Ein Vorkonklave für die Bischofskonferenz

Es ist die letzte Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz vor der Wahl eines neuen Vorsitzenden im März nächsten Jahres beim Frühjahrstreffen in Münster. Längst hat hinter den Kulissen natürlich die Kandidatensuche begonnen. Die will der amtierende Vorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch, nun auch ganz offiziell machen –  nicht in der Öffentlichkeit, aber intern hat er eine Art Konsultationsprozess vorgeschlagen. Beim traditionellen Eröffnungsreferat heute Abend regte er an, die nächsten Monate dazu zu nutzen, über die Stärken und Schwächen der Bischofskonferenz zu sprechen, ähnlich wie beim Vorkonklave soll es eine „offene und kritische Analyse“ geben. Zollitsch möchte „Generalkongregationen ganz eigener Art“. „Je klarer wir uns über die gemeinsamen und mehrheitlich gewollten Ziele sind, desto besser können wir Fragen über die Struktur unseres Arbeitens, die Erwartungen an den neuen Vorsitzenden und die richtige Unterstützung durch die verschiedenen Dienststellen klären und angehen.“ Zollitsch will dafür die „verschiedenen Ebenen“, auf denen sich die Bischöfe bis zur Neuwahl im März treffen, nutzen.

Erzbischof Zollitsch sieht Gleichklang der Bischofskonferenz mit Papst Franziskus. Er wünscht sich eine dienende, barmherzige Kirche, nah bei den Menschen - wie der Papst.

Das ist ein kühner Vorschlag. Wenn man allerdings sieht, was die offene Aussprache der Kardinäle vor dem Konklave für ein Ergebnis gebracht hat, mag man diesen Prozess den deutschen Bischöfen nur wünschen.  Wie das Ganze allerdings strukturell organisiert werden kann, muss sich zeigen. Es bieten sich natürlich die monatlich stattfindenden Sitzungen des Ständigen Rats an; allerdings treffen sich da nur die 27 Diözesanbischöfe; d.h. die Weihbischöfe wären dann von diesem Prozess ausgeschlossen. Sie stellen mit derzeit 39 Stimmen allerdings die Mehrheit bei der Wahl dar. Es wird also noch andere Orte für diese bischöflichen „offenen und konstruktiven“ Gespräche geben müssen. Diese werden mit Sicherheit bereits diese Woche hier in Fulda beginnen.

P.S. Anlass zur Diskussion gibt es bei der Herbstvollversammlung hier in Fulda in dieser Woche genug. Wie geht es mit dem Weltbildverlag weiter? Statt eines Studientages wird es am Mittwochmorgen eine Gesellschafterversammlung geben, die über die Zukunft des Verlags entscheiden soll. Erzbischof Zollitsch scheint noch immer die Stiftungslösung zu präferieren. Ob sich diese umsetzen lässt ist derzeit noch offen. Diskutiert wird – wenn auch nicht nach offizieller Tagesordnung – der Fall Limburg. Erzbischof Zollitsch sprach davon, dass er persönlich unter der Situation leide; aber auch die Kirche in Deutschland insgesamt darunter leide. Er möchte in den letzten Monaten seiner Amtszeit als Vorsitzender der Bischofskonferenz zum Brückenbau und zur Versöhnung beitragen. Er führe derzeit Gespräche, um die Prüfkommission zusammenzustellen, die die Kosten des Baus für das Diözesanzentrum prüfen soll. In der Kommission werden Experten aus den Bereichen Finanzen, Bauplanung und Kirchenjuristen vertreten sein. In sechs bis acht Wochen möchte Zollitsch Klarheit darüber haben, wie lange die Prüfung dauern werde und wann die Kosten offen gelegt werden können. Er wolle alles vermeiden, was den Anschein erwecke, dass man den Prozess verschleppen möchte. Zollitsch ist anzumerken, dass die Causa Limburg ärgerlich ist; wo doch die katholische Kirche gerade den frischen (Auf)Wind der franziskanischen Ära verspürt.

P.P.S. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz gratulierte Angela Merkel zu ihrem „sensationellen Erfolg“. Dass die FDP nicht mehr im Bundestag vertreten sein wird, bedauert er. Es sei ein Verlust für Deutschland. Mit Parteichef Rösler habe er sehr vertrauensvoll zusammengearbeitet, so Zollitsch. Er hoffe, dass nun möglichst schnell eine Regierung gebildet werde, die kraftvoll die anstehenden Probleme angehe. Dazu gehörten laut Zollitsch die Europapolitik mit der Eurokrise, die sich immer weiter öffnende Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland sowie der demografische Wandel. Neben einer großen Koalition kann sich Zollitsch auch Schwarz-Grün vorstellen. Er habe in Freiburg einen grünen Ministerpräsident und sei damit sehr zufrieden, so Zollitsch schmunzelnd bei der Pressekonferenz zum Start der Vollversammlung.

 

Autorenbild

Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.