Johannes XXIII.
Ein kurzer Zwischenruf an einem denkwürdigen Tag. Heute vor 50 Jahren starb der selige Papst Johannes XXIII. im Alter von 81 Jahren. In die Trauer mischte sich damals die Sorge, wie es mit dem II. Vatikanischen Konzil weitergehen werde. Hoffnungsvoll war man im Oktober 1962 in diese bedeutendste Bischofsversammlung der Neuzeit gestartet, die Papa Roncalli Anfang 1959 nur wenige Monate nach seiner Wahl zum Papst überraschend angekündigt hatte. Er wollte die Kirche damit in die Moderne führen. Erleichtert war man, als sein Nachfolger Paul VI. erklärte, dass er das Konzil fortsetzen wolle.
Papst Franziskus würdigte heute Abend bei einer Begegnung mit Pilgern aus Bergamo, dem Heimatbistum Roncallis, den Seligen als Mann des Friedens und des Gehorsams. Die Einberufung des Konzils, das ein „Meilenstein in der Geschichte der katholischen Kirche im 20. Jahrhundert gewesen sei“, bezeichnete Franziskus als „prophetische Intuition“. Johannes XXIII. habe eine große Liebe zur Tradition der Kirche ausgezeichnet und gleichzeitig auch das Wissen um die fortdauernde Erneuerungswürdigkeit der Kirche.
Johannes XXIII. hat mit dem Konzil einen Prozess angestoßen, der bis heute nicht abgeschlossen ist. Noch immer ringt die katholische Kirche um den rechten Weg in der modernen Gesellschaft. Teils nimmt diese Auseinandersetzung kämpferische Züge an, wie man an den vielen internen Streitereien um die richtige Deutung des Konzils ablesen kann – und nicht zuletzt an den Diskussionen um die Versöhnungsgeste Benedikts XVI. in Richtung der traditionalistischen Piusbruderschaft. Um die ist es übrigens seit Beginn des Pontifikats von Papst Franziskus still geworden. Der Stil des neuen Papstes dürfte wohl so gar nicht auf der Linie der Piusbrüder liegen. Und bei den Themen, die die Traditionalisten am Konzil mit am meisten kritisieren wie Ökumene, interreligiöser Dialog und Religionsfreiheit, liegt Franziskus ganz klar auf Konzilslinie.
Wer mehr über das Konzil erfahren möchte, dem sei unser ZDF-Film zum Jubiläum der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils vom Herbst vergangenen Jahres empfohlen!