Vatikan gegen aggressive katholische Websites

Klare Worte hat heute der Chef des Päpstlichen Medienrats, Erzbischof Claudio Maria Celli, gefunden. Bei der Vorstellung der Papstbotschaft zum katholischen Weltmedientag warnte er davor, den Glauben auf katholischen Internetseiten zu aggressiv zu vertreten. Er empfehle katholischen Seiten einen respektvollen Dialog mit den anderen. „Manchmal haben wir zu aggressive Seiten“, so der italienische Kurienerzbischof. „Wenn wir keine Haltung des Respekts bewahren, läuft alles falsch“, fuhr er fort. Damit ist er ganz auf päpstlicher Linie. Benedikt XVI. stellt in seiner Botschaft, die sich in diesem Jahr den sozialen Netzwerken widmet, fest: „Auch in der digitalen Welt, wo leicht zu hitzige und polemische Stimmen zu hören sind und wo gelegentlich die Gefahr besteht, dass die Sensationslust die Oberhand behält, sind wir zu einem sorgfältigen Urteil aufgerufen.“

Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um katholische Internetportale, die sich im rechtskatholischen Bereich tummeln und denunziatorische Praktiken in der katholischen Kirche unterstützen, wie etwa das Internetportal „gloria.tv“, oder das vor wenigen Monaten vom Netz gegangene „kreuz.net“, lassen diese Worte aus dem Vatikan aufhorchen. Immer mehr User sehen es als ihre Aufgabe, im Internet als Glaubenswächter aufzutreten und anderen den rechten Glauben und die Katholizität abzusprechen. Den Segen des Papstes haben sie dafür nicht; aus dem Zentrum der katholischen Kirche gibt es zu dem Treiben jetzt mahnende Worte.

Auffallend ist der positive Grundton, mit dem der Papst über die sozialen Netzwerke spricht. Er verschweigt zwar die Gefahren nicht, sieht aber vor allem die Chancen und positiven Seiten der Social Networks. Sie leisteten einen Beitrag, Dialog und Diskussion zu unterstützen sowie die Einheit unter den Menschen zu stärken. Dazu müssten sie von „Respekt, Rücksicht auf die Privatsphäre, Verantwortlichkeit und dem Bemühen um die Wahrheit geprägt sein“. Benedikt XVI. sieht in den Netzwerken natürlich auch eine Möglichkeit zur Weitergabe des Glaubens. Für Katholiken, die in einer Minderheitensituation leben, sieht er die Chance, über die Social Networks mit anderen Gläubigen in Kontakt zu kommen und so die „weltweite Gemeinschaft der Gläubigen“ erfahren zu können.

Erzbischof Celli kündigte übrigens an, dass es in kürze eine Papst-App geben wird. Über „The-Pope-App“ kann man demnächst dann per Livestream große Papstveranstaltungen mitverfolgen oder über eine von sechs Webcams einen Blick in den Vatikanstaat werfen. Bei der Technik geht der Papst also mit der Zeit. An dieser Stelle scheint er keine Berührungsängste mit der Moderne zu haben.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.