Habemus presidentem
Heute ist das Thema Papstrücktritt etwas in den Hintergrund gerückt. Beim täglichen Pressebriefing von Vatikansprecher Federico Lombardi stand der neue Chef der Vatikanbank IOR im Mittelpunkt des Interesses: der Deutsche Ernst Freiherr von Freyberg. Der 54-jährige Jurist aus Frankfurt ging als Sieger aus einem siebenmonatigen Auswahlverfahren hervor. Ihm steht eine schwierige Aufgabe bevor. Die Finanzgeschäfte der Vatikanbank waren in der Vergangenheit oft undurchsichtig. Immer wieder kam es zum Streit mit der italienischen Zentralbank. Diese sah internationale Regeln gegen Geldwäsche, Finanzierung des Terrorismus und Korruption nicht ausreichend umgesetzt. Die Fachkommission des Europarats gegen Geldwäsche „Moneyval“ hatte dem Vatikan im letzten Sommer ein mittelmäßiges Zeugnis ausgestellt. Von Freyberg soll es nun zusammen mit dem Schweizer Geldwäschebekämpfer Rene Brülhart richten.
Die Erleichterung war Pressesprecher Lombardi ins Gesicht geschrieben, als er heute Mittag den Namen verkündete. Es war fast schon, wie bei einer Papstwahl. Er zitierte den Interimspräsidenten des IOR, den deutschen Ronaldo Schmitz, mit den Worten, das sei ein großer Tag für das IOR. Doch die Freude wurde gleich wieder getrübt, als die Frage von Journalisten aufkam, ob von Freybergs zweiter Arbeitgeber, die Blohm+Voss-Gruppe in Hamburg, nicht auch Militärschiffe baue. Unruhe im Pressesaal. Man reichte Lombardi nach einigen Minuten einen Zettel mit der Nachricht, dass dies nicht (mehr) der Fall sei. Blohm+Voss baue keine Kriegsschiffe mehr. Dann am Nachmittag die Korrektur, es würden doch noch vier Stück gebaut. Also schon wieder ein Skandal? Und das, obwohl betont wurde, dass der Kandidat auf beruflichem und moralischem Gebiet geprüft worden sei!?
Die Sache taugt nicht zum Skandal. Zwar ist es richtig, dass Blohm+Voss Shipyard gegenwärtig noch vier Fregatten für die Bundesmarine baut. Doch hierbei handelt es sich um die Abwicklung alter Verträge, als die Sparte mit Rüstungsgütern noch zu dem Firmenverbund gehörte. Seit Februar 2012 kann man bei Blohm+Voss Shipyard nur noch zivile Schiffe kaufen und reparieren lassen, so die Auskunft der Firma heute.
Mit der Personalie von Freyberg dürfte Benedikt XVI. eine seiner letzten wichtigen Personalentscheidungen getroffen haben. Auch wenn der Jurist von der für das IOR zuständigen Kardinalskommission ernannt wurde, geschah dies erst nach Zustimmung des Papstes. Für Benedikt XVI. ist damit ein wichtiges Kapitel seines Pontifikats zumindest personell abgeschlossen. Er hatte sich stark gemacht dafür, dass die Bank sauber arbeitet. Dafür gab es auch so manchen Gegenwind im Vatikan.