Ende einer Ära
Es war wohl ein Zufall, aber dann doch ein symbolischer: Am 28. Februar 2013 endete das Pontifikat von Benedikt XVI., und am selben Tag, nur ein Jahr später, endete die Ära Meisner – Papst Franziskus nahm den Amtsverzicht des Kölner Kardinals an. Dieser war am 25. Dezember 2013 80 Jahre alt geworden. Fast die Hälfte seines Lebens hat er als Bischof seiner Kirche gedient.
Der gebürtige Schlesier war nach Jahren als Weihbischof in Erfurt zunächst Bischof von Berlin, bevor ihn Papst Johannes Paul II. gegen den Willen vieler Kölner in die Domstadt am Rhein schickte. Die Bilder des Protests bei seiner Amtseinführung 1989 sind unvergessen.
Einfluss in Rom
Kardinal Meisner hat aus seiner Nähe zu Johannes Paul II. und Benedikt XVI. nie einen Hehl gemacht. Sein Draht nach Rom war gut und bei seinen Bischofskollegen in Deutschland nicht nur gern gesehen. Am deutlichsten wurde sein Einfluss in der Frage der Schwangerenkonfliktberatung, als er mit seinem Minderheitsvotum einen Beschluss der Bischofskonferenz, unter bestimmten Voraussetzungen die Beratung fortzusetzen, doch noch kippen konnte mit Hilfe des damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger. Meisner erhob seine Stimme stets lautstark, gelegen oder ungelegen – das hatte er auch schon in der DDR getan und sich nicht durch starke Mehrheiten abschrecken lassen.
Ein streitbarer Kämpfer
Seinen bischöflichen Mitbrüdern hat er es nicht immer leicht gemacht. Dennoch würdigte ihn der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, als einen „unerschrockenen Glaubenszeugen, dem wir zahlreiche Impulse verdanken“. Als erster Bischof gönnte der Kardinal sich ein eigenes Radio, das „domradio“. Das reiche Erzbistum Köln hatte die notwendigen finanziellen Grundlagen dafür. Große Aufmerksamkeit erwarb sich Meisner auch durch den Weltjugendtag 2005 in Köln mit Papst Benedikt, für dessen Wahl er sich im Konklave stark eingesetzt hatte. Der Eucharistische Kongress im Juni letzten Jahres und das neue Gotteslob (als Vorsitzender der Liturgiekommission) waren sein Abschiedsgeschenk an die deutschen Gläubigen.
Als Seelsorger für alte Priester möchte er in Köln weiter tätig sein. Wer seine Nachfolge im Erzbistum antreten wird, ist offen, nachdem der ursprünglich von ihm favorisierte Limburger Bischof für diese Aufgabe nicht mehr in Frage kommt. Das Domkapitel hat 270 ausgewählte Menschen gebeten, ein Kurzprofil für einen Bischof zu erstellen. Eine Mitsprache aller Gläubigen, wie sie von einem Kölner Initiativkreis gefordert wird, ist allerdings ausgeschlossen.