Diakonat für Frauen?

Nun ist die Diskussion wieder in vollem Gange. Erzbischof Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, hat sich im Rahmen der Diözesanversammlung seines Erzbistums am Wochenende für ein Diakonenamt für Frauen ausgesprochen. Doch aufgepasst: Es geht hier nicht um die Öffnung des Diakonats der Männer für Frauen, sondern um ein eigenständiges „spezifisches“ Amt, losgelöst vom dreistufigen Weiheamt der Männer: Diakon, Priester, Bischof. Zollitsch beruft sich dabei auf den deutschen Kurienkardinal Walter Kasper. Der hatte beim Studientag zum Thema Frauen bei der Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz in Trier ein solches „spezifisches“ Frauendiakonat für möglich bezeichnet. Dabei bezog sich Kasper auf so genannte „Gemeindediakoninnen“, die in der frühen Kirche Dienste in den Gemeinden übernommen hatten etwa in der Glaubensunterweisung, in sozialen Diensten und in der Arbeit mit Frauen.  

In Koblenz fand heute der zweite „Tag der Diakoninnen“ statt, der vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken und verschiedenen katholischen Frauenverbänden am 29. April organisiert wird, dem Gedenktag der heiligen Katharina von Siena. Bei der Tagung wurde die Forderung nach der Zulassung von Frauen zum Diakonenamt unterstrichen. Dabei hoffen die Frauen natürlich auf die Öffnung des traditionellen Diakonenamts. Die Schaffung eines eigenen „spezifischen“ Diakonats für Frauen könnte das „Nein“ der katholischen Kirche zum Priesteramt für Frauen zementieren.

Erste Bischöfe haben bereits negativ auf die neuen Forderungen nach einem Diakonat für Frauen reagiert, etwa der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Er ließ gestern noch auf der Homepage seines Bistums mitteilen, dass ein Diakonat der Frau im Sinne des traditionellen sakramentalen Weiheamts nicht in Frage komme. Das wiederum hatte Erzbischof Zollitsch auch gar nicht gefordert. Vielleicht tut hier eine Begriffsklärung gut; dann kann auch ganz offen über die Möglichkeiten diskutiert werden, wie Frauen künftig besser im kirchlichen Dienstamt sowie in Verantwortungspositionen der Kirche vertreten sein können.

P.S. Die Missverständnisse in der Diskussion den Medien anzulasten, wie es heute der Pressesprecher des Erzbistums Freiburg laut einer Meldung der katholischen Nachrichtenagentur versuchte, verwundert. Er beklagte „Unschärfe in der Medienberichterstattung“. Wer solche heißen Eisen anfasst, muss auch damit rechnen, dass Funken schlagen. Das ist ja zunächst einmal nichts Schlechtes. Wichtig ist, dass man zu einer sachlichen und differenzierten Diskussion findet.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.