) , Lateinamerika (5) und Asien (2) kamen.

Statistik

Mit dem Datum vom 14. Februar 2015 umfasst das Kardinalskollegium dann voraussichtlich 228 Mitglieder; 125 sind unter 80 Jahren und könnten bei einer Papstwahl mit dabei sein. Damit geht Franziskus leicht über die Zahl von 120, die Paul VI. als Obergrenze für ein Konklave empfohlen hatte. Die neuen Kardinäle kommen aus: Frankreich, Portugal, Äthiopien, Neuseeland, Italien, Vietnam, Mexiko, Myanmar, Thailand, Uruguay, Spanien, Panamá, Tonga, Kapverdische Inseln, Kolumbien, Deutschland, Argentinien, Mosambik. D.h. es sind fünf Europäer, je drei aus Lateinamerika und Asien sowie je zwei aus Afrika und Ozeanien.

Künftig 11 deutsche Kardinäle

Aus Deutschland kommen künftig elf Kardinäle, von denen sieben bereits das 80. Lebensjahr überschritten haben und damit an einer künftigen Papstwahl nicht teilnehmen werden: Karl Josef Becker (86), Walter Brandmüller (86), Paul Josef Cordes (80) Walter Kasper (80), Karl Lehmann (78), Reinhard Marx (61), Joachim Meisner (81), Gerhard Ludwig Müller (67), Karl-Josef Rauber (80), Friedrich Wetter (86) Rainer Maria Woelki (58).

Liste der neuen Kardinäle

Dominique Mamberti (62), Präfekt der Apostolischen Signatur (Vatikan)

Manuel José Macario do Nascimento Clemente (66), Patriarch von Lissabon (Portugal)

Berhaneyesus Demerew Souraphiel C.M. (66), Erzbischof von Addis Abeba (Äthiopisch-Katholische Kirche)

John Atcherley Dew (66), Erzbischof von Wellington (Neuseeland)

Edoardo Menichelli (75), Ancona-Osimo (Italien)

Pierre Nguyên Văn Nhon (76), Erzbischof von Hà Nôi (Vietnam)

Alberto Suàrez Inda (75), Erzbischof von Morelia (Mexiko)

Charles Maung Bo S.D.B. (66), Erzbischof von Yangon, (Myanmar)

Francis Xavier Kriengsak Kovthavanij (65), Erzbischof von Bangkok (Thailand)

Francesco Montenegro (68), Erzbischof von Agrigent (Italien)

Daniel Fernando Sturla Berhouet S.D.B. (55), Erzbischof von Montevideo (Uruguay)

Ricardo Blázquez Pérez (72), Erzbischof von Valladolid (Spanien)

José Luis Lacunza Maestrojuán O.A.R. (70), Bischof von David (Panamá)

Arlindo Gomes Furtado (65), Erzbischof von Santiago (Kapverdische Inseln)

Soane Patita Paini Mafi (51), Bischof von Tonga (Königreich Tonga, Inselstaat im Südpazifik, gleichzeitig Vorsitzender der Konferenz der Bischöfe der Pazifikstaaten)

Die Kardinäle, die bereits die Altersgrenze von achtzig Jahren überschritten haben:

José de Jesús Pimiento Rodriguez (95), Erzbischof emeritus von Manizales (Kolumbien)

Luigi De Magistris (88), Titularerzbischof von Nova, emeritierter Pro-Großpönitentiar (Italien)

Karl-Joseph Rauber (80), Titularerzbischof von Gubalziana, emeritierter Vatikandiplomat (Deutschland)

Luis Héctor Villalba (80), Erzbischof emeritus von Tucumán (Argentinien)

Júlio Duarte Langa (87), Erzbischof emeritus von Xai-Xai (Mosambik)

Verteilung der Kardinäle unter 80 Jahren ab dem 14. Februar 2015.

Verteilung der 125 Kardinäle unter 80 Jahren ab dem 14. Februar 2015.

Verteilung der rund 1,2 Milliarden Katholiken nach Kontinenten.

Verteilung der rund 1,2 Milliarden Katholiken nach Kontinenten.

 

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.