Frag den Robert

Er sei schon immer ein kluger Junge gewesen, wusste seine Mitschülerin aus Grundschulzeiten zu berichten. Und wenn sie nicht weiter gewusst hätten, dann hätte man halt gesagt: Frag den Robert, der wird es wissen. Der Robert von damals ist heute der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Erzbischof von Freiburg. Beim Festakt zu seinem 75. Geburtstag heute im Freiburger Konzerthaus bekamen die geladenen Gäste im Talk mit Moderator Frank Elstner das eine oder andere bisher unbekannte Detail aus dem Leben des Jubilars zu hören.

Erzbischof Zollitsch heute Mittag auf dem Münsterplatz in Freiburg. (dpa)

Der Festakt war, ganz nach dem Wunsch des Erzbischofs, keine staatstragende Abfolge von Grußworten, sondern eine gelungene Mischung aus einer substantiellen Rede von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble zur Bedeutung Europas (,das dem Donauschwaben Zollitsch sehr am Herzen liegt), dem lockeren Talk von Elstner und Gästen sowie bewährter badischer Gastfreundschaft.

Der Charakter des Festes entspricht dem des Jubilars. Erzbischof Zollitsch  ist bescheiden in seinem Auftreten, aber stets sachlich und den Menschen zugewandt. Dabei weiß er sehr genau, was er will, ist pragmatisch-realistisch und hat klare Vorstellungen. Er ist dialogbereit und offen für seine Gesprächspartner. Auf diese Weise ist es ihm gelungen, die auseinanderdriftenden Strömungen innerhalb der deutschen Bischöfe gut zu moderieren. Ohne seinen starken Impuls würde es den Dialogprozess in der deutschen Kirche nicht geben. Dass es in anderen Diözesen mit dem Dialog nicht so gut läuft, zeigt nur, dass man dort das Prinzip „Frag den Robert“ nicht unbedingt beherzigt…

Einer der Höhepunkte seiner Amtszeit war zweifelsohne der Besuch von Papst Benedikt im September 2011 in Freiburg. An dem Ort, an dem heute gefeiert wurde, hielt Benedikt XVI. damals die inzwischen berühmte Konzerthaus-Rede, in der er die Entweltlichung der Kirche forderte und damit große Interpretationsdebatten auslöste. Zu den Führungsprinzipien Zollitschs gehörte es, dass er strittige Themen mit nach Rom nahm, um sie dem Papst vorzustellen und um Verständnis für die deutschen Positionen zu werben. Seit dem Wechsel im Pontifikat ist dieser Weg schwieriger geworden für ihn. Aber es wäre gut, wenn auch Papst Franziskus für die verbleibende Amtszeit des Freiburgers den Rat beherzigen würde: Frag den Robert….

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Michaela Pilters

Ich leite seit 1985 die ZDF-Redaktion „Kirche und Leben/kath“. Bevor ich zum ZDF kam, war ich bei der Katholischen Nachrichtenagentur in Bonn und beim Hessischen Rundfunk in der Kirchenredaktion - also viele Jahre Erfahrung mit kirchlichen Themen. Mein Studium der katholischen Theologie (Diplom) habe ich in München gemacht.